Die letzten Tage 92

Drei Abende hintereinander nicht am Schreibtisch. Und morgen abend auch wieder nicht. Dann dürfte ein Weilchen Ruhe sein. Mittwoch der Sonnenuntergang am Meer und die Hände besudelt mit Muscheln. Vongole e cozze. S. zog sich gleich viermal aus und um, denn: selber Strand, selbes Meer, wie neulich, nur zu späterer Stunde, und das Wasser tatsächlich etwas kühler. Hübsche Farben, die sie hatte. Aber der Zuvorkommenheit opferte ich fast wieder eine Rippe. Im Dunkeln fingen Mücken an, ihre Knöchel aufzusuchen, Schmerz trat in die Gesichtszüge. Im Auto war das entsprechende Spray vergessen worden. Im Dunkeln dann den Weg durch die Macchia. Beim Hinweg vermied ich grad noch die schienbeinhohe Kette am Beginn des Weges. Auf dem Rückweg vergaß ich ihrer völlig und knallte voll dagegen, schaffte es aber nicht zu fallen. Allerdings riß das Zusammenreißen der Muskeln arg an der bereits lädierten Seite, so daß da wieder gelegentlich ein Schmerz sich meldet. Seitdem vier Wundmale am Schienbein. Sinnbild: Er fällt über die Kette, die im Grunde in ihm ist. Donnerstag statt des Primitivo-Trinkens (also nicht des primitiven Trinkens): Dings sei da, der „Starübersetzer“ aus Norwegen mit Frau und Kindern. Er hätte gern, daß ich ihn kennenlerne. Und also Verabredung da in Giove, Taverna, Festa del Sola e della Luna, wunderschön. MM. Allgemeines Draußenleben. Beim Warten auf die Familie erklärte er mir seine Freundschaft! Ihm ist halt doch nicht geheuer, Amelia gegen die Schweiz und seine E. zu tauschen und die Sicht aufs Matterhorn. Vom Baume über uns rieselte Biologisches. Alle Tische vollbesetzt. Auf nüchternen Magen den heftigen lokalen Weißwein: Cima del Giglio. The Top of the Lily, wie ich’s dann dem norwegischen Kollegen übersetzte. Im Grunde machte mich in der Runde froh, ohne Schwierigkeiten mich auf Englisch unterhalten zu können. More than a translator he was a father and a husband that evening. Seine Frau aus Honduras mit norwegischem Paß (sie habe auf einen ihrer beiden Nachnamen verzichten müssen, habe darüber mit ihrer Mutter gesprochen, die es akzeptiert habe, daß sie sich für den des Vaters entscheiden würde). Die Kinder (20 Monate und drei Jahre) schon polyglott. Spät wurde es dann mit MM. Ich mußte drängen. Die Bar noch. Dann spendierte anderswo noch T. Schaffte es, noch so „nüchtern“ zu bleiben, daß es noch ging mit dem Auto. MM wußte am nächsten Abend nicht wirklich, wie er heimgekommen, den ich in Amelia unten vor dem Tor abgesetzt. Dann mit dem Wecker am nächsten Morgen und nach Rom. Langsames Gehen in der Hitze. „Heute sei’s schon besser“, sagte die Autorin des Buches, mit der ich vor dem Finanzministerium verabredet war, wo sie arbeitet. Via Cavour und mit 710 Euro bar noch ein halbherziger Versuch, T. zu erreichen, nicht um sie ihr zu bringen, eher um ein „Toll, komm vorbei!“. War aber nicht, hatte sie bloß geweckt. Und in der Zwischenzeit hatte ich auch schon wieder Eile, in den klimatisierten Zug zu steigen und mich eher hier bei mir auszuziehen. Für den Abend war wieder Essen angesagt: Fisch, wie’s hieß. Bei MM. Im Hof. Schön, daß auch ML aus Holland wieder da war (die dort auch im Hof wohnte mit den beiden Kindern, aber da war eben auch der geschiedene Mann und keine Arbeit und die Abhängigkeit und von diesem Mann, der’s ja nicht mehr war, also so: schwierige Entscheidungen (immerhin sah sie besser aus als vor der Abreise: Arbeit gefunden, Wohnung gefunden und die Kinder werden wohl doch noch nach Holland kommen, bis dahin eben Neapel mit dem Vater)). Und besudelt mit Muscheln. Vongole e cozze. Das Ganze, weil MM heute in die Schweiz abgefahren ist. Wann er wiederkomme. Ende August, Anfang September. Morgen ist wieder das Wasser der Fall, aber als Fall. Als See und als Echo. Aber erst am späten Nachmittag. Bis dahin bin ich in Paris, das man mir ins Haus geschickt. Arbeitshalber. Rue de Surène.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .