Geist i s t Eros.

Jemand mit Geist wirkt deshalb in jedem F a l l erotisch. Das muß aber nicht heißen, daß sie/er zugleich auch sexuell anziehend ist. Denn dieses wird rein durch Pheromone bestimmt, jenes aber, unter anderem, durch kulturelle Prägung.

(CCCXXXX).

18 thoughts on “Geist i s t Eros.

  1. Es gibt mehrere Arten, sich stimulieren zu lassen. Ja, Geist wirkt erotisch, ist prickelnd, anziehend, stimulierend. Nicht immer zwischen den Schenkeln, aber wenn es dort auch prickelt, dann ist der Wahnsinn nicht mehr weit.

    1. Diesen Satz. Habe ich so nicht gesagt. Ich schrieb: Die Alten (und wer ist hier gemeint?) seien der Schöpfung näher gewesen. Nehmen Sie den Satz erst einmal zeitlich, so ist er ohnedies wahr. Nehmen Sie ihn mythisch, dann eben auch. “Früher war alles besser” hingegen ist ein Satz aus der AlltagsBanalität. Davon war hier nie die Rede, sonst hätte ich ganz im Gegenteil formuliert, es werde m o r g e n besser werden als es heute ist und früher je war.

    2. also gut, etwas semantik zum abend: was haben sie dann gesagt? welche “alten” meinen sie, wenn nicht unser aller vorfahren? ihre eltern? senioren? und bezieht sie das “ihr” nicht vielmehr auf die erotik, um die es in diesem beitrag mehr geht als um die schöpfung?! damit würden sie sagen, die alten waren der erotik näher – also eine qualitätsaussage (“näher”), aus der man schließen müsste, dass die jungen ihr heute ferner sind. da erotik hier als etwas erstrebenswertes dargestellt ist, wäre die vergangenheit also besser als die gegenwart. ergo: früher war alles besser. q.e.d.

      und genau das bestreite ich. aber vielleicht einigen wir uns auch nur darauf. das wäre ja dann ein schöner exkurs gewesen.

    3. Mit den “Alten”. Sind die Träger der Mythen gemeint; das müssen durchaus keine Menschen, sondern können ihrerseits Geschöpfe der Zwischenwelten sein. Oder Legenden. S o gesehen, sind “die Alten” eine sagen wir korrektive Arbeitshypothese, bzw. ein erkenntnistheoretisches IdeenGerüst auf das es sich klettern läßt, damit die Aussicht nicht so verstellt ist. Etwas muß nicht ‘sein’, um zu wirken. (Obwohl es keinen Gott gibt, ist er dennoch die Grundlage für Bachs h-moll-Messe; ohne ihn, den es nicht gibt, wäre sie nie geschrieben worden. In d i e s e m Sinn werden hier ‘Die Alten’ genannt.) Und tatsächlich geht es um Erotik; die aber ist eine Bedingung der Schöpfung, ihr nah, ist ihr eigentlicher, glaube ich, Impuls.
      Ich fasse das Wort “die Alten” also nicht pragmatisch, wie Sie es tun. D a n n freilich, tue ich’s, wird mir Ihre Aussage verständlich, und ich wäre sofort einverstanden. Bei mir ist “Die Alten” hingegen, wie oben, emphatisch gemeint.

    4. Verschwiemelt. Ist die Vorstellung Gottes. Die der Alten ist lediglich pathetisch.

      [Imgrunde ist freilich auch sie eine Vorstellung Gottes, aber eben von G ö t t e r n, also im Plural und zudem geschlechtsoffen. Der einzige GOtt hat grundsätzlich den Geruch von Küchen, Kohl, Mord und Schweißfüßen, also von ausschließlichem Patriarchat. Deshalb verwendet der Katholizismus einen vorschmeckenden Duftstoff wie Weihrauch. Dadurch kommt der Vorschein – Vorduft – des Weiblichen mit hinein.]

    5. Dieser Gott, den Sie beschreiben, ist der Gott der Protestanten. Dieser ist es, der nach Küchen, Kohl und Schweissfüssen riecht. Nicht nach Mord jedoch, oder nur noch selten. Dieser Geruch gehört den Katholiken, und wage die Behauptung: Weil sie das Weibliche eben doch noch haben, sonst bräuchte es ja diese zölibatäre Priesterphalanx nicht, die – auch mordend – ihre Gewalt (hier als Macht oder Kraft verstanden) zurückzuschlagen und zu brechen versucht.

    6. Kennen Sie Tolkiens “Silmarillion”? Hier sind die Götter ganz und gar nicht verschwiemelt und riechen auch nicht nach Kohl. Meiner Meinung nach die glaubwürdigsten “Alten”.

    7. @Hediger: Lesen Sie eben das neue ‘Positionspapier’ Der Dschungel, dann verstehen Sie besser, in welchem Zusammenhang solche Aussagen von mir und uns, en Fiktionären insgesamt, getätigt werden. Im übrigen gebe ich Ihnen recht, wobei die Frage der Weiblichkeit im Katholizismus sehr heikel ist: das Zölibat ist seinem Wesem nach kastratisch, nicht weiblich. Das wäre aber eine spannende tiefe Diskussion. Und hier genau der Raum.

    8. @Sophie: Die Götter nicht, eben. Sie sind im Plural. Die Dschungel meinten ‘d e n’ GOtt, also den Ausschluß des Vielen. Ganz naturhaft sind Dschungel Heiden, das bringt ihre tausendfache Gestalt mit sich.

    9. Klärung. Ich stimme Ihnen zu, und sehr wahrscheinlich überschneiden sich meine Vorstellungen von “Gott” (kleines “o”) mit ihrer Vorstellung von “Göttern”. Ich denke Gott losgelöst von der Kirche, als Figur. Als Quasi-Brasilianer, der in einer ungeheuer kreativen Kultur (auch was das Religiöse betrifft) aufgewachsen ist, die mit finessereichem Synkretismus alle Götter der tausend Kulturen, die auf brasilianischem Boden sehr fleischlich sich vermischen, in dem einen Gott des Christentums aufscheinen und fortleben lassen, ist mir der GOtt (grosses “O”) ohnehin fremd.

      Die Götter sind in Brasilien in der Tat durch die katholische Kirche ihrer Pluralität beraubt worden. Aber Gott hat sich wieder vervielfältigt in seinen Heiligen (sowohl männlichen als auch weiblichen), die Naturgeister, Seelen Verstorbener, oder afrobrasilianische Gottheiten sind. Gott ist hier der gähnend Gelangweilte, der auf das Jüngste Gericht wartet, an dem er dann für kurze Zeit wieder Mal so richtig zu tun haben wird, oder der heimtückisch Intrigante und Korrupte, der sich auf die Seite jener schlägt, die am geschicktesten das Opferspiel zu spielen wissen, oder auch der Barmherzige, der in grösster Not einspringt, selbst wenn der Leidende nicht mehr in der Lage ist, auch nur ein Stossgebet an ihn zu richten. Mal heisst er GOtt, mal Xangô, mal Maria oder Iemanjá.

      NACHTRAG: Dass ich von “Gott” rede und nicht von “Göttern” hat nicht nur autobiographische Gründe (ich bin als Missionarssohn aufgewachsen und demzufolge sehr streng christlich erzogen worden): Die Vorstellung eines “Gottes” der vielfältig, sich selbst widersprechend ist und “offen” im Sinne eines “offenen Kunstwerks”, wie Eco es definiert, verführt mich immer wieder.

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