[Arbeitswohnung. Bach, Konzert d-moll für 2 Geigen & Orchester, BWV 1043.]
Also ich bleibe heute noch bei Bach. Entscheidungstage. Nachts ging das Telefon, da fuhr ich auf dem Rad von der >>>> Auberge de Maréchal Ney heim und wollte sowieso nicht absteigen; hier dann auch was auf dem Anrufbeantworter; dazu war ich zu müde; wenn ich spreche, entscheide ich; also spreche ich noch nicht. Oder doch. Sogar viel. Aber nur mit Freunden, die zu dem Konfliktherd keine direkte, das heißt mit ihm notwendigerweise bestehende Verbindung haben; assoziiert sind mit ihm nahezu alle; na gut, nicht alle; mit den anderen maile ich und entwerfe Pläne. Dann konzentriere ich mich wieder auf Argo und auf die Musik, die ich höre. Und denk mir: Hätt ich doch nur mit dem… aber egal; momentan bin ich noch zu verletzt, um mit den direkt Beteiligten anders als aufwallend und cholerisch sprechen zu können; >>>> wie gesagt, ich soll und will eben auch nicht dieses Geschirr zerschlagen. Also vermeide ich Gespräche, es sei denn, man riefe mich in einem Moment an, in dem ich auch abnehme; von mir aus werde ich nicht telefonieren.
Das ist mißlich, ich weiß, weil ein wichtiger Termin vor der Tür steht und dauernd klopft und ruft, was denn nun mit ihm sei. Und ein anderer klopft und ruft und weint sogar, weil eine Freundschaft zerbricht, während ich nichts tu als zu blocken. Als käm‘s mir nicht auf sie an. Die Wahrheit ist, daß es mir momentan tatsächlich nicht auf sie ankommt; ich bin ausgesprochen trennungserprobt, sagen wir: trennungsdurchrüttelt, trennungsgeschädigt, da macht eine nächste fast nichts mehr aus. Zum ersten Mal erlebe ich an mir – Kälte. Das ist entschieden neu. Dynamiken vermischen sich, wirken, aus völlig verschiedenen Bereichen, aufeinander ein. Möglicherweise bin ich grausam, indem ich für Absicht nehme, was entweder nur Geschluder war oder aus Überlastung rührt oder die Ursache darin hat, daß nicht rechtzeitig bzw. überhaupt über diese Angelegenheit gesprochen wurde, so daß ich nicht informiert worden bin und nun aus allen Regentonnen fiel.
Latte macchiato, erste Morgenpfeife, Bach.
Was ich hasse, ist Machtlosigkeit. Hilflosigkeit. Unveränderbarkeiten, gegen die ich nicht wenigstens etwas getan, gegen die ich mich nicht wenigstens mit aller Gewalt gestemmt haben kann. Inkompetenz. Sowie meine Arbeit betroffen ist.
Ich brauche Klarheit, will kein Gemauschel, vor allem nicht ein soziales Biotop in Bereichen, für die ich Professionalität erwarte. – Aber das sind alles Rationalisierungen.
Der vielleicht erste Kuß?
nämlich im dreiundvierzigsten Giacomo Joyce.