Arbeitsjournal. Sonntag, der 8. Juni 2008.

6.27 Uhr:
[Am Terrarium.]
Ich hab mal ausgeschlafen, jedenfalls mit dem Wecker gerungen, ihn seit halb fünf alle 9 Minuten neu auf „Schlafmodus“ gestellt und, die Babies beide an mir, weitergeschlafen. Gestern abend war so eine Art leichten Zusammenbruchs, Übelkeit, kleine Kälteschauer, sowas. Möglicherweise saß ich gestern am Nachmittag zu lange in der prallen Sonne, vielleicht rächt sich aber auch die permanente Übertretung des Am siebenten Tage sollst Du ruhen. Leichten, aber wirklich nur sehr leichten Kopfschmerz habe ich noch und eine ganz ganz latente Übelkeit.
Bin also Am Terrarium geblieben; außer den Babies schläft alles noch. Die allerdings quasseln und blubbern und graunzen herum, und ich führ wenigstens mein Arbeitsjournal. Eigentlich ist mir nach dem Cello, aber es ist noch zu früh, um zu üben; die Nachbarn wären zurecht verknarzt. So nutz ich das, um noch zweidreierlei zu >>>> Hugo L., alias Alz.heimer alias, Levantes usw zu schreiben, der gestern immer wieder versucht hat und es wahrscheinlich weiterversuchen wird, Auren zu zerstören. Ich steh ja nun, was Malos und Diotima anbelangt, ebenso im Dämmer wie Sie, >>> >>>> dieser letzte Satz aber hat mich erschreckt, und zwar, weil ich eine eigene Erinnerung damit verbinde. Aber das war im Sudan.

Jedenfalls Hugo L. oder Levantes oder der eigentliche „Künstler“name, den ich noch nicht verraten werde, aber wenn Hugo L. so weitermacht, dann eben doch. Es ist ein, kann man sagen, in Permanenz scheiternder Schriftsteller, was ich für ihn bedauere, aber wäre er weniger devot, würd es auch vielleicht mit dem Schreiben was. Weitere Informationen gebe ich Ihnen noch nicht, außer vielleicht noch der, daß mir „Liebes“briefe vorliegen, die er geschrieben und in denen er seiner Angebeteten sehr glaubwürdig mitteilt, er bekomme en masse Angebote von Frauen über 50, aber stehe nicht auf verwelkte Haut… Mich erinnert das an die verzweifelte Disposition eines Bekannten, der Frauen bei Rendezvous’ immer von seinen Hämmorrhoiden erzählte und wie sehr er unter denen leide.

Ich muß an die Fahnen. Ab mittags werd ich mit allen Kindern allein sein.

8.24 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Bin jetzt doch in die Arbeitswohnung gefahren. Weil mich nämlich die Kleinen nicht arbeiten ließen, bin ich d o c h ans Cello; daß ich übe, lassen sie ja fasziniert zu. Aber dann klingelte die Nachbarin, es war Viertel vor acht Uhr, und beschwerte sich. „Sonntag morgens, um halb acht! Es gibt einfach Leute, die früh aufstehen während der Woche.“ Das kam mir nun gerade recht: „Wenn ich aufstehe, dann schlafen die alle noch.“ „Ja, du! Aber es gibt einfach Leute, die sonntags ausschlafen wollen.“ Ich war selbst nicht zur Tür gegangen, hatte das Klingeln gar nicht gehört, weil ich ja am Cello war und mich darauf konzentrierte, endlich mal schöne Klänge zu produzieren, wozu sich, Tonleitern zu üben, wunderbar eignet. Also hatte die Geliebte den Ärger abbekommen. „Okay, radle ich halt rüber. Da hab ich die Probleme nicht.“ Aber, ich seh’s ja schon ein. Diese Arbeitswohnung aber ist Platin, Gold, alles Silber der Welt und obendrein noch manches Uran wert.
Außerdem gibt’s hier meinen latte macchiato; drüben war, was ich nicht wußte, der Kaffee alle. So begann ich den Morgen mit einem Fencheltee. Was für meinen Magen wiederum so falsch nicht gewesen sein wird.

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