Netz-Ärger, diesmal mit der Vodafone. ODER. Wie man als Multi Gewinn mit den eigenen Fehlern macht. Das Arbeitsjournal des Freitags, dem 3. Juni 2011.

8.51 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Tolle Meldung gleich am Morgen: Der DSL-Zugang sei gesperrt, ich möge mich unter der Nummer 0800/1721212 oder 0172/1212 an den Berater wenden.
Alarmiert rufe ich sofort an.
Ja, es habe im Januar den Postrückläufer einer Rechnung gegeben: Adressat unbekannt.
Völliger Unfug, sage ich und bin bereits auf Hundertachtzig, ich lebe seit siebzehn Jahren hier, an der immer selben Adresse. Wieso man mich nicht per Email benachrichtigt habe, schließlich sei die bekannt? – Darauf krieg ich keine Antwort. Stattdessen: Seit Januar stünden die Rechnungen offen. Es liege keine Einzugsermächtigung vor.
Schon das ist Unfug, und zwar dreifacher gleich. Die gleiche Klage hatte es von der Vodafone bereits im September gegeben. Nun wird mein Netzzugang von einem Mäzenenfreund bezahlt. Ich also ihn angerufen, sofort, damals. Doch, längst habe er die Ermächtigung rausgeschickt. – Ja, gibt dann die Vodafone zu, die sei auch eingegangen, aber man habe sie wieder aus dem System herausgenommen. Ja-weshalb-denn-das??! Das wisse der Berater nicht. Und wer habe es rausgenommen? Das lasse sich bei über 1400 Mitarbeitern im nachhinein nicht sagen.
Da war ich schon mal sprachlos gewesen. Zahlte aber erstmal den offenen Betrag ein. Schrieb einen Beschwerdebrief, der unbeantwortet blieb, und mein Mäzen stellte die zweite Einzugsermächtigung aus.
Damit, dachte ich, sei die Sache vom Tisch.
Fünf Monate lang lief der Anschluß dann einwandfrei.
Die Sache war aber nicht vom Tisch. Denn auch diese zweite Einzugsermächtigung, stellt sich nun heraus, sei bei der Deutschen Vodafone nicht „ins System” eingegangen. Vielleicht liegt es daran, überlege ich, daß der Ermächtiger jemand anderes ist als der, der den Netzzugang nutzt… – aber niemand kann das sagen, weil man vor allem jetzt bestreitet, daß es eine solche Ermächtigung je gegeben habe. Ob ich die Bestätigung der Einzugsermächtigung vorlegen könne, werde ich statt dessen gefragt.
Ich darauf: Aber weshalb, wenn da nun schon diese Konfusion herrscht, haben Sie fünf Monate lang keine Mahnung geschickt?
Der Berater: Weil da dieser Rückläufer im Januar war. Dann schicken wir nichts mehr.
Ich: Na hören Sie mal! Meine Adresse ist unverändert seit fast zwei Jahrzehnten. Da war irgend eine Briefträger-Aushilfe, die vielleicht den Briefkasten nicht gefunden und es sich einfach gemacht hat. Nun haben Sie aber doch meine Email-Adresse, weshalb geben Sie darüber nicht bescheid? Und weshalb, wenn ich schon auf >>>> MyVodafone eine User-Site habe, sind dort nicht bezahlte Rechnungen nicht vermerkt?
Auch darauf keine Antwort.
Was mich dann wirklich in Rage brachte: Gut, ich spurte gleich los und zahle das Geld bar ein. Auf welches Konto bitte? Du meine Güte, es geht um lächerliche 135 Euro… Ich brauche meinen Netzanschluß heute wieder frei. Ich lebe teils vom Netz, der Zugang ist Grundlagenteil meines Berufes, da entsteht mir ein Schaden.
Der Berater: Das kann bis 48 Stunden nach Eingang des Geldes auf dem Kundenkonto sein, aus technischen Gründen, „da ist doch keiner, der auf einen Knopf drückt, sondern das läuft über das System”
– eben über jenes, das Einzugsermächtigungen offenbar und nach nicht nachvollziehbaren Gründen nicht akzeptiert, sondern so tut, als gäb es sie nicht.

Also das war mein Morgen bisher. Erst sah’s katastrophalerweise so aus, als wäre auch der Zugang über meinen USB-Stick betroffen, der ebenfalls von Vodafone ist. Er war aber nicht betroffen, doch ließ sich das erst erkennen, als ich meinen Laptop vom DSL-Kabel getrennt hatte. So bin ich wenigstens nicht abgeschnitten, und es macht sich ein weiteres Mal bezahlt, daß ich zwei getrennt laufende Verträge habe und mein Ifönchen überdies bei einem ganz anderen Unternehmen betrieben wird. Wer alle Zugänge auf nur ein einziges Unternehmen konzentriert, ist geliefert, wenn irgendwas in diesem Unternehmen schiefläuft. Und weil, was schiefläuft, immer übers programmierte System schiefläuft, kann auch nie ein Verursacher namhaft gemacht und zur Verantwortung gezogen werden. Das ist wie bei den elektronischen Warteschlaufen, in denen man schließlich aufgibt, da man doch nie durchkommt oder erst nach Stunden und weil die Beträge, um die es geht, so lächerlich sind, daß der ganze Zeitaufwand und Ärger nicht dafürsteht. Die Beträge sind allerdings nicht mehr lächerlich, wenn sie auf die hunderttausende Kunden hochrechnet, die so ein Unternehmen hat: dann macht es nämlich noch mit seinen eigenen Fehlern einen ernormen Umsatz. In diesem Fall geht er an die Vodafone.

NB: Mit j e d e m Provider bisher gab es irgenwann Ärger; allerdings dieser jetzt ist an Bizarrerie wohl kaum zu überbieten.

2 thoughts on “Netz-Ärger, diesmal mit der Vodafone. ODER. Wie man als Multi Gewinn mit den eigenen Fehlern macht. Das Arbeitsjournal des Freitags, dem 3. Juni 2011.

  1. „Das läuft über das System!“ So etwas war anno dazumal wichtiger Bestandteil von Science-Fiction-Dramaturgien, ob im Roman oder im Film. Im Grunde ist dann niemand mehr zuständig, weder die schlecht bezahlten Telefonisten noch die bestens bezahlten Topmanager. Und das, obwohl Stromversorgung, Kommunikation, Warenverkehr, Trinkwasserversorgung und einiges mehr die Achillesferse unseres Gesamtsystems, unserer Zivilisation sind. Wie leicht ist das alles lahmzulegen, ein Buchstaben- oder Zahlendreher, ein kurzzeitiger Stromausfall, ein menschliches Fehlverhalten, und so weiter. (Mal ganz abgesehen von terroristischen Aktionen, die an eben dieser Sollbruchstelle des Systems ansetzen.) Wie leicht das unter der Oberfläche lauernde Chaos ausbricht, hat man die letzten Jahre in Berlin ja schon einige Male erlebt, obwohl das im Vergleich sicher noch harmlos ist. Natürlich gibt es keine Systeme, die fehlerlos sind, doch wäre es sicher hilfreich, wenn dies nicht nur die überforderten Menschen erführen und damit wüßten, sondern auch die Systeme selbst – doch die stellen sich dumm. Schöne neue Welt.

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