Paul Reichenbachs Freitag, der 1. Juni 2007. Am seidenen Faden.

Le Couvercle
En quelque lieu qu’il aille, ou sur mer ou sur terre,
Sous un climat de flamme ou sous un soleil blanc,
Serviteur de Jésus, courtisan de Cythère,
Mendiant ténébreux ou Crésus rutilant,

Citadin, campagnard, vagabond, sédentaire,
Que son petit cerveau soit actif ou soit lent,
Partout l’homme subit la terreur du mystère,
Et ne regarde en haut qu’avec un œil tremblant.

En haut, le Ciel ! ce mur de caveau qui l’étouffe,
Plafond illuminé pour un opéra bouffe
Où chaque histrion foule un sol ensanglanté ;

Terreur du libertin, espoir du fol ermite ;
Le Ciel ! couvercle noir de la grande marmite
Où bout l’imperceptible et vaste Humanité.

DER DECKEL
Wohin er auch auf land und meer sich kehre
In flammenluft in blassem sonnenschein •
Mag jesudiener • höfling auf cythere •
Ein düstrer bettler oder fürst er sein.

Ob wandernd • sesshaft • bürger oder bauer
Ob träg sein hirn sich regt • ob mit geschick:
Der mensch fühlt überall des rätsels schauer
Und sieht nach oben nur mit bangem blick.

Der himmel oben! kerkerwand erdrückend •
Saal für ein possenspiel mit licht sich schmückend •
Der komödiant auf blutigen boden pocht.

Des büssers hoffnung und des wüstlings fessel..
Der himmel • deckel auf dem grossen kessel
Darin die menschheit weit und winzig kocht.

Aus : Charles Baudelaire, « Fleur du mal »

Es ist wieder einmal Freitag.
Nicht vom Bade und nicht von Büchern sei heute die Rede.

Heut’ hat der Himmel nicht dies vaginale Blau.
Er ist ganz Deckel, welcher Grau das Licht
Vor all zu warmen dunklem Rot verschließt
Das diaphan wie seidner Morgentau
Sommerlich, den März noch im Gedächtnis
Gern phallisch, wolkig ins Azur sich giesst….

Der graue Himmel wird mich heute nicht hindern mit montgelas zur Kunst nach Frankfurt zu fahren. Denn wo die Natur zur Tristesse verführt, meine Mutter muss ich vorher noch aus dem Krankenhaus holen, da leuchtet die Kunst umso stärker. Ebenso wie Töne und Klänge in der Musik sind Farben und Formen für meinen Psychohaushalt wirkungsvolle Instrumente, die, obwohl sie scheinbar von mir wegführen, mein Ich regenerieren und stabilisieren. Damit hier keine Missverständnisse aufkommen: Die Künste sind keine Krücken zur Lebenshilfe, sie beanspruchen Autonomie. Den unsichtbaren Faden, der sie mit der Realität oder dem eigenen Leben verbindet, muss man schon selbst spinnen.

Ich bin gespannt wie ein Flitzbogen auf die Bilder und alles, was da kreucht und fleucht in der >>>Großen Friedberger Straße 23 .

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