Auch das gehört in die Diskussion um die Fragwürdigkeit des Intimen. Daß ARGO kleine Fehler und Nachlässigkeiten, bzw. Vergessenes und nicht zuende Gedachtes in dem vor nun bereits sieben Jahren erschienenen THETIS findet, die keinem Kritiker je auffällig wurden, und daß der neue Roman das nun nicht etwa verschweigt, sondern aufdeckt und den alten, indem diesen Fehlern ihre Geschichte erzählt wird, juristisch gesprochen: nachbessert. Das funktioniert mit einer staunenswerten Leichtigkeit. Aus dem poetischen Verfahren läßt sich insofern eine Alltagserkenntnis gewinnen: Etwas zu verarbeiten, bedeutet, es zu veröffentlichen und in die eigene Geschichte aufzunehmen und im eigenen Charakter organisch zu plazieren. Den Fehler mit der Persönlichkeit verwachsen lassen, die einer hat: Ja, ich habe dies und das getan, ja, dieses und das gehört zu mir, und wer Umgang mit mir haben möchte, darf das wissen, weil nur dann sagen wir Freundschaft möglich ist. Um von Liebe gar nicht erst zu sprechen. Die Fetischisierung des Privaten führt hingegen zur Selbstverdinglichung, d.h. sie erlaubt keine Reifung mehr und keine Entwicklung und schottet das Ich gegens Außen ab.
Deshalb interessiert mich am (fantastischen) Roman so sehr die offene Form, die zugleich streng darauf achtet, lose oder gekappte Fäden mit dem Späteren zu verbinden und als Keimzellen neuer Wendungen zu verstehen. Zeit mag irreversibel sein, die (Selbst-)Konstruktion ist es nicht.