III, 180 – Mandarinenentenpaarung

Eigentlich überhaupt keine Aufregung heute morgen, als ich nach dem Aufstehen schon eine Mail fand mit meinem revidierten Oman-Text. Praktisch alles umformuliert, und wo Synonyme zur Hand waren, waren sie eingesetzt. Von der Art Hindernis/Barriere. Beschäftigte mich ein Weilchen. Das meiste blieb mir dennoch unverständlich. Also um die Mittagszeit den “revidierten” Text mit meinen Kommentaren zu den dann doch vorhandenen Verschlimmbesserungen versehen und zurückgeschickt. Ich zucke nach wie vor mit den Schultern.
Dann noch ein weiteres Hindernis: Tullia hatte B&B-Gäste, die nach Orte gebracht werden wollten, und sie selber keine Zeit. Ich auch nicht, stolperte indes über das Problem des Neinsagens, weil das Unmögliche nicht wirklich ante portas stand. Und kam erst am Nachmittag zum eigentlich Arbeiten. Heißt zum Besingen der Qualitätscharta der Eisenbahn. Ab morgen dann beschleunigtes Singen. Also ein Ja als ein Zugeben des Möglichen? Aber nicht wirklich bejahend. Weil ein Zugeben eher ein Einwilligen ist in das nicht wirklich Unmögliche. Kurz, Schwierigkeit mit dem Begriff des Ja. Es kann sein, daß ich es getan habe. Aber dem Tun entspricht weder ein Ja noch ein Nein.
In einem sehr viel engeren Sinne handelte es sich um eine Terminkalendersprache.
Natürlich habe ich die Vorstellung des Rubens-Gemäldes heute um 19 Uhr verpaßt. War völlig versunken im ‘Traum der roten Kammer’. Was indes etymologisch paßt. Wollte einfach nur noch wissen, wie das endet mit der Mandarinenentenpaarung. Denn der alte Herr Tschong wollte sich ein Seitengemach einrichten, d.h. eine Nebenfrau nehmen, und hatte sich hierfür eine Zofe des Palastes ausersehen, die Mandarinenente heißt. Allerdings gelang es ihr, sich mit Selbstmorddrohungen (schon zwei Zofen-Selbstmorde in der ersten Hälfte des Romans) und Klosterallüren, sich dem alten Herrn zu entziehen. Und wie sah Mandarinenente aus? Der Fürstin, die Hauptfrau des Herrn Tschong, die sie überzeugen will, erscheint sie so:
… sie bemerkte, daß sie einen lotoswurzelfarbenen blaßlilaseidenen Rock und wassergrüne Beinkleider trug und eine geschmeidige Wespentaille, sanft abfallende Schultern, ein schmales Gesicht vom Oval eines Enteneis, lackglänzendes Haar, ein feingeschwungenes Näschen und zwei zarte Leberfleckchen auf beiden Wangen hatte.
Dylan? Zwar weiß ich noch, wie ich in der Neujahrsnacht zum Jahr 1971 sein “How many roads” auf meiner damaligen Gitarre herunterklampfte, bevor ich dann tatsächlich mal von zu Hause ausriß und fünfundzwanzig Kilometer zu Fuß bis Wolfsburg ging. Aber mit dem Heute kann ich’s kaum vereinbaren. Ich höre zwar immer wieder gern in jene Zeit zurück, weil ich mit ihr so eine Art Frühlingserwachen verbinde, aber im Jetzt kommt sie mir als große Abwesenheit vor. Da hätte man auch Biermann oder Joni Mitchell nehmen können, deren Liedtexte ich als weitaus komplexer empfinde (ich muß jedoch zugeben, daß mich Dylan sonst weiter nicht interessiert hat und mir seine Texte weithin unbekannt geblieben sind). Für mich sehr fragwürdig das Ganze. Fast so, als wolle man dem Film über das Woodstock-Festival den Nobelpreis für Literatur verleihen. Oder überhaupt der ganzen damaligen Generation. Wenn DIE gemeint ist, wäre ich fast bereit zu nicken.
Dennoch kommt mir die Mandarinenente und die verfehlte Paarung dazwischen.

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8 thoughts on “III, 180 – Mandarinenentenpaarung

  1. Bob Dylan und der Nobelpreis… …hat mich zutiefst irritiert. Ähnliches Erlebnis beim Friedensnobelpreis für Obama. Der nächste Literaturnobelpreis geht an den Twitterer mit den meisten Followern – wäre dann zeitgemäß und passend zur “Generation Doof”.

    1. ich glaube, was sich da an friedensnobelpreisen häuft, hat mit frieden öfter sehr wenig zu tun gehabt. da ist dylan an poesie doch deutlich näher dran.

    2. Poesienobelpreis? Dann hätte das Dingerl eher Kulturnobelpreis benannt werden müssen und nicht Literaturnobelpreis. Jeder Bildhauer, der seinen Skulpturen Text beifügt, kommt da schon in die engere Wahl. Klar, der Dynamiterfinder A. Nobel lebte zu einer Zeit, da er so weit nicht in die Zukunft schauen konnte. Wie definiert sich heute Literatur? Aber – warum die Bedeutung der Literatur in heutiger Zeit so aufweichen? Musiker, Bildhauer etc. haben ihre Preise. Emmy, Grammy, Oscar usw. Aber was soll mein Lamento? Nobelpreise sind keine Preise, die von einer Weltjury vergeben werden – es sind nur Schweden, von denen ich keinen Einzigen kenne 😉

    3. mit verlaub, es haben, gar nicht wenige, poet*innen den nobelpreis erhalten, jetzt eben auch dylan mit seinen dingerln. wat heißt denn hier aufweichen, wegen mir können alle zugleich auch zu buddha, gott, allah und vishnu beten. und welche kunstpreise werden denn bitte von einer weltjury vergeben? kappes. die schweden sind schon ziemlich cool! jetzt und vorher waren sie es auch nicht so selten.

    4. Räusper… …Poetik und Poesie gehören natürlich zur Literatur. Ich kann nur nicht verstehen, wo denn nun bei Bob Dylan das große literarische Verdienst seiner Dichtkunst zu finden ist. Machen Sie sich doch einfach einmal die Mühe und lesen sich die Beurteilungen des Komitees bezüglich der Literatur-Nobelpreisträger von 1901 bis 2015 durch. Und dann messen Sie die bisherigen Preisträger an Bob Dylan.
      Ich zitiere mal aus Kommentaren bekannter Zeitgenossen, die vielleicht besser als ich diese Irritation wiedergeben können, die ich empfinde:

      “Noch deutlichere Wort fand der britische Schriftsteller Irvine Welsh für die Entscheidung der Jury: “Ich bin ein Dylan-Fan, aber dies ist ein schlecht durchdachter Nostalgie-Preis, herausgerissen aus den ranzigen Prostatas seniler, sabbernder Hippies”, schimpfte der “Trainspotting”-Autor. Gemäßigter formulierte der rumänische Literat und Dylan-Übersetzer Mircea Cartarescu auf Facebook seine Kritik: “Niemand bestreitet, dass er ein genialer Musiker und ein großer Dichter ist, ich selbst habe ihn übersetzt. Aber es tut mir so Leid um die wahren Schriftsteller, Adonis, Ngugi, DeLillo und weitere 2-3, die den Preis beinahe in der Tasche hatten.” (Quelle: http://www.t-online.de/nachrichten/panorama/menschen-schicksale/id_79258442/kritik-an-literaturnobelpreis-fuer-bob-dylan.html)

      Ja, es tut ihm Leid um die WAHREN SCHRIFTSTELLER… Die dürfen sich jetzt alle noch weitere Jahre gedulden. Schade. Da hätte ich lieber Herrn Herbst den Preis verliehen. Begründungen, die stichhaltig sind, hätte ich derer viele. Und es wäre wenigstens ein Schriftsteller und Dichter (Poet). Gell? Btw: Mit 14 Frauen in 114 Jahren Nobelpreise ist die Anzahl der schreibenden, dichtenden Frauen doch sehr gering. Wie in den anderen Kategorien auch. Vielleicht ist der Hinweis mit der Prostata – oben zitiert nach Irvine Welsh – doch nicht so falsch?

    5. nee, ist nicht falsch, ich hätte ihn zappa gegönnt. nobelpreise halte ich weder für meine mir bekannten kolleg*innen für wahrscheinlich, noch wünschenswert. schon herta müller ist irgendwie seltsam, wenn man dann mal ins literaturhaus geht und denkt, da sitzt eine literaturnobelpreisträgerin, irgendwie strange. und alban gönne ich 3 mal so viel geld, aber ich weiß nicht, vielleicht ist er scharf auf so eine ehrung, keine ahnung. ich bins nicht und liege damit im realistischen bereich. preisgelder immer gern, aber ein preis, der bleischwer bedeutung aufwiegen soll, nee, muss nicht. dylan denkt vermutlich ähnlich :), der geht ja nicht ans telefon, schweden soll ihn persönlich noch gar nicht erreicht haben.

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