III,63 – Alltag als Artefakt

Es kündigt sich Parkplatznot an, entsprechende Schilderchen wurden aufgestellt heute auf dem Platz unten. Gesperrt für eine Woche wegen der >>>> Tanzleute (im Filmchen bin ich vielleicht eine Zehntelsekunde lang zu sehen, als man letztes Jahr vorm Ostello die Beinchen schwang, jedenfalls das ganz kurze Aufscheinen von etwas Weißem in Gesichtshöhe). Kurzes Schimpfduell mit V., dem Ukrainer, der ebenfalls am Platz wohnt. Drohte gar mit Krieg. Verpufft auch wieder. Es sind halt gewisse Strategien zu entwickeln. Vorerst steht das Auto neben dem Dom, nachdem ich am Vormittag gezwungen war, meinen PC technisch begutachten zu lassen, der nicht anspringen wollte, nachdem ich einen Neustart wegen Löschens einer Funktion induziert hatte, er mich dann aber anderthalb Stunden hängen ließ mit den kreisenden Pünktchen, die immer mehr das Herzel zusammenschnürten, je mehr Zeit mir von den Abgabeterminen abgeknappst wurde; der Techniker brauchte nicht mehr als einen kurzen Handgriff und alles lief wieder (und am Vormittag ist hier wegen Krankenhaus und Rathaus sowieso kein Parkplatz zu finden). Neben dem Dom sind erst für den übernächsten Sonntag Veranstaltungen vorgesehen. Dennoch alles ‘bequem’ geschafft. Womit wieder mein Hang zur Panik zu diagnostizieren wäre. Insofern gehörte ich durchaus in die ‘Erfahrungsseelenkunde’. An Material zum Weiterlesen danach fehlt es nicht: die dort sattsam zitierten Adam Bernd und Cardano habe ich, dann der seit drei Monaten unter Bernhards ‘Sämtlichen Romanen’ liegende Montaigne komplett. Alles zur Wappnung meiner Panik gegen deren Verleugnung. Obwohl sie ja in der ‘Erfahrungsseelenkunde’ eher unter dem Begriff ‘Hypochondrie’ figuriert. Die Erfahrung einer Vermutung, um sie dann in der Vorwegnahme tatsächlich zu erleben, bis man entdeckt, dass die Schraube hätte andersherum gedreht werden müssen. Immerhin führte mein morgendlicher Ausflug mit dem PC dazu, daß ich ihn vorher hübsch sauber machte. Dennoch geht es hier nicht darum, eine Verbesserungsanstalt zu beschreiben, sondern wie es sich anfühlt, die Sirenen des Alltags, angebunden an den Schiffsmast, zu umschiffen, und ihnen dennoch halb sehnsüchtig, halb widerspenstig zu lauschen, ohne daß sie sich ins Meer stürzen und sterben, wie Ventre es in seinen Versroman ‘Verso Itaca’ nach hellenistischer Überlieferung einflicht, weil ihnen Odysseus entwischte. Alltag als Artefakt.

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