16. August 2006 – irgendwo zwischen Brenner und Reggio Calabria

Ich mußte heute an Badesamstage denken. Ich könnte auch sagen: ich liege in der Badewanne und stelle mir nackte Brüste über meinem Gesicht vor. Aber ich liege nie in der Badewanne, außer jetzt. Vielleicht. Ich weiß es wirklich nicht. Das letzte Mal lag ich im vergangenen Herbst in der Badewanne. Mit meiner Frau. Leider hatte ich an dem Tag Whisky getrunken. Und so kam außer dem angenehmen Kontakt mit ihrer nassen Haut weiter nichts zustande. Wahrscheinlich wäre es nicht anders gewesen, wenn ich keinen Whisky getrunken hätte. Als ich damals als Student in Berlin-Neukölln wohnte, gab es ein paar Straßen weiter ein Lokal, dessen Fenster dick bemalt waren mit weißen Seifenblasen auf blauem Grund, die aus einer gemalten Wanne stiegen, in die eine nackte Frau gemalt war. Die Schrift besagte: Badewannen Show. Also das kurz vor dem Friedhof rechts (kommt man von Süden) des U-Bahnhofs Leinestraße, Ecke Thomasstraße, denn von mir aus ging es immer Nogat-/Schierker/Jonas-/Thomasstraße, wobei ich in der Nogatstraße wohnte: meine Eselsbrücke sozusagen: Thomas Jonas Schierker Nogat. Auch passierte es mir im letzten Jahr, des öfteren mit jemandem zu telefonieren, die beim Telefonieren häufig in der Badewanne saß oder lag oder in diese sich setzte oder sich legte oder wie auch immer. (Wobei mich jetzt stört, daß „jemand“ eigentlich ein „der“ als Relativpronomen verlangt. Andererseits wehre ich mich gegen diese künstlichen Wortschöpfungen wie etwa „StudentInnen“, als würde dem Weiblichen durch dieses „Innen“ Gerechtigkeit geschehen, dabei sehe ich immer nur mein eigenes Innen, und ich will partout keine JemandIn! (auch wenn ich manchmal denke, ich sei der und die, aber das ist eine andere Geschichte.)) Ansonsten eben diese Badesamstage in der Zeit des Übergangs von der Pubertät (schwieriges Wort für die Schreibfinger: es kam erst Puter-, dann Puper-!) zum Halbstarken: das war ein Eintauchen in die Wassermutter, nachdem ich zunächst heimlich eine oder zwei Zigaretten heftig in mich einsog im abgeschlossenen Badezimmer (einmal fiel ich dabei sogar um), eingehüllt vom Dampf des heiß in die Wanne laufenden Wassers. Dann in der Wanne mit dem langen Haar, das ich damals hatte. Und am Schluß dann half ich nach mit der Hand und ließ das Gewölke, daß da herauskam, einfach ins Badewasser gehen. Dann ein Gekratze an allen möglichen Haaren, um die Krumen wieder herauszukriegen. Waterborn. Baby. Dito steige ich in d i e s e s Badewasser, um die Krumen aus dem haarigen Leben herauszupulen und zwischen „Schreibzähnen“ (CELAN) knacken zu lassen. Wenn’s denn gelingt…

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