Winde/Vulkane (AEOLIA-GESÄNGE 28). Fortsetzung. Stromboli (40).

(…)
wo schon kaum noch wer war
außer den Trinkern vom Morgen
Fast alles war Stille.
Die silberfüßige Harfe schwieg
kontinentweit von Küste zu Küsten
Vergeßner Poller nur noch die Stele
Kein Tier war und schon fast nicht mehr Zeit
und eine so gleißende Helligkeit
daß sie vom Tag nicht rührte
Blau lehnten Türen, Schubkarrn daran
Auch die Gardinen stehengeblieben
in offenen, frisch gefirnißten Fenstern

Leben, gedämpftes, nur an der Bar
zusammengerückt, eine karge Schar
flüsternden Wartens, daß sie wer aufruft von drüben –


So weiß kam der Abend, so gelb war das Rot
so stumm roch der Schlick, so ruhte der Kies
so tranken die Schlepper vom Brannt
so ruhte das Quartier im Quartär
so hing der Berg in das Meer

vor dem Gewitter, wenn es lange Luft holt
langsam und heiter vor einer Strenge, die scharf
unversehns niederfährt unter e i n e m Knall
Die Kraken, die’s ahnten, sind schon geflüchtet
Wir aber stehen und fassen es nicht
und es spaltet uns –

von der Baumkrone abwärts den Stamm bis zur Wurzel –
wie, heißt es, Semele brannte, als sie das Patriarchat erblickte,
Esclarmonde unter Rom,

und fragt nicht nach Recht,
fragt den Mittag nicht, der im Abend während flirrt
wie um den Vulkan, so erfroren, so unzerrissen Kulisse
keines Hand schiebt sie, keines Atem pustet am Pizzo hinein
Purpur im Blau, und Karmesin, zu Grau meliert
des Allerheiligsten Vorhang* aus Rauch

als hielte auf ihrer flachsten Hand, dem Meer
sie, die Erde, dem Himmel das Opfer entgegen
mit der ganzen Insel
und wartete, ob man es annimmt –

deren ewige Flamme Schiffern das Feuer
unverirrt hinaufzuschwimmen –

während sie am Fuß der Sciara den Nachen besteigen
Immer nur einer, unentwegt
fährt sie mittags der Nachen nach Osten

Kein Wort, kein Lied
zieht heim von dort –

der abends, von jedem Passanten geleert
aus dem Osten rätselhaft wiederkehrt
Doch wer das sah, Strombolicchio sich auftun,

langsam klaffte der Fels, wurde Tür
der Steg eine Zunge Zu Seiten nun
verströmten die Pappeln des Südens
die Trauer dunkelgrünen Ermüdens

Sie landeten an Der Fährmann reichte herfür
wie eine Ewigkeit die Hand An deren Fingern
schuppige Blätter Das Boot kam ins Schlingern
und trübte, war man hinüber, zu Nebeln, die beben –

wer das sah unter M e n s c h e n, geht hin
Medikamente gibt er für Duft
läßt für Heimkehr Identität
und für uns seine Brille**

damit, die’s nicht sehen, verstehen
wenn sie sie heben

oder sitzt verloren am Hafen
und schweigt oder schimpft
wie morgens der Irre, der mit dem Nichts spricht
Und trinkt –


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