Auf G.’s gestrigen Anruf spontan mit ihm in sein kleines Wochenendhäuschen an den Döllnsee gefahren und dann durch den in diesem Jahr so seltenen Sommer die 11 km einmal herumgejoggt. Nach 1/4 Strecke fragt G.: „Kannst Du noch?“ Ich, gegen die zweieinhalb Monate Schindluder, die ich mit meinem Körper trieb (keinen Sport mehr, statt dessen dreimal derart getrunken, daß ich mit komplettem Filmriß erwachte, dazu seit zweieinhalb Tagen diese Nikotinexzesse – alles st i n k t!): „Selbstverständlich. Aber ich hab nicht dein Tempo, lauf einfach vor.“ (Es verletzt meinen Stolz, wenn jemand auf mich Rücksicht nimmt.)
Nach 1/3 Strecke fragt er w i e d e r, aber anstelle zu protestieren, fällt mir spontan eine paradoxe Intervention ein: „Wenn ich das jetzt schaffe, dann belohn ich mich nachher – und rauche nicht mehr.“
Ein enorm gutes Gefühl, wenn man den Körper mit Bewegung, nicht mit Mißbrauch fordert. Danach Sauna, dann in den kühlen See. Wie gut, wie nach moderndem Holz das Wasser roch! Dann auf der Terrasse des Hotels, auf dessen Areal G’s Häuschen steht, eine Kleinigkeit gegessen, ein Radeberger getrunken, die pulsenden Beine von mir gestreckt, unter hohen Kiefern, am Springbrunnen, durch die Pfanzungen silbert der See: Luxus I.
Morgens um zehn vor sechs ohne Wecker aufgewacht, um 6.20 Uhr mit Kaffee am Laptop. Und das RICERCAR einer christophelnd poppenden EMI. Für den zweiten Kaffee mit dem verschlafenen G. hinunter zum Steg und auf den erwachten See geblickt. Wenig gesprochen. Lichtspiegel. Auf guckende Bleßhühner gelauscht und den Vogelkrawall ringsum, durch den entfernte Autos rauschten. Der Kuckuck rief. Und die ganze Rauchsucht vorüber. Luxus II: Duftende, sonnenflirrende Realität.
(8.30 Uhr)