Was Frankenstein auf Deutsch bedeute, wollte unterwegs nach Bagnoregio auf italienisch mit mailändischem Einschlag unsere japanische Begleiterin wissen. Und während wir uns abmühten, die Franken und die Steine zu erklären: „Und Trinkenstein?“ Und als wir dann nach Durchquerung eines Platzregens und dunkler Wälder am trockenen Rand der zu einem Krater erodierten Landschaft angekommen waren und uns der aus seiner Mitte herausragende Gesteinspilz mit seinen verschiedenfarbigen Schichten und seinen Gebäuden obendrauf, zu dem seit 1965 eine Fußgängerbrücke hinüber- und hinaufführt, näher kam, sagte sie, das erinnere sie an Baumkuchen, was sie auf Deutsch sagte, daß ich mich überrascht umdrehte, der ich in der Kindheit zu Weihnachten immer Baumkuchen hatte, den DDR-Verwandtschaft aus Diesdorf schickte, wo es einen Spezialisten dafür gab. Und so erfuhr ich, daß es mitten in Tokyo jemanden gibt, der Baumkuchen backt. Der Vergleich war überraschend und präzis. Immerhin befruchtete ich beim Gang durch die paar Gassen eine gelbe Blume, deren Namen ich nicht weiß, weil beim Riechen an einer von ihnen etwas Blütenstaub an der Nase hängengeblieben war, so daß, nachdem ich darauf hingewiesen worden, es notwendig war, eine weitere zu beschnüffeln, um ihn nicht unvergeudet von der Nase fortzuwischen. Sie roch allerdings nach nichts. Wahrscheinlich unzufällig stand diesem Nasenspiel „Gepetto’s Haus“ gegenüber, wie ein Schild informierte (also ein Haus, das für eine Pinocchio-Verfilmung in TV-Version benutzt worden war). Die Bevölkerung hier im amerinischen Haus ist nach wie vor beeindruckend, am Nachmittag saßen eng aneinandergedrängt drei Präpubertäre vor meinem Laptop in der Küche und kommunizierten mit den Meldungen des Spieleprogramms („Bau das Kolosseum!“ – „Kein Geld!“). Ich schaffte indes zweierlei Arbeitspensen und wenn ich Pech hab’, krieg’ ich weitere dreißig Seite für Freitag (aber man weiß ja, wie das ist mit der Pech- und Goldmarie, am Ende bleibt doch immer nur das eine Tor, durch das man geht, zumal ich jetzt den Faulen mache, und mal die anderen kochen lasse), wobei das nicht den Erwerb betreffende Pensum „der engel ordnungen“ betraf (immerhin schon drei daraus, um Mittwoch dann nicht mit leeren Händen dazustehen (stimmt auch wieder nicht, da ist ja noch die eine „Bamberger Elegie“ (wenn nicht genug da ist, und die Leute mehr hören wollen, kommt Plan B: Stramm in meinen Übersetzungen, auf Deutsch vorgetragen von ANH)). Umweht von Küchengerüchen wünscht Ihnen und mir einen unordentlichen Abend Ihr Bruno Lampe. „Essen kommen!“