im nachtdunklen morgen…

…. um 05.00 uhr früh am strand stehend, ist die eigene wahrheit in wahrheit ganz winzig klein, etwa so groß wie ein sandkorn. es gibt so viele sandkörner, vielleicht so viel wie wahrheiten. vielleicht trat ich ja mal auf eine mit meinem nackten fuß, bemerkte es nicht, übersah sie, ging meine schritte weiter, so wie ich jetzt meine schritte gehe. kleine wellen umspielen meine füße, immer wieder bleibe ich stehen, warte auf das versinken, spüre jeden zentimeter, den sich der sand um die knöchel hebt. der himmel wölbt sich über mir wie eine kuppel aus glas, an deren unterer rand gebläuter silberschaum nicht nur den horizont verschwinden lässt, sondern auch die grenzen zwischen vorstellbarem und der wirklichkeit. vergangenheit taucht auf, aber nur kurz, sie verdunstet mit dem noch nachtfeuchten schleier der gegenwart. amerikanische flughäfen bedeuten abschied, auch diese erinnerung ist in diesem dunst gut aufgehoben. jeder meiner schritte im sand erdet mich, manchmal gehe ich eine kurze strecke wieder zurück, entweder, weil ich die muschel, die ich eben sah, doch mitnehmen möchte, oder aber, weil mich ein retrospektives erkennen wieder umkehren lässt. ich muss ein solches erkennen dann noch einmal, die schritte bewusst voreinandergesetzt, gehen. leuchtpfähle ragen aus dem wasser, in den grund gesetzt greift die spitze ihrer spiegelung nach leitungen von starkstrommasten, die hochausdächer berühren. der geruch von frisch gebrühtem kaffee treibt durch leises stimmengemurmel, mit diesem zusammen aus geöffneten küchenfenstern. irgendwo erklingt ein kinderlachen, die liebevoll klingende mahnung einer mutter. die schlange der väter vor dem tresen bei dem kleinen bäcker wird immer länger, die eigenen brötchen, erkämpft um den platz des eigenen lebens gekauft, aufgegessen, sich einverleibt, in der sicherheit, wenigstens diese nicht wieder hergeben zu müssen. nur ganz selten beginnt jemand mit traurigen augen sein tagwerk noch vor der morgenröte, neugeschmiedet erstrahlt später in der sonne blitzend verwandeltes eisen. es ist jetzt ein pflug. die erde wartet. wolkenmamor wird von pupurschwellen und saphirblauem grund gebrochen, flüssiges gold ergießt sich in den horizont. ich lasse mich von meinen flügeln über diesen und über meine eigenen grenzen hinaustragen. diese ungemessene weite kostet nichts als die worte: i c h w i l l.