III, 153 – Be-Dingt

Und als es immer noch ein bißchen regnete, bimmelte das Handy: ob ich schon gegessen hätte, so Bruna (ja doch, heißt so (eine der Personen, mit denen ich eingeschult worden wäre)).
Hatte ich schon.
Ah, machte sie, sie habe total vergessen, mir Bescheid zu sagen: sie hätten ein Gassen-Essen organisiert. Wie neulich schon im Juli. Essen war also nicht mehr, das Ding schon beschlossen.
Ging aber trotzdem vorher noch vorbei.
Eine lange Tischreihe, diesmal unterm Gassengewölbe, weil’s ja vorher geregnet. Ein bißchen tat’s mir leid, wäre eine Alternative gewesen. Ließ mir jedoch einen Nachtisch für nach >>>> dem Ding reservieren. Stand noch ein Weilchen bei den Wurstbratern, flüchtete aber dann vor dem Wurstgeruch, weil ich schon gegessen hatte. Tat also so, als ginge ich hinab.
Was ich auch tatsächlich tat.
Schnappte nach Lauthaken. War auch eher Fisch, den’s hinabströmte. Immerhin hatte ich mich für das Ding entschieden. Uhrzeit kontrollieren: natürlich viel zu früh.
Ab in eine der Bars ‘fuori porta’. “Un caffé.”
Die Bar hatte neulich ihren Besitzer gewechselt und sah noch völlig unbedarft und kahl aus. Zuvor noch alles voller Schächtelchen und Ecken mit Überraschungen. Die neuen Gesichter ohne Profil. Und mit den Zigaretten haushalten: es gibt dort keine mehr. Allzuviel blieben mir nicht, aber in der Zeit, in der ich mir das Ding anschauen würde, bliebe schon mal Rauchen tabu.
Und wieder durchs Tor hindurch (entro le mura) gleich rechts hinauf und durch den verwaisten Kreuzgang, dann treppauf zum Konferenzsaal, aus dem Neil-Young-Klänge schallten. Niemand zu sehen. Plötzlich im Rücken Di Dio, der mich ansprach. Das Ding. Aus dem Nichts tauchte auch bald Angelo auf, der Veteran der Filmbranche mit seiner Londoner Vergangenheit, den es hier wieder in die Antarktis verschlagen, sofern man zugeben wollte, daß der vorherige Name der Bar hier oben am Platz, nämlich Artic-Bar, sich zu meiner Vorstellung verhält wie Neuseeland zu den Antipoden bzw. hier oben. Aber irgendwie scheint’s doch nicht den britischen Inseln zu entprechen, sondern eher Spanien. Insofern hätte Carroll unrecht. Und Australien sowieso. Also zunächst zu Dritt.
Der herrlich große, leere Saal. Neil Young. Zwei mir Unbekannte tauchten auf. Und schließlich der erwartete Filmerklärer (wie’s häufig vorkommt, daß ein einschlägiger Kritiker sich bei Di Dios Veranstaltungen in Erklärungen versteigt (eine üble italienische Macke auch bei Büchern: dem Text wird immer ein Vorwort vorangestellt, statt ein Nachwort folgen zu lassen… nervt immer!).
Also das Vorwort gestaltete sich so: In der dritthintesten Reihe des leeren Saals der Erklärer (der auch zur neulich erwähnten Geburtstagsfeier erschienen war und schon mal vergeblich (gut!) per Skype versucht hatte, aus dem fernen Bogotà einen Film zu bevorworten, auch wenn er eigentlich aus Ascoli Piceno stammt), die beiden Unbekannten in lauschender Entfernung, ich teils zuhörend, teils weghörend, Angelo Einwürfe machend, dem Carpenter nicht unbedingt behagte, was Technik und Können betrifft (später dann bei der letzten Zigarette (er Zigarillo) ein paar Einzelheiten über die Art, wie Filme gemacht werden: es komme alles auf die Montage an). Dann endlich das Ding. Aber, um’s kurz zu machen: ich habe schon bessere SF-Filme gesehen. War nicht wirklich mein Ding. Er möge doch, bat ich Di Dio, ‘Dark Star’ zeigen.
Und wieder hinauf, um im Nachbarschaftsbrei mir nach der Antarktis (der Hauptdarsteller – Kurt Russell – hatte ständig eine Flasche J&B bei sich) meinen Nachtisch und noch etwas Wein einzufangen. Tiramisù, und mein Friseur, dessen Fenster auf die betreffende Gasse gehen, versuchte sich in ästhetischen Betrachtungen, während mein Gegenüber mir erst Küsse androhte und dann mich seine selbstgebaute Geige befühlen und bezupfen ließ. Er trug ein T-Shirt mit dem Aufdruck: I love Cremona.
Drinnen in der Wohnung, deren Küche alles versorgt hatte, schaute der noch vorpubertäre Sohn sich irgendeine Star-Wars-Episode an. Der Charitinnen Schar (bei Eichendorff geklaut), die ich anfangs erblickt hatte, indes schon verschwunden. Wurde spät. Ich merkt’ es am Nachmittag nach neuerlichem Gewitter…

Dank meiner Müdigkeit wurde die Welt ihre Namen los und groß.
(Handke, >>>> Versuch über die Müdigkeit).

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