Arbeitsjournal. Montag, der 22. September 2008.

5.33 Uhr:
[Arbeitwohnung. Berlioz, Symphonie fantastique in der Fassung für Klavier solo von Franz Liszt (Cass.-„Projekt“ Nr. 56).]
Gut hoch, den ersten „latte macchiato“, nachdem meine externe Festplatte, auf der sich die Musiken befinden, nicht mehr erkannt werden wollte: gestern schon den ganze Tag über nicht, heute morgen abermals nicht; aber ich habe die Erfahrung gemacht, daß man sie dann nur an einem anderen Computer anschließen muß (wo sie meist ebenfalls nicht erkannt wird) und danach gleich abermals an den Laptop, schon erkennt er sie. Das ist mir nicht verständlich, sogar mystisch, aber es hat einen sehr empririschen Wert, weil es – jedenfalls bislang – funktioniert. – Diese Berlioz-Liszt-Fassung hörte ich bereits vorgestern nacht; jetzt noch einmal, über die Anlage, aber leise, wegen Uhrzeit & Nachbarn.
Meine >>>> kleine Kritik zu Dunkle Wasser war gut plaziert gestern in der Sonntagszeitung; ich werde sie am Donnerstag hier in Die Dschungel stellen, weil es am kommenden Freitag und Samstag noch einmal Aufführungen geben wird und ich s c h o n denke, daß, wer nahbei wohnt, >>>> hingehen sollte. Und >>>> Harald Stauns Nachruf auf David Foster Wallace gelesen, der sich am 12. September das Leben genommen hat und zu denjenigen Poeten gehört hat, die, völlig konträr zu mir, eine derart riesige Integrationskraft besessen haben, daß „wir“ ihn wirklich nicht nur als Dichter schätzten, sondern wir alle liebten ihn, den Dichter u n d den Menschen (was wir uns jedenfalls als ihn vorgestellt haben) – quer durch die ästhetischen und/oder poeto-ideologischen Lager.

Zu heute. Wie immer wirr wird das, wie immer montags: morgens Arbeitszeit – die ich gleich schon unterbrechen kann, weil ich mein Mobilchen am Am Terrarium liegengelassen habe und morgens unbedingt telefonisch erreichbar sein muß: es wird um meine Kritik zu >>>> Lichts Villa Ginestra gehen und darum, möglichst schnell einen Aufnahmetermin zu bekommen; die Redakteuerin ist heute aus dem Urlaub zurück. Nachmittags ist wieder mein Junge wegen Musikschule und Judotraining zu betreuen, jedenfalls immer hin- und herzubringen, abends wird drüben am Terrarium ein Gast sein, danach werd ich, sofern sich das nicht auf morgen abend verschieben läßt, >>>> parallalie treffen, sowie in den Angelegenheiten umstrittener Gedichte innerst unterwegs sein. Wozu mir einfällt, daß ich ein nächstes gestern tatsächlich skizziert habe, ich stelle es aber noch nicht ein, und zwar einfach deshalb, weil es noch nicht amoralisch genug ist; ich hatte heute nacht einen heftigen, sehr scharfen, rasierklingenscharfen Traum, der die Richtung wies, in der an diesem poetischen Ansatz weiterzuschreiben wäre. So etwas geht aber nur, indem es gelebt wird, imaginierende Sublimiererei bringt dafür nichts.

4 thoughts on “Arbeitsjournal. Montag, der 22. September 2008.

  1. wallace. ist für mich die geschichte einer unnötigen vermeidung. seit den bereits einigen jahren, in denen er in deutschland so merkwürdig zum ‘jungen wilden’ der amerikanischen literatur und zum postmodernen medien-bajazzo stilisiert wurde, habe ich ihn nur aufgrund dieses feuilleton-getönes gemieden. solche jubilaturen sind mir immer suspekt.
    dann, vor einem monat, las ich mit langen zähnen des ressentiments eine erste kurzgeschichte von ihm – und war sofort von der energie seiner sprache wie auch von der genauigkeit seiner introspektion mitgerissen. geradezu atemlso habe ich gelesen. den daraus erwachsenden wunsch mehr, auch die voluminösen romane, zu lesen hat bisher meine arbeitszeit vereitelt. und nun lese ich statt ihrer, dass sich dieser unnötig gemiedene dichter – wenig wild übrigens und gar nicht clownesk – erhängt hat. merkwürdiges gefühl, das.

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