19.35 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Das edle, feine, charactervolle Antlitz Kiri te Kanawas in dem Videomitschnitt von 1995, Met unter Thielemann; ihre edle, feine, charactervolle Stimme. Man versteht den Mandryka sofort, der eines Bildes wegen aus seinen Wäldern in die Wienstadt reist, um die Hand der Frau, die er nur so gesehen, anzuhalten. Ich habe diese Sängerin ungefähr um die gleiche Zeit, nicht der Spielhandlung, sondern der Met-Inszenierung Otto Schenks hier in Berlin an der Deutschen Oper gehört, aber nicht so gut sehen können, da ich recht weit, erinner ich mich, hinten saß.
War wie gelähmt gestern abend, als den Mitschnitt sah und hörte, wie einmal um das Herz gefaßt, und das ließ nicht mehr los. Ich sah nach ihrem Lebenslauf, und eine Wehmut, abermals ums Herz, erfaßte mich: Sie ist jetzt fast siebzig Jahre alt und hat ihre Auftritte beendet.
Das geht mir nach. Und da lese ich in Hofmannsthals >>>> Märchen der 672. Nacht:
Er fühlte sie leben, stärker, eindringlicher, als er sich selbst leben fühlte. Über sich empfand er zuweilen leichte Rührung oder Verwunderung, wegen dieser aber eine rätselhafte Beklemmung. Er fühlte mit der Deutlichkeit eines Alpdrucks, wie die beiden Alten dem Tod entgegenlebten, mit jeder Stunde, mit dem unaufhaltsamen leisen Anderswerden ihrer Züge und ihrer Gebärden, die er so gut kannte, und wie die beiden Mädchen in das öde, gleichsam luftlose Leben hineinlebten. Wie das Grauen und die tödliche Bitterkeit eines furchtbaren, beim Erwachen vergessenen Traumes lag ihm die Schwere ihres Lebens, von der sie selber nichts wußten, in den Gliedern.
Ansonsten das Hörstück, aber noch ohne Genie dahingetippt, ohne wirklich Feuer. Man muß durch so etwas durch, aber es ist zäh.
Nachmittags „Life of Pi“. Ja, wunderbarer Film. Nur die Szene mit dem heraufschießenden Wal übertritt die Schwelle zum Kitsch; vielleicht aber, denn es ist dieselbe Sprache, hat der Regisseur an dieser Stelle eine nur zu verständliche Verbeugung vor einer Szene in Disneys Fantasia 2000 machen wollen: um Dankbarkeit zu bekunden.
[Arbeitswohnung.]
Das edle, feine, charactervolle Antlitz Kiri te Kanawas in dem Videomitschnitt von 1995, Met unter Thielemann; ihre edle, feine, charactervolle Stimme. Man versteht den Mandryka sofort, der eines Bildes wegen aus seinen Wäldern in die Wienstadt reist, um die Hand der Frau, die er nur so gesehen, anzuhalten. Ich habe diese Sängerin ungefähr um die gleiche Zeit, nicht der Spielhandlung, sondern der Met-Inszenierung Otto Schenks hier in Berlin an der Deutschen Oper gehört, aber nicht so gut sehen können, da ich recht weit, erinner ich mich, hinten saß.
War wie gelähmt gestern abend, als den Mitschnitt sah und hörte, wie einmal um das Herz gefaßt, und das ließ nicht mehr los. Ich sah nach ihrem Lebenslauf, und eine Wehmut, abermals ums Herz, erfaßte mich: Sie ist jetzt fast siebzig Jahre alt und hat ihre Auftritte beendet.
Das geht mir nach. Und da lese ich in Hofmannsthals >>>> Märchen der 672. Nacht:
Ansonsten das Hörstück, aber noch ohne Genie dahingetippt, ohne wirklich Feuer. Man muß durch so etwas durch, aber es ist zäh.
Nachmittags „Life of Pi“. Ja, wunderbarer Film. Nur die Szene mit dem heraufschießenden Wal übertritt die Schwelle zum Kitsch; vielleicht aber, denn es ist dieselbe Sprache, hat der Regisseur an dieser Stelle eine nur zu verständliche Verbeugung vor einer Szene in Disneys Fantasia 2000 machen wollen: um Dankbarkeit zu bekunden.
Ich lese erst einmal Hofmannsthal weiter.