Zum Dschungelbuch bei Serner. Kleine Theorie des Literarischen Bloggens (53).

>>>> Sie irren, was meine Intentionen anbelangt, aus Den Dschungeln ein Buch zu machen. Ich habe das zwar tatsächlich vor, gleichwohl wird es vollständig anders aussehen als das Literarische Weblog. In diesem Fall geht es mir um einen ästhetischen Transformationsprozeß: das heißt, dasjenige herauszuarbeiten, was ein mögliches Identisches wäre, tatsächlich aber die Differenz zu belassen, da sowohl das Weblog selbst als auch die Zwischenschritte zum Buch über das Netz zugreifbar bleiben sollen. Dieses Verfahren, so hoffe ich, macht einerseits das Neue deutlich (die Struktur des Neuen), andererseits bewahrt es Altes; was letzteres insofern nötig ist, als nicht j e d e r neue Prozeß zugleich ein Fortschritt ist: Etwa gehen in der Weblog-Form ‘ältere’ Gedanken verloren, die dennoch ihr erkenntnistheoretisches und vor allem poetologisches sowie poetisches Recht haben. Was vor allem am strengen Zeitstrahl und der tatsächlich überkommenden Sukzessivität liegt. Simultanität läßt sich derzeit – “zeitgleich” wahrgenommen – tatsächlich noch besser im Printmedium als hier im Netz gestalten. Das heißt aber nicht, es ginge um Rückkehr. So etwas wäre völlig absurd. Sondern es geht, jedenfalls mir, um Gleichzeitigkeiten in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit. Die Vorstellung einer “reinen” Netzliteratur ist für meinen Geschmack ausgesprochen ideologisch, und Ideologie ist i m m e r ein Feind von Wahrheit; es gibt da keinerlei Ausnahme.

Daß wiederum manche Diskussionen bereits vor zehn Jahren geführt wurden, ist für mich wirklich kein Grund, daran nicht anzuknüpfen. Denn wirkliche Kunst-Ergebnisse hat es meines Wissens in der NetzLiteratur bis dato nicht gegeben, also Kunstwerke, die avanciert sind und zugleich nicht den Gedanken (in diesem Fall = die starke Emotion) des Kathartischen verraten. Darum aber ist es mir getan: diesen zu bewahren. Sie finden übrigens b e i d e Bewegungen sowohl formal als auch inhaltlich in meinen Romanen, was mir den heftigen Widerspruch eines ganz ebenso absurden Buch-Traditionalismus eingetragen hat.

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