Die enge Gasse, dann das sich weitende Gesichtsfeld. Aber doch dunstig heut’. Der Monte Soratte wie weggewischt vom Horizont.
Zurück (vom Geldautomaten) denselben Weg. Wadenarbeit. Bin nichts mehr gewohnt (Berlin war flach, und ich ging wesentlich längere Strecken), spürte sie, die Waden, aber gern. – Gern? Nein, erinnerte eher als an Alter an ein Altes Ego.
Ein einziges Grüßen, höflichkeitshalber. A smile, a courtesy. Kein Grund zum Stehenbleiben. – Der Gärtner vom Kaiserstuhl (‘Schönwetterbauer’), der sie kannte, nannte sie damals ‘Cameroon’. Dürfte wohl ein ‘o’ zuviel gewesen sein. But never a word. Sie und ihr damaliger Mann, ein belgischer Archäologe, waren halt einfach nur seine Auftraggeber. ‘Schönwetterbauer’ kommt schon hin. Affabulare per arraffare. Er sei in der Lage, jemandem so in den Arsch zu treten, daß der Andere hinterher sogar noch lächele. Sagte er mir mal. Aber mich zieht’s woanders hin.
Zwischen ‘Krieg den Philistern’ (Eichendorff; unwillkürliches Denken an Heinz-Erhardt-Filme und bundesrepublikanische Moral der 50er/60er: schon so gewesen bei ‘Leberecht Hühnchen’ (bei letzterem eingefleischt, bei Eichendorff beißende Satire)), Essensvorbereitung, Abwaschen, das unselige ‘Zeitunglesen’. Ein Video stahl alle Beschaulichkeit (selbst den Umstand, daß gegenüber immer noch Leben zu sein scheint: Leibwäsche aufgehängt zum Trocknen). – Worum ging’s? Eine jüngere Autorin, die kürzlich einen Bestseller geschrieben hat, scheint’s. Und da wird dann ein Video (eine ‘Rede’) eingestellt, in den bzw. das ich reinhörte. Thema ‘Aufgeben’. Wer aufgibt, könne ausschlafen. Zu Beginn Frühstücksüberlegungen. Als es überging zu Internetalgorithmen (sie habe habe etwas eingegeben bei youtube (und zitierte vier der englischen Ergebnisse dieser Algorithmen)), ging ich verärgert raus. Der oder das Video ist aber nun gar nicht mehr da. Hätte gern ein paar Mitschriften gemacht. So wird dieser Unmuts-Soratte dem wirklichen ähnlich: nix zu sehen.
Ich weiß schon, was mich störte: da war nix, das mich ansprach, da war aber sie auf dem Foto mit dramatischer Handgeste, wo beim Anhören für mich bloß Geschwafel entstand. Möglicherweise auch die Abneigung gegen den Namen. Was allerdings sehr subjektiv zu werten ist. Als ich in Berlin lebte, gab es im Telefonbuch eine ganze Seite mit meinem Namen. Heute mal nörgelnd. Zum Frühstück empfehle ich übrigens eine heillose Nacht, einen Freund, der Sie aufgabelt, Ihnen bei sich ein Lager bereitet und Sie morgens mit Tschaikowskij Klavierkonzert Nr. 1 B-Moll weckt. Sie werden nimmer aufgeben. Und schon gar nicht an Internet-Algorithmen denken. Ohne Wiederhören bleibt’s indes eine in der Einbildung zur Sprechblase aufgebauschte Rede mit Kieselsteinen im Mund (so das Gefühl).
Ihr Brunot de Lampsakos.