8. August 2008. Absagen.

Wieder die Absage einer Devoten, aber man kann damit leben: „mit großem Dank an einen wunderbaren Mann.“ Dennoch, es ist immer das gleiche: ein/zwei Treffen, mindestens einmal dabei ein sehr weitgehendes erotisches, bisweilen auch brachial-sexuelles Spiel (ich hatte ihr in die Piercingringe an den Schamlippen Kleiderbügel eingehängt, sie wollte fixiert werden, ich sagte: Das ist nicht nötig, steig auf diese beiden Stühle, jeden Fuß auf einem, die Beine gespreizt; dann hing ich kurze Jacken auf die Bügel) – dann, dreivier Tage später, der Rückzug: Sie sind in einer Beziehung, Sie haben Kinder/Der Platz, den ich bei Ihnen einnehmen möchte, ist besetzt/Sie halten zuviel Distanz/Ich brauche mehr Nähe, um mich ausliefern zu können – schon, daß ich auf dem Sie beharre, setzt die Grenze fest. Letztlich lautet der Vorwurf: Sie sind in mich nicht verliebt – was nahezu immer richtig ist. Aber dieser Vorwurf meint nicht tatsächlich fehlende Verliebtheit, sondern er klagt ein, daß man mich nicht sozialisieren kann. Alle haben sie ein Bedürfnis nach Heil-heit, nach Familie, alle möchten sie Gesinnungsfreunde pflegen, mit denen sie sich in Clubs oder sogar auf Stammtischen treffen, kurz: Sie sehnen sich nach Normalisierung, ja Normierung ihres Nicht-Normalen. Mir ist das fremd. Die Absagen gehen ein, weil diese Frauen meine Fremdheit spüren; sie sind fasziniert, bei einem realen Treffen auch sofort bereit, aber sie können mich der Fremdheit wegen nicht binden. Ich mag nicht so tun, als wäre das Trauma nicht da. Diese Frauen wollen die Hölle spüren, aber man soll ihnen dauernd versichern, daß es der Himmel sei.