Ungefugger hatte mit der Tochter auch über Sexuelles gesprochen. Er entsann sich sehr wohl seiner heimlichen Besuche im BOUDOIR und schämte sich ihrer bis heute. Vor sich selbst, nicht vor anderen. Diese entsetzlichen alten Frauen. Ihm wurde übel, dachte er dran. Aber er wußte von daher genau, wie es einen trotz der Moral von Zeit zu Zeit überkommt. So daß er der Tochter wie seiner Frau gegens Heißsein die Spritze empfahl. Einer solchen hatte Michaela Gabriela sich aber nie bedient. Sie war zu eigensinnig dazu, wollte ihren Körper ganz aus dem Geist bestimmen. Also aß sie nicht mehr oder nur wenig. Ihre Mutter, die das besorgt, aber tumb registrierte, mischte ihr heimlich Fette in den Magerjoghurt, was Michaela selbstverständlich bemerkte; sie wich fortan auf Nahrungspillen aus, das ließ sich so dosieren, daß man nicht in die Gefahr kam, den Körper insgesamt kollabieren zu lassen. Ihr Geist wurde ausgesprochen rein davon. Sehr klar. Sehr gerichtet. Und der Sexualdrang verschwand. Nein, sie brauchte keine Spritzen. Zwar waren ihre Arme wie ein Bambus, doch spielten elegant modulierte Muskeln daran. Das kam vom Training. Ebenso waren die Beine. Kein Gramm Fett. Das machte sie stolz. Ihr Gesäß war wie das eines jungen Mannes, mit Buchtung in den Backen. Nur ihre Brüste ärgerten sie, weil die hingen seit der Diät, Krafttraining wehrte dem nicht. Die kleine Ungefugger nahm ihre Brüste nicht als Organe sondern wie Accesoirs wahr, über die man verfügt, also als einen bloßen Schmuck. Man muß den nicht betonen, nicht einmal haben wollen; wenn aber etwas ihn einem wegnimmt, dann ist das schwer zu ertragen. Nicht zu azeptieren, dachte Michaela Ungefugger und zog Erkundigungen nach holomorfen Prothesen ein, wie ihr Vater eine, als Ohr, trug. Jedenfalls ließ sie sich nicht erpressen, auch nicht von ihrem Körper. Freilich hatte sie nicht genug Geld, um etwas solches in Auftrag zu geben; ihre Mutter wäre, das wußte sie, dagegen. „Ernähr dich richtig, Kind, du hast einen sehr schönen Körper, den darfst du nicht vernachlässigen.“ Aber mit der sprach sie ja sowieso nicht. Und den Vater, dem erotisches Aussehen völlig egal war, belästigte sie mit solchen Kleinigkeiten nicht. Am unangenehmsten war, daß die Brüste, als sie so schlaff geworden, aus ihren Knospen Sekrete abzusondern begannen, und zwar in solcher Menge, daß die junge Frau Stilleinlagen in die BHs heften muße. Sie ahnte, daß dieser Widerstand ihr Muttererbteil war, der sich durchsetzen wollte. Sie nannte das selbst den Saft: „Jetzt hab ich diesen Saft schon w i e d e r!“
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