Paul Reichenbachs Freitag, der 20. Juli 2007. Pygmalions Tod.

„Als Pygmalion nach Hause zurückkam, ging er sogleich zu der Statue des Mädchens, die er liebte, lehnte sich über das Ruhebett, und küsste sie. Sie schien warm; er legte noch einmal seine Lippen auf die ihren und berührte ihre Brust mit seiner Hand – bei seiner Berührung verlor das Elfenbein seine Härte und wurde weich: Seine Finger hinterließen einen Abdruck auf der nachgiebigen Oberfläche, genau wie Wachs vom Hymetus in der Sonne schmilzt, und, dadurch dass Menschen es verarbeiten, die mannigfaltigsten Formen annimmt, und so, weil gebraucht wird, selber brauchbar wird.“ (Ovid, Metamorphosen, Buch X)

Das Pygmalion-Versprechen konnte gestern vom „Sprachhauer“ – ein Azubi in Sachen Poetik – nicht erfüllt werden. Sein Monitor gab gegen 23.00, ich hoffe, es ist nur der Bildschirm, den Geist auf. Das Gedicht wird geändert werden. Ich danke ky, montgelas und ANH für ihre Hinweise und Terpsichore für den stärkenden Kommentar. Das Tagebuch hat nicht den Anspruch perfekte Sätze oder vollkommene Gedichte zu liefern. Es dient ihm vor allem als Stoff – und „Bildersammlung“ für spätere Projekte. Alles, oder besser, fast alles, was ihm geschieht und wie er sich fühlt, soll notiert werden, und nichts darf verloren gehen. Viel zu lange, oft aus Bequemlichkeit, dann wieder aus Scheu vor dem eigenen Spiegelbild, vertat er seine Stunden mit allerlei Nebensächlichkeiten um vor sich selbst zu fliehen, die hier alle aufzulisten würde zu weit führen. Kurz bevor der Monitor ins Flackern geriet, – das geht nun schon seit Wochen, heute kommt der Fachmann, – kam zu seinem Gedicht noch eine Mail von einer lieben Bekannten, mit Hinweisen für die letzte Strophe angeflattert. Ich will sie ihnen nicht vorenthalten: und ein signal verkümmert / geriss’ne kabel/ es steht immer noch auf grün. (fast ein Haiku?) Beim Betrachten der Venus von Medici soll Rodin geäußert haben:
„ Man erwartet beinahe, dass der Körper warm ist, wenn man ihn berührt.“ Von seinem Umgang mit der Sprache erwartet Paul, dass er nicht nur wärmen und bestätigen soll, sondern dass Ergebnisse geliefert werden, die torsihaft, seine/meine Unvollkommenheit abbilden. Kunst, das ist meine Meinung, wird dann Kunst von Dauer sein, wenn sie zerissen, ihrer perfekten Form beraubt, uns immer noch zerreißt.
Eine Ästhetik der Leerstellen schwebt mir vor.

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