A n d e r e r s e i t s. (NFS. Netzfrauen, § 24.)

Warum soll es nicht möglich sein, daß geliebt wird, ja sogar daß Ehen geschlossen werden zwischen Partnern, die einander niemals begegnet sind und einander auch gar nicht anders als per Stimme und CamBild begegnen w o l l e n? Ist NFS eventuell eine Antwort auf AIDS – eine, die weder verzichten, noch sich der Gefährdung aussetzen will? In einem historischen Moment, der die retorte, also semi-künstliche Erzeugung menschlichen Lebens ins Auge faßt und in bevölkerungsregulierendem Umfang praktikabel machen wird, wäre dies ein in seiner umfassenden Affirmation ausgesprochen geschickter Reflex. Und also nicht Krankheit, sondern evolutionsgesteuerte Anpassung.

[Immer noch Händels Rodrigo; und kurz vor Innsbruck. Eingestellt i n Innsbruck aber und also fast einen Tag n a c h Rodrigo.]



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2 thoughts on “A n d e r e r s e i t s. (NFS. Netzfrauen, § 24.)

  1. Netzfrauensyndrom Widerspruch? Eher Einmischung. Es ist problematisch, NFS als krankhaftes Syndrom zu bezeichnen,finde ich, denn was ist das eigentlich, Krankheit, Gesundheit? Der Begriff Gesundheit bedarf einer genauen Definition, denn wie schnell wird einer als „in höchstem Masse krank“ bezeichnet, weil er gehaßt, gefürchtet und /oder nicht verstanden wird.
    Zu den Absagen der Netzfrauen: Die Entblössung (als Ent-leibung, genutzt als Möglichkeit der Trennung vom körperlichen Wirklich-Sein, denn das „Bildnis“ schafft eine unbewußt gewünschte Entfernung von sich selbst und seinen Defiziten, Schwächen und Schmerzen) vor der Webcam wird ja nicht als Wirklichkeit verstanden, geschweige denn erlebt, ist es doch „nur“ eine Verlängerung der Phantasie in einen (noch) unbekannten,nicht exakt einzuordnenden und nur deswegen erregenden Raum. „Wir“ -grob verallgemeinernd- haben die Bedeutung des Netzes noch nicht im kollektiven Unterbewußtsein verankert, dazu ist es zu neu, wir verstehen es nicht und begreifen es noch nicht als Lebenswirklichkeit, deswegen tobt sich das Unbewußte dort so ungefiltert aus. Und: Je schwieriger und beunruhigender, je verstörender eine „echte“ Berührung wäre, desto hemmungsloser die Entäußerung im Netz. Ist die Gleichung zu einfach? Berührung wird gefürchtet, und sicher nicht nur wegen AIDS. Auch einfache Berührungen als Ausdruck von Emotion können ganze Lebenskonstrukte ins Wanken bringen. Furcht vor und Verzicht auf sinnlich erfahrbare Wirklichkeit stabilisiert die Zustände, nicht aber die Seele, ja, vielleicht könnte man hier von Therapiebedürftigkeit sprechen. Der Netzmensch fürchtet sich, weil sie nicht weiss, ob sie dem Fisch gewachsen ist, den sie sich ins Boot holt.

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