Erotischer Film/Erotische Dichtung. Anmerkungen im Arbeitsjournal des Mittwochs, dem 3. November 2010. Geist & Pornographie (ff).

4.47 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Spät war’s gestern abend, ich bin dennoch früh raus. Und setz mich gleich – Latte macchiato I, Zigarette I – an den gestern nicht mehr fertiggewordenen Text für die Opernzeitung der Komische http://Oper.Berlin. Heute muß er abgegeben werden. Über das Treffen mit der Samarkandin erzähle ich später, auch was sie >>>> davon erzählte. Ich hab das ganz verpaßt, auch gar nichts davon gewußt; aber es wäre eh keine Zeit gewesen. Sonst hätte ich darüber geschrieben. Die Website sieht ein wenig handgestrickt aus; wenn Sie sich aber durch die Filme klicken und sie lesend durchstöbern, macht es einen anderen Eindruck, zum Beispiel >>>> dort. Immerhin hat mich die Samarkandin zu einer Lesung auf dem nächsten >>>> Erotik-Literaturfestival „Erophil” eingeladen. Das wäre, denk ich mir, einmal wieder >>>> Meere-Zeit.
So, an den Text. Ich hätt ihn gerne bereits am Vormittag fertig. Über das Gespräch wirklich erst nachher. Wie ru/iefen Radiomoderatoren so oft?: „Bleiben Sie dran!”

Nachtrag am 4.11.:
Außer, daß ich den Text für die Opernzeitung fertigbekam und er auch angenommen wurde, fast nur nach einem Halsreif geschaut. Dieser ist es schließlich geworden:



25 thoughts on “Erotischer Film/Erotische Dichtung. Anmerkungen im Arbeitsjournal des Mittwochs, dem 3. November 2010. Geist & Pornographie (ff).

    1. @ Phyllis Wenn ich das richtig verstanden habe, dann ist der Halsreif für die Löwin. Was soll sie dazu sagen? Danke wahrscheinlich, glaube ich. Da kann frau ein bisschen neidisch werden. Das gebe ich gerne zu

    1. @sowieso zum “Verbotenen”. Neinnein, darum geht’s hierbei nicht. Sondern ganz wie bei Ehe-allgemein: Ich anerkenne keine Autorität über mir – es sei denn, es i s t eine. Wirkliche Autoritäten wie Ernst Bloch, Karl-Otto Apel, Manfred Hausmann, auch wie Sylvia Bovenschen und andere sind mir bislang noch auf k e i n e m Amt begegnet; Stellvertreter aber, die nicht auf eigener mutiger Höhe sind, lehne ich ab.

    2. So so, die eigene mutige Höhle, Hieronymus im Gehäus, da liegt die Löwin (ette), da schläft zusammengerollte ein Hund (icke) und janz hünten uff dem Bänksche, immer fleißig, der Autoritätenbasher, on whose authority, i have none over me, singen Nada Surf, keine Autorität, aber erkennen sie auch nicht an, dabei schon sweet der Radbote, also für meine Begriffe http://www.youtube.com/watch?v=BoLKvWf4Fd0. Ich frag mich nur die ganze Zeit, welche Autorität man bei einer Ehe anerkennen müsste? Die Autorität des Steuervorteils? Hm. Ich schlags nochmal nach, vielleicht hab ich was überlesen.

    3. Sie w o l l e n nicht verstehen. Deshalb erklär ich’s auch nicht weiter. Pardon, aber mir ist das zu banal-angepaßt. Zu pragmatisch. Zu öde. (Ist nicht bös gemeint, wirklich nicht. Nur halt nicht die Welt, in der ich leben mag.)

    4. Ehe Sie setzen hier Autorität von Personen und Institutionen gleich, was ich für unangebracht halte. Die Art “wirkliche Autorität”, die Sie ansprechen, kann selbstverständlich die Institution nicht haben. Die Institution beschäftigt sich mit der Ehe ausschließlich unter dem Aspekt der Eigentumsverhältnisse und der aus ihnen erwachsenden materiellen Verpflichtungen. Dass Menschen gegeneinander solche Verpflichtungen verbindlich eingehen, entlastet den Staat – bedingt – von möglichen Ansprüchen. Das mag Sie nicht interessieren, ist aber die Perspektive der Institution. Für die Subjekte in der Ehe dagegen und die Gestaltung ihres Intimverhältnisses interessiert er sich nicht. (Eine elende Vermischung dieser Aspekte ist nur durch die unsauber und unvollständig vollzogene Säkularisierung zustande gekommen, aber sukzessive durch die Bemühungen von Juristinnen wie Elisabeth Selbert u.a. zurückgenommen worden.)

      Etwas anderes ist ein religiöses Verständnis der Ehe. Hier begründet das Eheversprechen eine freiwillige lebenslange Bindung, die besagt: Solange ich lebe, gehöre ich dir zu. Das setzt ein unbedingtes Vertrauen und Zutrauen in sich selbst und den anderen voraus. Das ernst zu meinen und daran zu glauben, ist weder banal noch angepasst. (Im Gegenteil: Alles unter relativierende Vorbehalte zu stellen, ist zeitgemäß, angepasst und banal.)

    5. “Etwas anderes ist ein religiöses Verständnis der Ehe.” Einverstanden. Aber auch dieses Versprechen geht nur die Liebenden selbst an; sowie ein Priester dazukommt, wird es entweiht. Allenfalls Gott selber könnte hier als Autorität das Versprechen besiegeln. Da er sich aber, jedenfalls mir, noch niemals gezeigt hat, kann ich auch seine Autorität nicht akzeptieren: sie befindet sich tief in Wittgensteins verschlossener Schachtel.

      Etwas anderes wäre ein Priester dort, wo e r die Autorität hat, nämlich eben nicht in einer Stellvertreterposition etwa Gottes. Ich habe solche Geistlichen gekannt, namentlich Jesuiten, denen ich mich dann auch gebeugt habe. Da sind sie aber zu den von mir schon genannten Personen nicht unterschieden; übrigens gehört, für mich, auch Eva Demski dazu.

    6. Den Vorwurf der Pragmatik, den hör und les ich auch nicht zum ersten Mal, allein, so eine Pragmatik im Aufwachraum tut unglaublich gut, so generell bin ich schon sehr für Umsetzung aller Versprechen, ich weiß ja nun mal, was Worte sonst wiegen und was man mit ihnen zaubern kann, und nichts anderes sind wohl auch Eheversprechen, bloß Worte, bei denen einem dann mal gern Schopenhauer kredenzt wird, hat sich der Standesbeamte wohl gedacht, passt zumindest schon mal begrifflich nicht schlecht, hat ja auch was, ausgesprochene Frauenfeinde zum Eheversprechen zu bitten, Superidee, so an sich.
      Rituale, sie schützen vor nichts, bestenfalls bereiten sie einen schönen Tag und stärken Individuen bei der Ausübung ihres Versprechens. Ich denke aber, mögen sich dafür dann doch am besten 2 finden, die irgendwie ähnliche Vorstellungen von Gemeinsamkeit haben, das erleichtert dann die Ausübung ungemein, andernfalls muss sonst wirklich ein Zauber her.
      Rituale sind immer genau so viel wert, wie die Bedeutung, die ihnen Individuen zumessen. Nicht mehr, nicht weniger.
      Es ist das niemals endende Märchen von der Königstochter, deren Pragmatik dem König nie genug ist. Tja. Es muss immer alles heiliger sein bei Ihnen, Sex, Liebe, Laubenpieper, das ist wie im Urlaubsprospekt, und wenn man dann mal Urlaub gemacht hat, weiß man, die Wirklichkeit ist immer etwas kleiner und dreckiger als im Prospekt, um mal Joseph Hader zu bemühen, darum lande ich wohl auch immer da, wo man keinen Urlaub macht, weil ich dann hoffe, ah, gibt noch kein Prospekt, vielleicht isses wirklich mal ein bisschen Paradies, oder zumindest plagt einen dann nicht die Diskrepanz zwischen Versprechen und Vorgefundenem, was mir schon manchmal paradiesisch genug scheint, dann darf ich endlich mal so empfinden, wie ich empfinde und muss nicht denken, wow, New York, ich muss mich doch jetzt eigentlich so und so fühlen, wow, Ehe, ich muss mich doch jetzt eigentlich so und so fühlen, wow, Sex, der muss doch jetzt eigentlich gerade immerzu life changing sein. Hm, meist wünsch ich mir aber, dass mal was bleiben könnte, wies ist, wenns gerade schön ist, ich bin eben nicht so ein Hans Dampf wie Sie, mich überfordert das, wenns immerzu life changing zugehen soll. Ich möcht mich auch mal treiben lassen dürfen, eine Weile.

    7. Irgendwie und sowieso “die irgendwie ähnliche Vorstellungen von Gemeinsamkeit haben, das erleichtert dann die Ausübung ungemein, andernfalls muss sonst wirklich ein Zauber her” … “irgendwie” meinetwegen, aber: Es muss ein Zauber her, ganz genau, sonst geht´s nicht.

      Der ganze Beziehungsarbeitsdreck geht mir total auf den Geist.

      Ich fühle mich, wie ich mich fühle. Was weiß ich, wie ich muss. Und alles kann schief gehen immerzu. Es gibt keine Diskrepanz zwischen Versprechen und Vorgefundenem, weil es dumm wäre zu versprechen, wie etwas sein soll oder sein wird.

      @ANH: Da gebe ich Ihnen recht: eine Vertreter der Institution Kirche braucht es nicht und nicht einmal ein Ritual. Wenn man allerdings Kinder hat, wird man eine Familie. Das bindet nolens volens die Herkunftsfamilien ein. Ganz gute Gelegenheit, die einmal kennenzulernen 😉

    8. Aber hier und da und von Hollywood bis Luhmann wird versprochen, und wir fühlen wie die Johnsons, wir entwerfen uns nach Ideologien, und wir wählen nach Ihnen unsere Partner, und dann nimmt die Diskrepanz ihren Lauf.
      Gefühlskonstrukte, wie sonst kommt es, dass wir ausgerechnet den Traum unserer schlaflosen Nächte zufällig direkt in unserer nächsten Umgebung entdeckten, oder doch zumindest noch in einem für uns erreichbaren Abstand? Der hat sich ja heute schon ziemlich erweitert, immerhin.
      I m sorry, der ganze Dreck ist leider in meinen Augen doch hin und wieder auch eine enorme Leistung, die Jean Paul und Simone ebenso erbracht haben. Haut ruhig alle auf den Sack der Pragmatik und schimpft ihn Zaubergeißel. Ich sags ja, das Salz in der Suppe. Es tun gerade alle so wie im Märchen, allein, die Prinzen und Prinzessinnen schlafen einen hundertjährigen Schlaf hoch n.

    9. Ja, und das, stellen Sie sich mal vor, beinahe bei Jedermann und Jederfrau und nicht nur im Märchen, wie praktisch und schön, eigentlich, oder?

    10. @sowieso Es stimmt, dass wir uns nach Ideen (ich meide mal bewusst das pejorative “Ideologien”) entwerfen. Doch sind wir in unserem Entwurf, denke ich, nicht frei. Es suchen uns die Bilder, die uns taugen (wenn wir Glück haben). Und das ist es: man kann das Glück nicht “erarbeiten”, man kann es bloß zulassen. Es ist – wie das Unglück – “unverdient”. Glücklich kann nur sein (aber, ja, auch das stimmt: vielleicht nicht bleiben), wer unbedingt vertraut. Allerdings: nur der kann auch vollkommen verunglücken (wie Johnson in der “Skizze eines Verunglückten” beschreibt.) Wer dazwischen lavieren will, davon ,tatsächlich, bin ich überzeugt, der bleibt halt auf der “sicheren Seite” und versäumt am Ende …sich.

      (Dass auch ein “unbedingter Entwurf” sich im banalen Alltag realisiert, ist natürlich wahr. Das Klo muss geschrubbt werden, Liebe hin oder her.)

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