Es gibt nur Mythen des Weiblichen und keine über Männlichkeit, die wahrscheinlich Zeugungsmythen, nicht Gebärmythen wären.
>>>> June: Immer hätten Männer die Geschichte geschrieben, daran liege es: Sie notierten das (ihnen) Fremde und erhöhten es, wenn es sich anders nicht fassen bewältigen ließ ( e i n e – ungute – Bewältigungsform ist Erniedrigung*). Ich halte Achill dagegen, Odysseus, Tristan. Sie: „Das sind Einzelerscheinungen: Männer, nicht mythische Männlichkeit.“ Da hat sie recht. Es wäre also Männlichkeit mythisch noch zu erfinden. Wahrscheinlich muß dazu der Vater aus den Religionen herausgeschnitten werden, zu dem eine mögliche mythische Männlichkeit machtpolitisch verkam. Er muß aus DEM WORT real zurückgekeltert werden. Das aber können nur Frauen tun: Sie müssen vom Gewicht erzählen, das während des Aktes auf ihnen liegt und das sie spüren möchten. Von der Lust am Genommenwerden, überwältigt werden, Staunen. Im Feminismus wird das, aus nachvollziehbaren, politisch oft auch klugen Gründen, verdrängt. Tatsächliche Emanzipation hieße mythisch indes, die männlich geschaffenen weiblichen Mythen um amazonische Matriarchate aufzufüllen, worin die Frau den Mann b e g e h r t, nicht ihn ausschließt. Und sie begehrt ja, auch wenn ihr das strategisch-modern so wenig in den Kram paßt, daß sie es nicht selten in ideologisches Lesbentum verschiebt.
Ein Mythos der Männlichkeit erzählte vom G e h e i m n i s des weiblichen Begehrens.
Da ist Erniedrigung/Erhöhung beidseits gewollt,
nämlich als Verarbeitungsform.]
[Es gibt allerdings einen bildnerischen männlichen Mythos, aber der ist eben nicht Begriff und ist schon gar nicht Geschichte. Sondern man kann ihn nur ansehen: als Phallus-Figurationen, als Lingam. Anders als der erzählte weibliche Mythos wechselt er nicht die Gestalt, ist er niemals ungefähr, sondern bleibt erstarrt in der immergleichen Form. Selbst seine Erschlaffung Erholung bleibt ausgespart. Man nimmt ihm das Zyklische, das doch auch er hat, nicht nur die Frau. Anders als der „Ursprung der Welt“ ist der Lingam immer ein Ding und nie, wie sogar noch die vagina dentata, Prozeß. Ihm fehlt, mythisch gesehen, die Ambivalenz.]
begehren und gewicht Einem Mann heute mitzuteilen, wie gut es sei, sein Gewicht auf sich zu spüren (ja! ein Staunen fließt daraus!), ist schwierig geworden: er wird dies, wenn er ein fühlender, politisch korrekter Mann ist, dies als Akt des Übergriffes denunzieren und verweigern.
In eine amazonenmartriarchatslose Zeit geboren, ist ein Frauenleben ein langer Kampf um die Akzeptanz des eigenen Begehrens: zu wählen ist zwischen Ausgrenzung und Vereinnahmung. Beides Ausdruck schwacher Männlichkeit, einmal Erniedrigung, einmal der Versuch, ausschließlich auf sich selbst zu beziehen, Begehren und Frau als Besitz zu nehmen.
In erotischen Belagen. Hat politische Korrektheit nichts, aber auch gar nichts zu suchen. Und nicht nur politisch korrekte Männer fühlen; es ist überhaupt die Frage, o b sie es tun und was. Korrektheit im erotischen Umgang ist in aller Regel sexualfeindlich. Also, letzten Endes, lebensfeindlich. Und will die Abschaffung der Natur.
Das ist forciert argumentiert, ich weiß. Aber es zeigt die Richtung, gegen die ich mich stemme und gegen die sich mein ganzes Werk stemmt. Wie Kunst überhaupt.
Camille ta douleur