EBAY. Betrug & Taucherflossen.

Auch so etwas fällt dem Dichter auf den Schreibtisch, nämlich die gefakete, doch strafbare Realität. Da ruft mich gestern abend der Betreiber eines Tauch-Geschäftes an und erkundigt sich „nach den Flossen“. Ich bin einen Moment lang konsterniert, dann lache ich auf.
„Entschuldigen Sie, das ist sicher ein Mißverständnis.“
Ist es dann aber nicht. Denn Herr… sagen wir: Cousteaud hat von Ebay eine Verkaufsbestätigung erhalten, auf der ein unter dem Namen djellabasse handelnder Geschäftsmann nicht seinen, sondern meinen Namen, zudem meine volle Adresse angibt. Da ich Taucherflossen für gewöhnlich wenig zugeneigt bin, jedenfalls nicht innig mit ihnen verkehre, werd ich das Gefühl blubbernder Komik nicht los. Die verläßt mich erst, als mir Ebay auf Meldung des Vorfalls schreibt: Sie hätten geprüft, und ein Datenmißbrauch liege nicht vor.
Das fand ich toll, zumal ja nicht etwa auch mein K o n t o für die Käufer angegeben wird, sondern, damit einer für den Handel geradestehen möge, bloß mein Name und meine Adresse herumgeschickt wurden und offenbar weiterhin werden; denn heute morgen ruft mich ein wiederneuer Käufer an. Weil man mich ja im Telefonbuch finden kann. Worüber ich nun aber froh sein muß. Ich meine, es wurden weit über 200 ladenneue Taucherflossen zum Preis von um die 20 Euro versteigert (im Geschäft würden sie, erzählte Cousteaud, um die 160 Euro kosten). Das hätte mir 4000 unvermutete Punkte auf dem Konto gebracht und wäre wenigstens von meiner Bank aufatmend entgegengenommen worden. Nicht aber von der irgendwann ermittelnden Polizeieinheit.
Die hätte nämlich dann, wäre der erste Anruf nicht gekommen, bei mir vor der Tür gestanden, ein netter Kommissar Ode, der sein Märkchen vorweist und fragt, ob ich mich in meinem gegenwärtigen Musikgenuß ein paar Minuten lang stören möge. Neben ihm lächelt Inspektor Clouseau und wirft mir drinnen sofort die bronzene Musen-Statuette von der Box. Und ich setz mich hinter den Schreibtisch und lausche weiter Brittens Billy Budd. Wie berückend, denke ich, diesen Cassetten-Schwarzmitschnitt wiederzuhören, 1986, Nationaltheater Mannheim. Und wundere mich über die Klarheit der Aufnahme, über die Schönheit des Gesangs. Und hoff nur, die Beamten begreifen meinen inneren sowie den cassettigen Sachverhalt nicht. Clouseau hat unterdessen die Armlehne seines Stuhl zerlegt. Und auch Ode ist ausschließlich auf diese Flossen konzentriert, hat tatsächlich kein Gespür für Phrasierung und instrumentale Dramaturgie.

Nun könnten freilich trotz meines Anrufs noch weitere Odes bei mir antichambrieren wollen. Nämlich wer sagt mir, daß nicht nur djellabasse, dessen Identität mir Ebay stur immer noch verschweigt, sondern auch, sagen wir, Lustmaus unter meinem Namen Geschäfte tätigt, und vielleicht geht es dann um pikantere Ware? Viagra-Surrogate zum Beispiel, das wär sowas. Nun muß ich zum Anwalt, nun muß ich wahrscheinlich persönlich Anzeige erstatten, und alldas hält mich dann von Weblog-Fantasien ab. Andererseits will ich nicht klagen, denn dieser Beitrag wird meine referrer-Quote ganz sicher ins Unermeßliche steigern.

P.S.: Hübsch bei dem allen ist auch, daß, wer solchen Datenmißbrauch bei Ebay anzeigen will, 59 cent pro Telefonminute zu zahlen hat. Und daß Ebay prinzipiell keine Anhänge in empfangenen Mails öffnet, weil die Firewall sich dagegenstemmt… auch dann nicht, wenn es sich um Beweisstücke handelt. Und daß auf Anfragen immer jemand anderes zurückschreibt. Daß auch telefonisch nie derselbe Gesprächspartner erfolgreich verlangt werden kann. Daß sich große Firmen unterdessen völlig unerreichbar machen. Und daß der Gesetzgeber das zuläßt.

[Nachtrag, 12. August: Der ungefähr achte Käufer dieser ominösen Taucherflossen ruft an. Meine Standardaufforderung lautet nun nur noch: “Gehen Sie zur Polizei. Erstatten Sie Anzeige.” Als der Bayer jetzt sagte: “Jo, moch i”, war ich durchweg erleichtert. Schon weil ich finde, ebay gehört einer auf den Deckel… für diesen nach wie vor in mir spukenden Satz, es liege kein Datenmißbrauch v o r.]

8 thoughts on “EBAY. Betrug & Taucherflossen.

  1. Hübsch bei dem allen ist auch, daß, wer solchen Datenmißbrauch bei Ebay anzeigen will, 59 cent pro Telefonminute zu zahlen hat
    Bei manchen großen Firmen darf man eine Geschichte 10 mal erzählen bevor man zum niedersten Zuständigen kommt.
    Macht man so einen “Rundlauf” (ich hatte mal was mit CHELLO in Wien) 2 mal mit und kommt zu einem anderen niedersten Zuständigen
    kann man entweder ein drittes Mal anrufen oder man schreibt einen Brief.
    EBAY ist dank dir für mich endgültig gestorben.

    1. levelsprung ohne entprechende “geheim”-durchwahlen ists ein einzger teufelskreis.
      so erstversuch ichs, rein auf verdacht, bei HOTlines immer mit 666.
      und siehe da, bei chello gelangt man promt ins 2nd level. *dg*

      bei ebay wiederum hat sich flaschenpost als äußerst erfolgsversprechend erwiesen…

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .