Arbeitsjournal. Montag, der 16. November 2009. [Das Leben als, unter anderem, einen Roman betrachten (11).]

5.26 Uhr:
[Birtwistle, Io-Passion.]
Um 5.15 Uhr hochgekommen, ganz 4.30 Uhr schaff ich immer noch nicht; um halb eins lag ich. Mit der >>>> Danz-Lektüre bin ich quasi durch; ich werde jetzt noch >>>> ihre Homepage auf „Brauchbares“ durchsehen, von dort meine Exzerpte machen, dann leg ich diese Arbeit erst mal zur Seite, bis K. und Julietta gelesen haben werden, die die Sprecherinnenparts übernehmen sollen, also bis zum Ende der Woche etwa; bis dahin geh ich an den >>>> Eigner-Text für die >>>> horen. Dafür also noch einmal alle meine bisherigen Eigner-Rezensionen durchsehen; es macht sich jetzt bezahlt, daß ich für längere Buchbesprechungen auch immer alle meine Notat-Dateien aufhebe; außerdem, selbstverständlich, seh ich ein weiteres Mal durch seine Bücher. Bis Freitag spätestens soll mein horen-Essay stehen, „Selbstvornahme“, vielleicht auch schon abgegeben oder aber auch mit ihm durchgesprochen sein; auf jeden Fall brauch ich von ihm noch ein paar Daten. Er ist computer- und netzfremd, also hat er seine Hörspiele nicht als CDs, was sehr schade ist. Aber vielleicht hat er sich jeweils Cassetten ziehen lassen, so daß ich die auch noch durchhören und dabei gleich in den Musikcompter überspielen kann. Ich werd ihn nachher anrufen und vielleicht gleich zu ihm hinüberradeln heute vormittag.
Um kurz vor acht bring ich meinem Buben, der wieder bei der Mama geschlafen hat, seine Schultasche, Schulbrot, Schulgetränk hinunter. „Drüben“ ist alles wieder einigermaßen auf den Beinen; die Hühnesuppe half: ein kleines Huhn, hab ich nun gelernt, macht 9 Personen und zweieinhalb Kleinkinder satt: 3 Familien-Abend-, bzw. Mittagsmahlzeiten „gibt es her“: letzte Ahnung von unverfügbarer Wirklichkeit heißt es >>>> bei Danz; Brühwürfel haben uns sowas längst vergessen lassen. Denaturalisierung. Ein Prozeß, den Danzens nach Osten schauenden Texte kurzzeitig aus dem Leser wieder herausnehmen.

Vor dem Schlafengehen ein wenig mit شجرة geskypt; das lief fast etwas schief: die Entfernung von sich nach nächster Erfüllung sehnender Erfüllung macht es schwierig, weil ja auch Verstellung hinzukommt, ein anderes Leben, das das vorherige ist, will weitergeführt sein; zugleich soll das Begehren in der Schwebe gehalten werden; da lauert eine Art Enttäuschung, der ein Chat kein Ausgleich ist. Also hilft das Telefon, zur Nacht, den Kopf schon im Kissen, in das wir quasi hineinsprechen; ein Ohr aber lauscht zur Welt hoch. M e i n „Part“ ist hier der – sagen wir mal: leichtere, weil die Kinder da sind, für die ich da bin, und gewiß bin ich auch für लक da, wenn sie mich braucht: nicht-sexuell, patriarchal verläßlich, „verantwortlich“ wäre das in diesem Fall nicht justiziable Wort. Innenwort. Wie: „im Wort stehen“. Also versuch ich etwas, das ergriffene Frauen sonst sehr viel besser können als ergriffene Männer: mich in der Entfernungszeit zu „normalisieren“… so vieles hier steht heute in der Uneigentlichkeit der Anführungszeichen, ich weiß. Dennoch, und trotz der derzeit irren Arbeitsmasse, will ich spätestens in zwei Wochen, nicht erst in vieren, wenn mich das nächste >>>> „Real“-Seminar wieder über Frankfurtmain führen wird, nach Frankfurtmain fahren; allerdings ist das auch eine Frage der Kosten; wenn Heidelberg mein Honorar schnell anweist, wird es kein Problem sein, wenn sich aber der endlose Verwaltungsweg wieder dazwischenschiebt, schon. Sich dämpfen: auch das lerne ich nun. Es ist eine komische Form lebenspraktischen Meditierens: man hält sich unter der Decke. شجرة schrieb, es mache sie unterschwellig wütend, daß sie, was zwischen uns sei, handhaben müsse: „Ich will nicht freiwillig zu praktisch werden. Es kommt mir vor wie ein Verrat an der Magie“. Wir verlieren als Erwachsene zunehmend die Unmittelbarkeit, wir verlieren an Nicht-Ambivalenz. Das ist ein Kindheitsverlust; Wohl und Wehe denen, >>>> die, das noch zu spüren, nicht abwehren. Sensibilität hat immer etwas mit Schmerz zu tun. Weisheit wäre, den Schmerz und die Lust sehend in Balance zu halten? Das aber dämpft ja a u c h. Man muß zugleich, deshalb, das Feuer wahren: g e g e n die pragmatischen Ernüchterungen, die uns das Leben kleinmachen wollen. Gegen das uns und unserem Stolz viel zu billige „Alles ist eitel“. Das Leben als einen Roman zu betrachten (11), wäre ein Weg?

[>>>> Das Leben als Roman (12).
Das Leben als Roman, (10; 11.37 Uhr im Link) <<<<. Wobei
mir auffällt, daß dieses „Projekt“ jetzt schon zweimal
eigens erwähnt wurde: bei Giacomuzzi in Innsbruck und
nun auch wieder in Hannover. Es ist den Menschen
unheimlich. Aber es fasziniert auch. Ich sollte darüber
mal wieder einen eigenen Beitrag schreiben.]

An den Eigner. Ah ja, die Essays zusammenstellen. Heut vormittag ebenfalls noch zu >>>> Matthes & Seitz rüberradeln. Außerdem warte ich noch immer auf Nachricht wegen meines Scelsi-Textes; also anrufen. Und das Treffen mit den >>>> Kulturmaschinen terminieren. Dann ist mit Barbara Stang zu telefonieren. Die Elegien an T.G. schicken, die Email-Adresse heraussuchen; oder es Stang tun lassen; das ist vielleicht sogar klüger. – Zweiter Latte macchiato. Erster Cigarillo.

10.30 Uhr:
[Britten, Cellosinfonie.]
Mein Cello fehlt mir. Ich merkte es bereits gestern, beim Üben mit meinem Jungen. Aber mit fehlt eben auch die Z e i t ! Also höre ich nur. Zugleich rasen de Gedanken, mir fällt einiges von den Augen ab, indem ich Danz lese; habe eben eine Mutmaßung für Die Dschungel darüber geschrieben, will sie aber erst nachmittags einstellen, weil ich – parallel – auch noch >>>> an d i e s e r Betrachtung geschrieben und sie eben eingestellt habe; die wird erstmal etwas Zeit brauchen, um durchdacht und eventuell gegenkommentiert zu werden. Nachmittags dann mein Danz-Text. Jetzt erst einmal etwas frühstücken, dann für das Mittagessen einkaufen; Fischstäbchen; bin eh auf Fisch.
Im Wartezimmer zu >>>> Eigner gelesen. Die Essays sind noch nicht zusammengestellt; evtl geh ich zu Matthes & Seitz erst morgen rüber.

Der Löwin Morgenmail, wunderbar in dieser Balance aus Klugheit und Begehren: „Ich mag die Zeiten zwischen unseren Begegnungen; ich brauche sie. Auch wenn jener Teil von mir jammert, der Unmittelbarkeit sucht. Hätten wir sie, sie würde nicht lang währen, der Alltag fräße sie – die unvermeidlichen Abkommen, die man immer trifft. Lassen wir die kleinsten Informationen unter der Haut der Erscheinungen ihr seltsames, unwägbares Spiel spielen.“ Diese „Abkommen“, genau d i e nimmt ja auch >>>> d a s aufs Korn. Vielleicht, daß auch ich wirklich einmal erwachsen werde.

11.13 Uhr:
[Britten, Konzert für Geige, Bratsche und Orchester .]
Makrele, Brot. Tee. Pfeife. Mailwechsel. Jetzt aber schon wieder hinaus: „ins feindliche Leben“ zu PENNY. Vor allem auch: die Telefonrechnung bezahlen.

2 thoughts on “Arbeitsjournal. Montag, der 16. November 2009. [Das Leben als, unter anderem, einen Roman betrachten (11).]

  1. “Pragmatismus”. “Das Wort bekommt in der Magie nur dann einen Wert, wenn man versucht, sie in Übereinstimmung mit dem Willen zum Vorteil des eigenen Seins zu nutzen. In einem solchen Falle würde sie tatsächlich zur Falle werden, weil der Wille zur Beeinflussung des eigenen Seins mittels der Magie Ausdruck einer Ich-bezogenen Haltung wäre, die alles instrumentalisierte.”

    Phryne zum Areopag.

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