Arbeitsjournal. Donnerstag, den 20. November 2008. Berlin. Oldenburg.

5.11 Uhr:
[Am Terrarrium.]
Es trieb mich wieder einmal. Dallapicolla, Sapho: >>>> Io lungamente ho parlato in sogno con afrodite; man könnte auch >>>> Aretino hernehmen, frateritino (auch fraretino), te saluto. So bin ich denn s o vorbereitet für >>>> die Veranstaltung n i c h t; aber ich bringe ja meinen Kopf mit, und den NULLGRUND. Sowieso. Um 12 Uhr muß ich nachher aus dem Haus, zwischen 9 und 11 will ich ans Cello, das ich freilich hierlassen werde; zu dicht ist die Programmfolge. Denn außer dem eben verlinkten Abendprogramm steht der Tag morgen ab 9 Uhr im Zeichen einer Diskussion, deren Moderator ich sein soll: moderare, ich, auch schön. Heute um 18 Uhr werden wir teilnehmenden Akteure aus dem Hotel zu einem Essen nebst vorbereitendem Gespräch aus dem Hotel abgeholt werden. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich meine Winterboots anziehe, weil das immer so nett „kommt“ zum Anzug; am Wochenende soll’s schneien, okay, aber ja nu’ nicht in Räumen.

Durch die Netze gesurft, wie einer schweift, der jagt; etwas hat mich ins Tigrische zurückgeworfen, animal und anima, ach, daß wir dessen bloß nie vergäßen! Tun wir’s dennoch, wirft es uns unversehens in diesen Teich, von dem >>>> heute in der Nacht Cellini geschrieben hat, und wir sinken, „unbemerkt und leise ging ich unter. sank mit dem rücken zuerst, den blick meiner offenen augen nach oben zur glasklaren oberfläche gerichtet, tiefer, immer tiefer“, mit dem Rücken zuerst: so liegt bei Kafka der Samsakäfer aufwachend da; aber dies nicht allein, sondern man sieht Αναδυομένη leibhaftig, während man selbst doch untertaucht, a n: Geheimschrift, auf den Leib geschrieben (Arnfried Astel). Sie winkt einem noch im Vorüberfahren, der eine Zug geht hin, der andere her, minutenlang scheinen sie, obwohl beide in voller Fahrt, nebeneinanderzustehen, Fenster, das ein Fenster küßt, wie Hitchococks Mord, freilich eines Gedichtes wert, in einem passierenden Waggon: „meine Ohren nicht! nicht meine Ohren!“: das wär die Klangfarbe des zu schreibenden Gedichts.

Gedichte: Das ist jetzt der nächste Schritt: Sämtliche Gedichte aus dem Gedichtordner wegkopieren in einen Archivordner, ganz freie Fläche in dem Gedichtordner schaffen, nachdem, was aus zweieinhalb Jahren (und wenigem, das älter ist) hält, in das Buch gekommen ist, das zur Zeit in Jerusalem gedruckt und hiersein wird (sein soll) in nicht länger mehr als einzwei Wochen: DER ENGEL ORDNUNGEN fährt immerhin auf dem Landweg von Jerusalem hierher, von beschossenen Gedichten sprach ich Ihnen, glaube ich, schon: Einschußlöcher in dem Umschlag >>>> Liliths am Roten Meer.

8.16 Uhr:
[Arbeitswohnung. Unterm Schreibtisch die Füße im Fußbad. Latte macchiato. >>>> Zender, Hölderlin lesen für Streichquarett mit Sprechstimme (Sprecherin ist Salomé Kammer, >>>> mit der ich auch schon gearbeitet habe). >>>> Auch Zender arbeitet mit Zitaten.]
Zwei Einfälle hatte ich auf dem Radweg hierher, beide muß ich schnell skizziere, sonst verfliegen sie; einen werde ich auch ausführen [>>>> erledigt, 8.50 Uhr], da er nur kurz ist und >>>> zu den Paralipomena gehören wird, die wiederum für NEUE FRÖHLICHE WISSENSCHAFT geplant sind; ich bin momentan unsicher, ob ich >>>> Manutius vorschlagen soll, die an sich noch für dieses Jahr bei >>>> tisch7 geplanten Essays im nächsten Jahr herauszubringen oder aber eben diese andere Sammlung zu publizieren. Ich muß eh vorher mit dem Verleger Würker sprechen. Aber auch >>>> Dielmann wäre eine Option; ich hätte nur gerne wenigstens die theoretischen Arbeiten in e i n e m Verlag konzentriert. Wegen der >>>> Kleinen Theorie des Literarischen Bloggens habe ich außerdem eine Anfrage von noch ganz anderswo. Also. Ich schwanke.

Die Doppelseite des Frühjahresprospektes von >>>> marebuch kam gestern an, als pdf, worin die Sonderausgabe von MEERE annonciert ist. S e h r schön geworden. Ich muß unbedingt mit Lektorin Scholtz telefonieren; vielleicht mach ich das nachher aus dem Zug. Jetzt erstmal an das Paralipomenon, dann rasieren, cremen, duschen, dann anziehen, dann ans Cello. Bis etwa elf. Dann packen. Dann los.

12.16 Uhr:
Cellopause. Ein halbes Stündchen will ich aber noch, auch wenn >>>> das jetzt gerade in deftige Diskussion gerät. Musik ist das Wichtigste (mit der erotischen Sinnlichkeit und der Liebe zusammen, Dreieinigkeit), dann folgt die Dichtung, dann die Erkenntnistheorie. Danach kommt lange lange nichts.

13.53 Uhr:
[ICE Berlin-Hannover.]
Ich werd mal versuchen, mein Mittags, lach:,nickerchen zu machen. Auf dem Tisch der Laptop, unterm Tisch ein Hund, dem man die Nässe anriecht und der seinerseits Witterung aufnahm, nämlich meines (tatsächlich unangenehmen, ich überließe es ihm gerne) Schnitzelbrötchens; mir gegenüber eine junge Mutter, zu der dieser Hund und ein weibliches Baby von ungefähr einem Jahr gehört, hinter mir rechts paar Punker.

15.52 Uhr:
[ICE Hannover-Bremen.]
Zehn Minuten ICE-Verspätung, hoffentlich bekomme ich in Bremen den Anschlußzug nach Oldenburg. Dieser ICE jetzt ist sehr voll, aber ich fand ein leeres Kinderabteil. Nach und nach tröpfeln jetzt Leute nach, die mich am Laptop sehen.

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