Arbeitsjournal. Sonntag, der 22. Juni 2008.

7.02 Uhr:
[Arbeitswohnung. Silvestrov, Sinfonie für Violine und Orchester.]Noch ist Fiktionär UF zu Gast, bis kurz nach 24 Uhr saßen wir mit >>>> Verbrecher-Verleger Sundermeier im Pratergarten beisammen. „Ich habe ja noch immer Schwierigkeiten mit deinen Texten.“ Ich fragte nach, welche. „Da sind immer wieder Bilder, die nicht stimmen.“ „Hast du ein Beispiel?“ Hatte er nicht, war auch unfair gefragt; ich kann meine Erzählungen ja selbst nicht auswendig. „Was hast du denn gelesen?“ Auch das beantwortete er nicht völlig, bzw. „…>>>> die Orgelpfeifen von Flandern.“ „Und darin stimmen Bilder nicht? Da will ich wirklich ein Beispiel wissen.“ Wobei, sagte ich auch, eine einzige Sentenz einen Mangel hat, der mich ärgert, seit das Buch heraussen ist; ich hatte die Stelle aber nicht im Griff: es ist die erste, in der es um deutsche Schuld an Juden geht, eine Begegnung in Paris mit einer chassidischen Familie, da entgleitet mir an einer Stelle der Satz. An dieser einen aber nur, und ich habe bis heute keine Lösung. – Jedenfalls bin ich mir nicht sicher, ob er die Novelle überhaupt zuendegelesen hat, weil sich der Mangel über das Ende und insgesamt die Folgeassoziationen auch wieder aufhebt. Vielleicht m u ß der Mangel auch sein, auch darüber bin ich mir gar nicht im klaren. Jetzt jedenfalls will Sundermeier >>>> MEERE lesen, das er auch nicht kennt. Und darüber schreiben. Mal sehen.
Nachmittags fuhr mir aber etwas ganz anderes in den Magen, ein kurzer Briefwechsel mit >>>> Eleonore Büning, der neuen Musikredakteurin der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, deren Arbeit ich unabhängig davon schätze, wie das zwischen uns nun ausgehen wird. Ich schwanke auch noch, ob ich den Briefwechsel in Die Dschungel einstelle, und will das davon abhängig machen, ob sie antwortet; die Antwort ist sie mir schuldig; aber sie ist mir auch eine andere Antwort schuldig geblieben. Antwortet sie also abermals nicht, werd ich die kleine Korrespondenz einstellen, die immerhin ziemlich unmißverständlich klärt, daß meine Zusammenarbeit mit der Sonntagszeitung abgeschlossen sein dürfte. Ich hatte mir das eh gedacht: Wenn eine Wochenzeitung, die vielleicht eine Seite Platz für Musikbesprechungen hat, dafür eigens eine Redakteurin einstellt, die nicht einmal vor Ort wohnt, sondern hin- und herreist, wird der Platz allein durch ihre Beiträge und allenfalls gelegentliche Gastbeiträge ausgefüllt werden. Meine Idee ist, daß die Frankfurter Hellerhofstraße die Entwicklungen in der Sonntagszeitung nicht nur mehr supervidieren, sondern etwas blocken wollte; das können auch gut einige meiner Bemerkungen in >>>> meinem Stockhausen-Brief gewesen sein, etwa dort, wo zu Stockhausens 9/11-Aussage Stellung bezogen wird. Es hatte mich, unter uns getippt, ohnedies gewundert, daß man ihn so anstandslos uneingegriffen abgedruckt hat.
Viel arbeiten werde ich heute sicher noch nicht, sondern mit UF weiter plaudern, vielleicht auch noch etwas mit ihm herumziehen und vorher Am Terrarium mit allen gemeinsam frühstücken. Ich habe immerhin die >>>> Scelsi-Variationen wieder aufgenommen, deren letzte noch zu schreiben ist. Ich möchte gerne eine Kanzone verfassen, in der ich den Buchtitel – DER ENGEL ORDNUNGEN – noch einmal poetisch erde. Und >>>> ICH LAS IM BUCH VON YEŞIM geht mir seit gestern wieder im Kopf herum.

12 thoughts on “Arbeitsjournal. Sonntag, der 22. Juni 2008.

    1. kered dass sie sich da aber auch immer so sicher sein müssen –
      wozu haben wir denn hier immer die männer ?
      zum faulenzen- hä?
      oder zum beobachten ?
      spieglein spielgein an der wand ?
      na euch würd ich solche beine machen, euch wohlstandslaffen
      euch allzusatten maden.
      hertha

    2. ich war schon mal so druff. pop pupser artsy hat sich bei meinem seargent pepper bedient, bestimmt.

      ich war wash inside out, ich war lonely arts pub, ich muss mir das notieren, ich will nicht zwei mal in den gleichen stuss steigen.

      oh, bitte, alles undingliche mir heute verzeihen. es ist so ein tag, so einer, wo mir sagt, fragt mich nicht nach pasolinis, reicht mir lauerkraut auf blinis.

      ich muss echt mal was essen jetzt. ich bin schon ganz besessen von all dem essen, dem schinken, dem fisch, alles je gepostete essen macht mich hier ganz vergessen, dass es um was ganz anderes geht.

    3. der inhalt meines gewürzregals hat sich schon reduziert auf chili und curry.
      ein wenig frischer knoblauch dann und drunter frische zwiebeln.
      ne flasche brandy für gefrostete finger, rotwein – spanisch – nem leisen funkeln
      aus der stirn dann raus , oliven im kühlschrank, dazu peperonis, sojasosse und zitronensaft.
      ach das rapsöl.
      und der segafredo.
      aber im grunde fehlen eminent die brasilianischen rhythmen.
      hab hier nur flora purim und airto moreira.

    4. Meine Frau sollte mich gestern um viertel vor Zehn an der Tankstelle in der Bisdorfer Strasse abholen

    5. herr wasserreiner, können sie sich vorstellen, warum ihre frau sie nicht gestern um dreiviertel zehn an der tankstelle in der bisdorfer strasse abholte? ist es in der letzten zeit häufiger vorgekommen, dass ihr frau zu verabredeten zeiten, an verabredeten orten nicht einzutreffen vorzog? herr wasserreiner, wenn sich dem so verhalten sollte, um des lieben hausfriedenswillen, bitte, nehms doch nächstens a taxi.

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