Die Balance von Malos. 1. 7. 18:47. Hotel.

Erst vorhin bin ich wieder heimgekommen. Der Portier hat mich angesehen, als wäre ich ein Gespenst. Aber hat geschwiegen, als ich zurücksah. Wortlos reichte er mir den Schlüssel. Ich nahm nicht wie sonst die Treppen, meine Knochen schmerzten als bekomme ich eine Grippe. Ich schloss die Tür und habe mich an den Laptop gesetzt, der seit Freitag unausgesetzt lief. Mein Postfach ist voll. Ich habe ein paar Sachen angesehen. Der Rest muss warten bis heute abend, morgen früh

Wie ein Rausch ist diese Frau. Ich dachte, mir geht der Boden unter den Füßen weg. Die Wände drehten sich auf. Ich sah, wie sich der Himmel öffnete, und es schneite im Sommer. Ich fror. Sie reichte mir einen Pullover. Sie hatte mir bei dieser Hitze einen Pullover mitgebracht. Ich will deine Kraft, sagte sie. Beherrsche dich. Zeige Fasson. Ich setzte mich. Ich war ganz ausser mir. Sie sah mir in die Augen. Hast du das Messer, fragte sie. Welches Messer, sagte ich. Das Messer, mit dem du mir das Zeichen machst. Welches Zeichen. Das Zeichen, dass ich dein Eigentum bin. Kneifst du jetzt, Malos?
Sie ist sehr groß, sie ist fast einsneunzig, schätze ich. Ich musste aufsehen zu ihr, selbst als wir sassen. Ich verstehe Sie nicht, sagte ich. Weil du dich nicht erinnern willst, sagte sie. Weil du nichts mehr wissen willst von Dschuba, von meiner Mutter, von deinen Kameraden, wie sie sich aufgeführt haben, was sie getan haben. Wer waren wir denn? Neger für euch, Nigger. Ist es so, Malos? Täusche ich mich? Du standst dabei, nein, du hast nichts getan. Das weiss ich. Darum hab ich mir dich gemerkt, alle Jahre gemerkt. Jetzt habe ich dich gefunden. Und jetzt bist du so peinlich schwach. So etwas sagte sie. Sie war ganz ruhig. Sie hat eine tiefe fast männliche Stimme, die nicht zu ihr passt. Bring das zu Ende, was du angefangen hast. Ich habe ein Recht, das zu fordern.
Ich sollte gehen, sagte ich. Nein, sagte sie. Du sollst die Konsequenz ziehen. Sie hatte die ganze Zeit über die Führung. Sie bot mir an, sie abzugeben. Auf ihre Weise bat sie darum. Ich konnte das nicht annehmen. Irgend etwas stimmte nicht, das ganze Verhältnis stimmte nicht zwischen uns. Ich blieb. Ich trank zu viel. Sie trank auch, aber man merkte ihr nichts an. Ihre Blicke waren wie schmale unzerreissbare Bänder. Hast du das Messer, fragte sie wieder. Ich habe kein Messer. Nicht einmal ein Messer hast du, sagte sie. Hast du ein Siegel? Ein Siegel? Ein Siegel. Nein, ich habe kein Siegel. Dann werden wir deinen Namen nehmen. Wie heisst du mit Vornamen? Ich kenne wirklich deinen Vornamen nicht. Ich ziehe es vor, dass Sie mich weiter Malos nennen. Das werde ich. Ich werde dich nie anders nennen. Aber ich brauche deinen Vornamen für das Monogramm.
Ich ahnte, was sie wollte. Ich verwunde nicht, sagte ich. Ich schneide nicht. Doch, sagte sie, das tust du. Das hast du getan. Sie verwechseln mich, sagte ich. Sie meinen jemanden anderes. Nein, ich meine dich. Ich sehe dich an und weiss, dass ich recht habe und du dich irrst. Du musst dich nur noch erinnern. Ich muss dringend schlafen.

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