Le labbra di Cerere. Friedrich bei Stern (5).


Schließlich das Rot als die letzte der vier dominanten apulischen Farben. Im Süden, Tarent zu, bricht es unterm Pflug des Bauern im Boden auf, schrundig die Ränder, die Innenflächen ins Bräunliche changierend und glänzend, darin den kleinen Labien der geschlechtlich erregten Frau ähnlich, Frucht verlangend, dem Samen offen. Aber diese extravagante Sehweise eines agrarischen Bildes mag sexuellen Obsessionen zuzuscheiben sein, denen ich unter der Tür in kältere Lebensräume nun öfters anheimfalle – mehr zu meinem Ärger, weil viel Niedriges daran mich demütigt, als zu meiner Lust, die sich ohnehin in einem schleichenden Prozeß des körperlichen Verfalls in den Geist verlagert: Wachen, Wahrnehmen, Denken sind höchste Lust, ebenso Hoffnungen und Erinnerungen. Aristoteles. Aber Metaphern wie jene von den Labien der Frau sind krude Sublimate dieser umgekehrt verlaufenden Transsubstantiation: vom weißen Leib der Lebensfülle ins schwarze Brot des Alters.

>>>> Mann aus Apulien, 265



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