Vorgestern das Wort “Zeitluxus” war fatal und hatte im nachhinein etwas von: den Teufel an die Wand malen. Noch am selben Abend eine Arbeit, urgentissima, für den gestrigen Nachmittag. Wie üblich, ritt ich mich selbst in die Falle mit einem “nee, Freitag schon eher”. Prompt kam: “Freitag ok”. Und so saß ich gestern bis halb zehn abends und heute morgen noch etwas und lieferte schließlich meine 4500 Wörter ab, ohne sie noch einmal durchzulesen (Otto-Graf-Vieh-Check, klar, zwei-drei terminologische Verbesserungen), wußte aber ungefähr, was ich da runterhämmerte. Nur wenige Unsicherheiten. Etwas benommen danach. Da hatt’ ich eine Grenze erreicht, und der sonstige Kram heut’ ging nur zeilenweise voran zwischen den intercalierten bzw. dazwischengeschalteten Leseseiten (gestern nur Stendhal mit der Beschreibung seiner italienischen Reise im September/Oktober 1811: freute mich, als er den Soratte erwähnte; notierte diesen Satz: mi mancava il tempo per essere prudente, mir fehlte die Zeit, vorsichtig zu sein).
Im Lauf des Tages dann die Ausbuchung bis Ende nächster Woche. Am Rande der Überbuchung. Es beruhigt, daß bis Montag keine weiteren Mails zu erwarten sind. Es sei denn, daß der verrückte Albaner wieder zur Unzeit anruft und von einer Arbeit faselt, von der man nie wirklich weiß, ob sie dann kommt oder nicht. Jedenfalls hatte er mich Anfang der Woche angerufen, berichtete eher von einem Streit mit einem Kunden, was den Kostenvoranschlag betrifft, d.h. über die zu veranschlagende Textmenge einer PDF-Datei, wo es eh’ immer ins Vage geht. Kam aber glücklicherweise nichts.
Terminus. Terminus und Grenze. So wie sie anhebt, eigentlich doch hochaktuell Eggers Rede, die ich heute im Briefkasten fand (und Dank dem Absender!), las aber erst die ersten drei Seiten. Und war in der Begrifflichkeit, der Terminologie, gleich zu Hause. Selbst der Titel ‘Was nicht gesagt ist’: eine bessere Metapher für Poesie ließe sich wohl kaum finden (eine andere war für mich bisher Celans “Mit den Sackgassen sprechen”). Gut, aber erst mal ganz lesen. Ich hatte ja schon neulich angebissen. Zucke also, Fisch ich, dieweil an der Leine, aber noch unter der Wasseroberfläche, bis ich gegen Ende langsam aus dem Wasser gezogen hinauszappele und im Eimer der letzten Seite ende.
Terminus. Exitus.
Ohne selbst dort angekommen zu sein. Dennoch so eine Vorstellung von Exitus heute. Wie genau die aussah, habe ich jetzt Mühe zu rekonstruieren. Vielleicht bedingt durch die Texte, die ich lese, die keine modernen sind. Tod ist allgegenwärtig. Ungefähr so: ich sei am Beginn des Verfalls. Denkt er zuweilen. Möchte nicht mit ihm tauschen. Dennoch die ewige Bestätigung (nicht die Bestätigung des Ewigen): wenn er sich am frühen Nachmittag hinlegt, kommt er schließlich in seinen Phantasien fast schon automatisch an eine Stelle, an der es steil hinunterzugehen droht, und dann schreckt er auf. Wahrscheinlich aber ist’s der Beginn des Schnarchens…
„und im Eimer der letzten Seite ende“: Welch ein gutes Bild!
In Eile (und: Nichts zu danken, war freundschaftsselbstverständlich):
ANH