Pilze und Einhorn. 22.09. Paul Reichenbach riecht den Herbst

Als zeichne er eine Karte auf die Haut, streicht der Wind ruhig über Gesicht und Arme. Fast stimmlos unterhält sich die sanfte Brise mit dem Laub der Bäume mit den Gräsern am Wegesrand. Aus dem Waldboden steigen die ersten herbstlichen Gerüche. Der süße Sommer ist vorbei. Wir spüren es am Geschmack der Gräser, deren Bitterkeit wir kauen. Es riecht nach Pilzen. Unsere Nase weist uns den Weg. Ungefähr 4 Kilo, Butterpilze, Mooshäuptl, Wiesenchampignons, Ziegenlippen und zwei sehr verspätete Steinpilze, werden dann zu Haus geputzt, geschnitten und gebraten. Natürlich schläft man schlecht mit einer Riesenportion Pilzen im Magen, jeder weiß das, und trotzdem konnte ich mich beim Essen kaum zurückhalten. Eigene, gesammelte oder erjagte Beute, direkt vom Ursprung, schmeckt eben besser als gekaufte. Die Folge dieser Verlockung, der ich erlegen bin, ist ein Traumkaleidoskop, dem ich erst dann entkam als ich das Bett verließ. Einen Traum, die Träume, aufschreiben ist nicht einfach, das wissen alle die, die es schon probiert haben. Sind doch meist nur Fetzen erinnerlich. Unmittelbaren Zugang findet man vielleicht, wenn man die Sprache treiben lässt. Sie treiben, sprudeln lassen hilft aber nicht weiter, spürt man dann. Sprache kann berühren, aber tasten, wirklich fühlen kann sie nicht. Weil auch wir sie nicht ertasten können. Ein Wort ist ein Wort, ein Satz ein Satz und das war es dann schon… Die Haut dagegen, lese ich bei Michel Serres, versteht, erklärt, exponiert und impliziert die Sinne. Auf die Mischung der Sinne, auf ihre Mannigfaltigkeit, nicht auf Sprache, kommt es an. Ich erspare mir heute meinen >>>„ OLM- Monolog“… und schau statt dessen auf den Teppich von Cluny. Auf’s Einhorn, seine fabelhafte Mischung.

14.00 Uhr: Heute, “direkt im Ursprung”, am Spessartrand gefunden:

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