(Bitte verzeihen Sie etwaige Fehler im Text.
Bin in Eile, wollte ihn aber noch eingestellt haben.
Korrigieren werd ich ihn abends; für kleine Hinweise
bin ich, selbstverständlich, dankbar.
ANH, 10.45 Uhr)
Bin in Eile, wollte ihn aber noch eingestellt haben.
Korrigieren werd ich ihn abends; für kleine Hinweise
bin ich, selbstverständlich, dankbar.
ANH, 10.45 Uhr)
9.02 Uhr:
[Casa Schulze, Cucina.]
Dies ist‘s, was nicht etwa den „Charme“, sondern das innerste Wesen der italienischen Welt so ausmacht: daß die Mauern bröckeln dürfen und das grüne Tor leise verrottet, schon längst nicht funktional mehr, aber atmend, weil die Geschichte aus ihm wie ein sanfter Dampf hinaussteigt, den wir Deutschen in unserer zunehmend glatten Perfektion entseelen würden mit permanentem neuen Anstrich, möglichst noch Plastiküberzug. Wie hier indes jede Mauer ein Bild wird: Fläche, die aus uns, uns selbst, die Imaginationen zieht, so daß wir, am nächtlichen Himmel den Sternbildern gleich, der Fantasie erlauben, sich zu konstellieren. Dazu der Geruch, der Duft, der solches nahezu immer begleitet. Sicher, die Wasserpumpe im Hof ist kaputt; nach mehrmals leidlichem Bemühen, sie vermittels Klebebändern wieder zu richten, gab man es auf. So wird jetzt der Hof aus Eimern besprengt – wenn nicht, wie gestern nacht, die Kinder, die einander doch gar nicht verständigen könnten, Verständigung zuwegebrachten, indem sie taten, was wir, die Alten, verlernt: zu toben. Es tobte eine Wasserschlacht; der Meinen einerseits, C.‘ und meines Jungen, andererfronts der über der Casa Schulze lebenden L. und lüttje Fabians, der ohrenputzend dauernd schrie, vor Lust, vor Lust, Rumänienitaliener, die erst im letzten Jahr hinzugezogen: das klatschte und patschte und warf sich, rin inne Wohnung, raus ausser Wohnung, die schmutzgen Füße rutschten, nicht nur der Hof war naß, die Küche auch, in der ich dieses schreibe, und alles voller Kläerei, so daß ich dachte: da müssen wir morgen mal orgentlich putzen – aber das Klima dunstet die Kläe über Nacht hinweg, und was dann bleibt als Sand, das fegt man einfach hinaus – wie auch die Klamotten, die nur so troffen, bereits getrocknet sind, draußen auf der Leine.
[Casa Schulze, Cucina.]
Dies ist‘s, was nicht etwa den „Charme“, sondern das innerste Wesen der italienischen Welt so ausmacht: daß die Mauern bröckeln dürfen und das grüne Tor leise verrottet, schon längst nicht funktional mehr, aber atmend, weil die Geschichte aus ihm wie ein sanfter Dampf hinaussteigt, den wir Deutschen in unserer zunehmend glatten Perfektion entseelen würden mit permanentem neuen Anstrich, möglichst noch Plastiküberzug. Wie hier indes jede Mauer ein Bild wird: Fläche, die aus uns, uns selbst, die Imaginationen zieht, so daß wir, am nächtlichen Himmel den Sternbildern gleich, der Fantasie erlauben, sich zu konstellieren. Dazu der Geruch, der Duft, der solches nahezu immer begleitet. Sicher, die Wasserpumpe im Hof ist kaputt; nach mehrmals leidlichem Bemühen, sie vermittels Klebebändern wieder zu richten, gab man es auf. So wird jetzt der Hof aus Eimern besprengt – wenn nicht, wie gestern nacht, die Kinder, die einander doch gar nicht verständigen könnten, Verständigung zuwegebrachten, indem sie taten, was wir, die Alten, verlernt: zu toben. Es tobte eine Wasserschlacht; der Meinen einerseits, C.‘ und meines Jungen, andererfronts der über der Casa Schulze lebenden L. und lüttje Fabians, der ohrenputzend dauernd schrie, vor Lust, vor Lust, Rumänienitaliener, die erst im letzten Jahr hinzugezogen: das klatschte und patschte und warf sich, rin inne Wohnung, raus ausser Wohnung, die schmutzgen Füße rutschten, nicht nur der Hof war naß, die Küche auch, in der ich dieses schreibe, und alles voller Kläerei, so daß ich dachte: da müssen wir morgen mal orgentlich putzen – aber das Klima dunstet die Kläe über Nacht hinweg, und was dann bleibt als Sand, das fegt man einfach hinaus – wie auch die Klamotten, die nur so troffen, bereits getrocknet sind, draußen auf der Leine.
Wir beiden gesetzten Herrn saßen quasi mitten in der Schlacht… na ja, am Rande des aquanen Marsfelds, ganze Eimer, ja Tragewannen wurden verschüttet, Kreischen wieder des Dreijährigen, nachts um halb elf, der sein Glück, ein solches sich verschleuderndes, überhaupt nicht faßte, dann auch dreiviermal, weil alles mittlerweile glitchig, rutschte und stürzte, aber auch das in ordine fand. Und die hübsche Zwölfjährige lachte über ihr rundes Gesicht, wutschte in die Tiefe des Dorfes ab, kam, neu munitioniert, zurück, aber erwartet bereits von der blutjungen Berlin-Amazone; kaum daß sie, die Rumänin, ihr Ziganköpfchen zeigte, ging schon der Guß auf es nieder, worauf sie spritzend Rache nahm. Die letzte Packung Exportazione, die ich gestern hier noch ergattern konnte, ging dabei drauf, peccato, aber das war es wert. Dann schall, einhalb vor Mitternacht, des andern Vaters Stimme: „Lavinia! In casa!“ Der kleine Junge protestierte mit einem Schreianfall, der nach fünf Minuten schlafeshalber erdämpft war; zehn Minuten später herrschte Stille, kurz und passend vor Geisterstunde. Die Fledermäuse zickzackten, zwei, über den Hof.
Es war bei alledem, Sie werden es verstehen, an eine Übersetzungsarbeit nicht zu denken. Nun warn auch schon eine Flasche des nachmittags erworbenen Frizzantes und beinah zweie des hiesigen Grechettos, der gaumenhintrig die süßeste Bitternis entfaltet, ausgeleert.
Es war bei alledem, Sie werden es verstehen, an eine Übersetzungsarbeit nicht zu denken. Nun warn auch schon eine Flasche des nachmittags erworbenen Frizzantes und beinah zweie des hiesigen Grechettos, der gaumenhintrig die süßeste Bitternis entfaltet, ausgeleert.
Auf denn heut morgen erst um sieben oder gar halb acht, weil ich, nachdem der Freund war schlafengegangen, das Freundespärchen indes, noch immer auf, sich auf dem iPhone meines Jungen einen Film ansah (wir sind hier auch mit den Mobilchen über WLan im Netz), die Küche wieder in Ordnung brachte, abwusch, den Herd putzte, meditativ in meinem Glück. So kam ich selbst erst nach zwei Uhr zur Ruhe; da schliefen auch die Kinder schon.
Den Latte macchiato bereitet, H. schlief noch, die Kinder schliefen noch, die Milch mit dem Schneebesen schaumgeschlagen, aphroditsch, wenn Sie wollen, kurzes i, nicht nämlich aphroditisch, weil ich mit der Venus mich zur Zeit nur schriftlich unterhalte; aber eingenommen meinen Morgenplatz auf den zwei Stufen zu Cucina e Casa di Helmut und erst versonnen auf das Tor geblickt, dieses grüne, von dem ich eingangs schrieb, dann wieder Schützens Beelzebuben vorgenommen, darin nun ein gar großes Gespräch des Teufels mit dem Leverkühn, doch eines, der mehr Simplicius als ein Vergil ist, sprich: hier hat Mefisto noch wirklich eine Chance, sich hedonistisch zu entfalten.
Die Natur ist ein ungebändigtes Genie, bei allen Gesetzen,
die ihm innewohnen, sprengt es doch jede Fessel, die
versuchte, es ins Schlepptau zu nehmen; macht sich zuweilen
seinen Reim auf Ungereimtheiten, spielt mit den Regeln
und verletzt das Gesetz, um das zu erfüllen, was es drängt,
die wilde Schöpfungskraft.
Wieland von Wurst bei Schütz,
Beelzebub 97.
Den Latte macchiato bereitet, H. schlief noch, die Kinder schliefen noch, die Milch mit dem Schneebesen schaumgeschlagen, aphroditsch, wenn Sie wollen, kurzes i, nicht nämlich aphroditisch, weil ich mit der Venus mich zur Zeit nur schriftlich unterhalte; aber eingenommen meinen Morgenplatz auf den zwei Stufen zu Cucina e Casa di Helmut und erst versonnen auf das Tor geblickt, dieses grüne, von dem ich eingangs schrieb, dann wieder Schützens Beelzebuben vorgenommen, darin nun ein gar großes Gespräch des Teufels mit dem Leverkühn, doch eines, der mehr Simplicius als ein Vergil ist, sprich: hier hat Mefisto noch wirklich eine Chance, sich hedonistisch zu entfalten.
Die Natur ist ein ungebändigtes Genie, bei allen Gesetzen,
die ihm innewohnen, sprengt es doch jede Fessel, die
versuchte, es ins Schlepptau zu nehmen; macht sich zuweilen
seinen Reim auf Ungereimtheiten, spielt mit den Regeln
und verletzt das Gesetz, um das zu erfüllen, was es drängt,
die wilde Schöpfungskraft.
Wieland von Wurst bei Schütz,
Beelzebub 97.
Es werde Zeit für den Link, schrieb ich Herrn Suhrkamp vorhin, sonst sind die Zitate verschossen. Wobei, Sie (ja, ich meine Sie, meine Leser:innen, nicht etwa den Herrn Suhrkamp) bestelln sich ja nicht mal meine Bücher, >>>> so oft ich sie auch annonciere; weshalb also, wirklich, da hamSe schon recht, sollten Sie da meinen andren Empfehlungen folgen? Neenee, wir bleiben lieber beim Mainstream, der uns gewiß macht, nicht so alleine zu stehen in unserm Geschmack an der Welt –
Wurscht, Herr von Mefistofele Wurst, man könnte auch Salami sagen, Agage Salam(n)nas! Jedenfalls paßte das Zitat enorm auf eine Meditation, die ich, offenbar nachts im Schlaf, schon begonnen und im Blicken auf das grüne Tor dann bei Bewußtsein fortgesetzt habe: – wie nämlich mein Biologismus, der mich in unsern Geschlechterverhältnissen, ich meine Weibchen und Männchen und wenn sie sich kuppeln, ganz mit Paglia leitet, mir doch immer zum Vorwurf, von draußen an mich drangetragen, vorgehalten mir, Ende des Satzes: wird. Und wie blasphemisch wir sind, die Biologie so zu schmähen, der wir uns-g a n z verdanken, ihr doch allein, unseren, um es deftig zu sagen, Säften. Auch Geist ist ein Saft, nicht etwa Luft, die über Wassern –
– à propos! Sowie die Kinder auf sind, wird der erste Ausflug folgen: nach Terni zuerst, um Einkäufe zu tätigen, sowie um die Tickets zu besorgen von Fiumicino nach Oebetello, von dort nach Orte zurück, damit La famiglia alles schon zur Weiterreise hat, wenn लक्ष्मी und die Zwillingskindlein am Sonntag ankommen werden; – danach indes geht‘s an die kalten Quellen Narnis, die ganz >>>> ein Narnia für sich sind, gewürzt allerdings mit einer Prise Mussolini. Ich schrieb schon vor zwei Jahren davon, finde aber gerade den Beitrag nicht und will doch gerne vor dem Aufbruch dieses Journal noch zuende bringen. Es sind noch Fotos zu bearbeiten, bevor ich sie mit einstellen kann.
Später, deshalb, mehr.Luft 36 Grad C. Wasser 10-12 Grad C.
17.40 Uhr:
Nachdem wir, derart im Wortsinn erfrischt, zurückwaren, tatsächlich noch zwei Seiten Argo geschafft, wenn auch, wie zugegeben werden muß, gegen einigen inneren Widerstand. Doch Vornahmen sind dazu da, daß man sie strikt befolgt, wenn es um unsre Arbeit geht. Macht mir normalerweise auch nichts aus… aber in dem Lottermodus? – Und noch eins, Sie werden pusten vor Erstaunen, wird heute anders sein. Ich sage nur: Italien ./. Deutschland, heut abend auf der Piazza, nicht der hier oben im ältesten Ort, sondern unten fuori le mura. Der große Screen ist schon aufgebaut dort. Die Kinder – beide seien für Italien, meinten sie – wollen unbedingt hin; so auch der Freund. Und ich, nein, bin zu sehr Schriftsteller, um mir die Stimmung entgehen zu lassen. Ich nehme das Aufnahmegerät mit, um Töne einzufangen. Sicher aber werde ich nicht bis zum Schluß des Spieles bleiben, sondern eine halbe Stunde vielleicht, danach allein wieder hoch auf den Berg, um ganz für mich im Cortile zu sitzen. Wein genug ist da.
Davon berichten allerdings, das werd ich wohl erst morgen.
Wurscht, Herr von Mefistofele Wurst, man könnte auch Salami sagen, Agage Salam(n)nas! Jedenfalls paßte das Zitat enorm auf eine Meditation, die ich, offenbar nachts im Schlaf, schon begonnen und im Blicken auf das grüne Tor dann bei Bewußtsein fortgesetzt habe: – wie nämlich mein Biologismus, der mich in unsern Geschlechterverhältnissen, ich meine Weibchen und Männchen und wenn sie sich kuppeln, ganz mit Paglia leitet, mir doch immer zum Vorwurf, von draußen an mich drangetragen, vorgehalten mir, Ende des Satzes: wird. Und wie blasphemisch wir sind, die Biologie so zu schmähen, der wir uns-g a n z verdanken, ihr doch allein, unseren, um es deftig zu sagen, Säften. Auch Geist ist ein Saft, nicht etwa Luft, die über Wassern –
– à propos! Sowie die Kinder auf sind, wird der erste Ausflug folgen: nach Terni zuerst, um Einkäufe zu tätigen, sowie um die Tickets zu besorgen von Fiumicino nach Oebetello, von dort nach Orte zurück, damit La famiglia alles schon zur Weiterreise hat, wenn लक्ष्मी und die Zwillingskindlein am Sonntag ankommen werden; – danach indes geht‘s an die kalten Quellen Narnis, die ganz >>>> ein Narnia für sich sind, gewürzt allerdings mit einer Prise Mussolini. Ich schrieb schon vor zwei Jahren davon, finde aber gerade den Beitrag nicht und will doch gerne vor dem Aufbruch dieses Journal noch zuende bringen. Es sind noch Fotos zu bearbeiten, bevor ich sie mit einstellen kann.
Später, deshalb, mehr.
17.40 Uhr:
Nachdem wir, derart im Wortsinn erfrischt, zurückwaren, tatsächlich noch zwei Seiten Argo geschafft, wenn auch, wie zugegeben werden muß, gegen einigen inneren Widerstand. Doch Vornahmen sind dazu da, daß man sie strikt befolgt, wenn es um unsre Arbeit geht. Macht mir normalerweise auch nichts aus… aber in dem Lottermodus? – Und noch eins, Sie werden pusten vor Erstaunen, wird heute anders sein. Ich sage nur: Italien ./. Deutschland, heut abend auf der Piazza, nicht der hier oben im ältesten Ort, sondern unten fuori le mura. Der große Screen ist schon aufgebaut dort. Die Kinder – beide seien für Italien, meinten sie – wollen unbedingt hin; so auch der Freund. Und ich, nein, bin zu sehr Schriftsteller, um mir die Stimmung entgehen zu lassen. Ich nehme das Aufnahmegerät mit, um Töne einzufangen. Sicher aber werde ich nicht bis zum Schluß des Spieles bleiben, sondern eine halbe Stunde vielleicht, danach allein wieder hoch auf den Berg, um ganz für mich im Cortile zu sitzen. Wein genug ist da.
Davon berichten allerdings, das werd ich wohl erst morgen.