[κάπου (σαλέ), 7.04 Uhr]
Wegen der Überfahrt nach Athen müssen wir heute schon vormittags los, die Contessa und ich, der Jet dann startet gegen 18 Uhr. Aber jetzt war ich hier auch schon schwimmen im Meer. Ende Oktober werde ich zurückkehren, dann aber allein, um hier zurückgezogen am Roman zu schreiben. Dann werden sämtliche Recherchen abgeschlossen sein. „Bewachen“ soll mich – ich scheue mich, von „überwachen“ zu sprechen, wiewohl es wahrscheinlich der zutreffendere Begriff ist, Reno. Immerhin besser als Lundgren. Ich werde ihn, also Reno, fragen, ob er mir das Tauchen ohne Luftgerät beibringt, tiefzutauchen, meine ich. Sie wissen schon, Freundin, warum.
Außerdem wird noch der Verwalter dasein, selbstverständlich. Die Contessa selbst wird in der Zeit in New York sein, City New York, nicht etwa upstate wie damals ich war, bevor ich dem Künstlerressort entfloh und, statt dort behütet und rundum versorgt zu schreiben, in einem Abbruchhotel Manhattans meinen Sohn zeugte, und dennoch schrieb, 8th Av/32nd St, >>>> diesen Roman. Siebzehn Jahre ist das nun her, meine Güte. Jeden Morgen über die Straße ins Diner für Spiegelei mit flachgeklopftem Hackklops im „Roll“: Wog 300 Gramm, aber ein Kilo nahm man davon zu.
Hier ist das Essen besser. Wir hatten Seewolf und Kabeljau, Calamari und Langusten, frischen Spinat und kleine ovale Nudeln, die nach großen Insekteneiern aussahen; bei einer Capitesse Nemo wären es auch welche gewesen. Ich entsinne mich gut des Gesichtes Ned Lands, als er bei Tisch erfuhr, was aufgetragen wurde. Sein Abscheu war größer als der objektive Wohlgeschmack, den er empfand. Also in der Nautilus Kapitänsmesse.
Wiewohl die Contessa nicht trinkt, gab es an den Abenden Wein; sie nippte aber zweimal von meinem Glas. Nachdem wir noch lange auf der Terrasse gesessen hatten, welch eine Sommernacht!, ließ sie sich von Reno in ihr Privatgemach begleiten, derweil ich noch einen Cigarillo rauchte – sehr zu ihrem Unwillen – und mich dann ebenfalls zurückzog – nein, in kein Gemach, sondern es ist eher eine Kammer. Man könnte auch Zelle dazu sagen, im Sinn einer Mönchszelle, die aber den hohen weiten Blick aufs Meer erlaubt. Ich schreibe hier mit dem Meer, es ist ständig präsent.
Die Contessa erzählt ihre Geschichte wieder und wieder, zeigt ihre Verletztheit und Verletzlichkeit, die sie ansonsten verbirgt; wenn wir arbeiten, legt sie auch ihr Smartphone weg. Manchmal laufen ihr Tränen.
Nein, ich schreibe ihr nicht nur ein Buch (oder mehrere Bücher). Sondern ich begleite sie.
Und sehe auf das Meer, das Meer. Darüber dachte ich gestern nach, wie sehr ich das Mittelmeer als ein Urmeer empfinde, eines des Geistes, Kulturmeer. In dem die Flüchtenden ertrinken, aber. >>>> „Es ist niemals ein Dokument der Kultur, ohne zugleich ein solches der Barbarei zu sein. Und wie es selbst nicht frei ist von Barbarei, so ist es auch der Prozeß der Überlieferung nicht, in der es von dem einen an den andern gefallen ist“ und nunmehr so an mich.
Aber ich werde gerufen, soll wahrscheinlich zusammenpacken. Immerhin, gestern war ich Schwimmen im Meer, ohne allerdings, daß die Contessa mir zugesehen hätte. Statt dessen war Lundgren mitgekommen, der aber auch nicht badete. Er sah wohl keinen Anlaß, die Haie zu vertreiben, deren es hierzumeer durchaus noch manche geben soll. Doch auch die sehr kleinen und um so fieseren Mücken vertrieb er mir nicht, nachts, die mit irre hochhellem Singen auf einen zudüsen, sofort stechen, saugen, alles in kaum zwei Sekunden, und schon wieder fortsind.
Außerdem wird noch der Verwalter dasein, selbstverständlich. Die Contessa selbst wird in der Zeit in New York sein, City New York, nicht etwa upstate wie damals ich war, bevor ich dem Künstlerressort entfloh und, statt dort behütet und rundum versorgt zu schreiben, in einem Abbruchhotel Manhattans meinen Sohn zeugte, und dennoch schrieb, 8th Av/32nd St, >>>> diesen Roman. Siebzehn Jahre ist das nun her, meine Güte. Jeden Morgen über die Straße ins Diner für Spiegelei mit flachgeklopftem Hackklops im „Roll“: Wog 300 Gramm, aber ein Kilo nahm man davon zu.
Hier ist das Essen besser. Wir hatten Seewolf und Kabeljau, Calamari und Langusten, frischen Spinat und kleine ovale Nudeln, die nach großen Insekteneiern aussahen; bei einer Capitesse Nemo wären es auch welche gewesen. Ich entsinne mich gut des Gesichtes Ned Lands, als er bei Tisch erfuhr, was aufgetragen wurde. Sein Abscheu war größer als der objektive Wohlgeschmack, den er empfand. Also in der Nautilus Kapitänsmesse.
Wiewohl die Contessa nicht trinkt, gab es an den Abenden Wein; sie nippte aber zweimal von meinem Glas. Nachdem wir noch lange auf der Terrasse gesessen hatten, welch eine Sommernacht!, ließ sie sich von Reno in ihr Privatgemach begleiten, derweil ich noch einen Cigarillo rauchte – sehr zu ihrem Unwillen – und mich dann ebenfalls zurückzog – nein, in kein Gemach, sondern es ist eher eine Kammer. Man könnte auch Zelle dazu sagen, im Sinn einer Mönchszelle, die aber den hohen weiten Blick aufs Meer erlaubt. Ich schreibe hier mit dem Meer, es ist ständig präsent.
Die Contessa erzählt ihre Geschichte wieder und wieder, zeigt ihre Verletztheit und Verletzlichkeit, die sie ansonsten verbirgt; wenn wir arbeiten, legt sie auch ihr Smartphone weg. Manchmal laufen ihr Tränen.
Nein, ich schreibe ihr nicht nur ein Buch (oder mehrere Bücher). Sondern ich begleite sie.
Und sehe auf das Meer, das Meer. Darüber dachte ich gestern nach, wie sehr ich das Mittelmeer als ein Urmeer empfinde, eines des Geistes, Kulturmeer. In dem die Flüchtenden ertrinken, aber. >>>> „Es ist niemals ein Dokument der Kultur, ohne zugleich ein solches der Barbarei zu sein. Und wie es selbst nicht frei ist von Barbarei, so ist es auch der Prozeß der Überlieferung nicht, in der es von dem einen an den andern gefallen ist“ und nunmehr so an mich.
Aber ich werde gerufen, soll wahrscheinlich zusammenpacken. Immerhin, gestern war ich Schwimmen im Meer, ohne allerdings, daß die Contessa mir zugesehen hätte. Statt dessen war Lundgren mitgekommen, der aber auch nicht badete. Er sah wohl keinen Anlaß, die Haie zu vertreiben, deren es hierzumeer durchaus noch manche geben soll. Doch auch die sehr kleinen und um so fieseren Mücken vertrieb er mir nicht, nachts, die mit irre hochhellem Singen auf einen zudüsen, sofort stechen, saugen, alles in kaum zwei Sekunden, und schon wieder fortsind.
Ja, ich soll packen. Wir hören uns, geneigte Freundin, auf Sardegna wieder. Da dann wird es auch Fotos geben.
In Eile, ANH