Arbeitsjournal. Sonntag, der 10. Mai 2009. Tiger satteln.

9.53 Uhr:
Ich schlafe und schlafe und schlafe. Heute bin ich erst um Viertel nach neun hoch. Das muß definitiv aufhören.

An >>>> Oliver Gassner, über Skype:
Lieber Oliver,
ich plane, die Anderswelt-Trilogie ins Netz zu stellen, also das unterdessen fast vergriffene THETIS, dann BUENOS AIRES, schließlich den dritten Band ARGO, der noch unveröffentlicht, auch noch nicht ganz fertig ist. Ich will das in Der Dschungel tun und fang deshalb gerade an, mich mit dem Sea Monkey (Netscape)-Composer zu beschäftigen, so daß ich den Text nach html bearbeiten kann wie bei windows über Steuerzeichen auf der screen-Oberfläche. Das hat viele verschiedene Vorteile, vor allem, weil ich die meisten html-Codes gar nicht kenne, aber auch Bilder einbauen will, Zitate usw. Das heißt, ich habe vor, die Romane zu Netzromanen auszubauen. Kennst Du andere html-Composer, die sich für so etwas eignen oder sogar besser eignen würden?

Ich will dann, wenn das Projekt von der Programmierseite und für die VG Wort vorbereitet ist, UF bitten, es marktwerblich zu begleiten; das ganze Unternehmen hätte ohne größere Aufmerksamkeit wenig Sinn. Schade, daß es (noch) keine reinen Netz-Verlage gibt. Kurz hatte ich eben die Idee, mich an Google zu wenden, vielleicht, daß d i e den Tiger mitreiten würden, bzw. den Käfig bereitstellen und auch die Wachen, draußen, für den Notfall, wenn ich reinkletter und ausprobier, den Tiger erst mal zu satteln. Da wär es schon ganz gut, draußen stünden zweidrei Mann mit Betäubungsgewehren – ob nun für mich oder den Tiger: dieses Risiko muß ich tragen.

Was meine Subdepression, meine derzeitige Weichkäsehaftigkeit nun n o c h mal dehnt, ist, daß ich als „geheime“ Information gestern erfuhr, die Umschläge zu DER ENGEL ORDNUNGEN seien de facto n i c h t fertig, sondern >>>> dielmann habe nur so viele Umschläge herstellen lassen, wie die Bücher für die Heidelberger Lesung brauchten, die am nächsten Mittwoch stattfinden wird. Mir ist schon kaufmännisch nicht klar, was so etwas soll. Jedes der dort dann eventuell verkauften Bücher wäre so ja eine Art Unikat. An sich ist das eine Idee, weil es den Fetisch Buch jeden zu einem Fetisch unikates Kunstwerk macht. Aber für sowas ließen sich andere Preise erzielen. Kann sein, daß das später mal, wenn die Bücher berühmt werden sollten, sich auch auswirkt: man beträte dann einen gänzlich anderen Verwertungszusammenhang, der mit dem normalen Buchmarkt gar nichts mehr zu tun hat. Was mich dabei depressiv stimmt, ist der ungerichtete Dilettantismus, der dabei waltet, diese schlampige Beliebigkeit – oder Desinteressiertheit; eine Absicht w i l l ich nicht unterstellen.

—– au Mann!!!!! (10.36 Uhr): Ich hab ganz vergessen, daß ich um zehn bei >>>> Titania sein wollte, um ihr beim Umzug zu helfen. Schnell angerufen… muß gleich los… Zigarette noch und den latte macchiato ausgetrunken ——…………………….

13.18 Uhr:
Zurück. Etwas Cello (mit Dämpfer, wegen der Mittagspause), dann weiter Korrespondenz wegen der Romanveröffentlichung im Netz. Die Schlepperei geht auf Finger und Handgelenke, das ist beim Cello sofort zu spüren.
Mit >>>> Titania über das Netz-Romanprojekt gesprochen, sie hat ja Kenntnisse im Programmieren. Ich überlege parallel, ob man den Roman nicht besser, oder besser: a u c h, bei >>>> parallalie in seinem fulminanten Litlinks-Projekt (der Link ist allerdings tot) unterbringen sollte. Man würde dann j e einen VG-Wort-Ticker unterbringen. Ich muß ihm schreiben und auch noch andere Möglichkeiten überlegen. Außerdem: in Der Dschungel würde ich, w e n n, dann gegen den Zeitstrahl publizieren, so daß das Neueste unten, nicht oben steht. Innerhalb der entsprechenden Rubrik läßt sich das über Manipulation des Veröffentlichungsdatums erreichen. Auf das jeweilige Kapitel verwiese dann immer ein „Anreißer“ von der Hauptseite.
Insgesamt, mit ARGO, gehe ich dann mal von einem Zeitraum von zwei Jahren aus, bis alles drinsteht. Danach wäre es dann Zeit für das Buch, wobei dann nachträglich alle Kapitel im Netz noch mit einem Link auf das Buch zu versehen wären.

Worüber ich mir klarsein muß: allererste Priorität hat die Verfügbarkeit der Romane, nicht, daß ich Geld mit ihnen verdiene. Was ich selbstverständlich gern täte, schon, um überhaupt leben zu können. Der Zeitaufwand wird enorm sein; immerhin handelt es sich um zwei Tausendseiter und ein Buch von 300 Seiten. Möglicherweise, bei entsprechender publizistischer Begleitung, verschiebt sich das Geldverdienen aber auf Nebenaufträge, die das Projekt mit sich bringen könnte: Lesungen, Vorträge, begleitende Publikationen usw. Oder es findet sich ein Mäzen. Oder es findet sich auf diese Weise d o c h ein Verlag, der die Druckrechte erwirbt, aber bereits die Netzpublikation sponsort, mit einem Grundgehalt etwa. Das werde ich abwarten müssen. Aber nicht warten, b i s sich so etwas findet. Ich werde zurückgeworfen in die Situation meiner publizistischen Anfänge, als ich sowieso schrieb, aus dem Schreibdruck, aus innerem Kunstwillen, und ins völlige Leere. Einfach, weil es mich trieb. Nun treibt es mich w i e d e r. Gegen alle Ökonomie.

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