An den katholischen Döblin.

Heimgeholt in die Stuben der Genossen
hat man dich Alten nun ganz
ins Gutgemeinte eingegossen
und fütterts mit den Resten deiner Leiche

und stopfts, daß es auch recht gedeihe
und rote pralle Bäckchen kriege
in der impotenten Reihe
der linksdemokratischen Anständigkeit.

Ja, werter Döblin, es ist nun so weit.
Wer du gewesen, es schert keine Fliege.
Nun bist du der Schmuck am Revers.

Die Dichtung ist säkular die Monstranz
aus der sich Dichtung s c h l e i c h e…
(Zur Hostie hält das Parteibuch her.)

13 thoughts on “An den katholischen Döblin.

  1. Bon, dies kleine Couplet. Sie haben ihn nicht heimgeholt in ihr Gesülz !

    Und Viele, die sich heutzutage links und demokratisch verstehen sind eher “meinungslink” und konsenssüchtig “demokratisch”. Die Linke, wie ich sie sehe, ist immer auch Avantgarde! Und Döblin, trotz und mit Katholizismus, war Avantgarde!!

  2. Eine Wut oder gar Kränkung ob der scheinbar ausgekungelten Preisvergabe verstehe ich ja. Aber das Sie Ihren Weblog, der eine Perle im Meer der banalen “Blogosphäre” darstellt, in dieser Larmoyanz immer wieder damit füllen, ist ein wenig quälend. Grass hat den Preis “gekauft” und fungiert als Königsmacher. Das sagt eigentlich schon alles. Diese Perversion muss man – mit allen Konsequenzen – bereits am Anfang des Preisvergabeprozederes einkalkulieren. Oder diesem Treiben von Anfang an fernbleiben.

  3. das hätten sie sich sparen können, werter herbst.
    das haben sie nicht nötig; dachte ich jedenfalls.
    ich habe mir ihren vortrag (mp3) angehört, finde ihn herausragend: sie lesen großartig musikalisch, jede betonung sitzt, es ist mitreißend. allein dafür müssten sie schon einen preis erhalten. bei literaturpreisen spielt geschmack, beziehung, politik und gleitmittel eine grössere rolle als das werk selbst. das wissen sie, und wir auch, und mit diesem wissen sind sie angetreten. also nehmen sie’s jetzt wie ein mann (sage ich nur, weil ihnen die männlichkeit so wichtig ist) und hören sie doch auf rumzumosern. lassen sie doch die toten ihre toten begraben – wen kümmert’s.
    (wenn ich auch die enttäuschung und kränkung sehr gut verstehe …)

    1. @Georg Keuschnig & ferromonte. Es mag naiv klingen, aber ich dachte – und denke weiter – bei einem D ö b l i n-Preis an Döblin. Diese Haltung werde ich mir nicht nehmen lassen, indem ich mich in einen Usus beuge. Ich tendiere nicht zur Resignation, sondern entschieden zum Kampf. Daß es so ist, wie Sie beide meinen, mag sein; das heißt aber nicht, daß man es, aus welchen Gründen einer vermeintlichen Lebensklugheit auch immer, widerspruchslos hinnehmen muß. Mit Larmoyanz hat das, Herr Keuschnig, bezeichnend wenig zu tun, nicht einmal mit Bitternis – aber sehr wohl mit aggressiver Erbitterung. Wer hinnimmt, was er als Unrecht empfindet, begeht das Unrecht mit.
      Es wird Zeit, daß man Grass “seinen” Döblin wegnimmt, da er das Erbe, das zu verwalten er mit so viel Ehre und Leidenschaft angetreten ist, nunmehr verkommen läßt. H i e r u m geht es und nicht darum, daß ich einen Preis nicht bekam.

      P.S.: Meine prinzipielle Haltung dazu habe ich h i e r bereits zum Ausdruck gebracht. Ich weigere mich, zu Betriebsusancen eine ironische, uneigentliche Haltung einzunehmen, sondern nehme, was gesagt und getan wird, ernst. Alles andere wäre das ewige Als-ob, das nur zu bereit ist, sich korrumpieren zu lassen. Der Satz ” es war immer so und wird immer so bleiben” sorgt dafür, daß es so bleibt.

    2. und wer ist der “man”, der herrn grass den döblin wegnehmen wird? der grimmige schnitter? oder ihr grimm und ihre wut, die sich in einem sonnett wie oben ausdrücken?

    3. Weshalb nicht der grimmige Schnitter? Das wäre dann halt der Naturlauf. Aber weshalb nicht auch ich? Aus Wut stammt nicht die schwächste Lebenskraft, . wenn sich auch Leistung und Liebe zu etwas dazuaddieren, das nicht Kalkül ist. Und das Sonett bezieht seinen Geist aus Heinrich Heine.

    4. @ANH Ich denke beim Bachmann-Preis auch an Bachmann oder beim Büchner-Preis auch an Büchner – alleine es hat oft genug nichts damit zu tun.

      Noch einmal: Ich verstehe diese aggressive Erbitterung sehr gut. Das Problem ist, dass man im Moment der Teilnahme die Betriebsusancen – mögen sie auch noch so pervers (oder gar nicht erkennbar sein) – akzeptiert. Man ist ihnen ausgeliefert und wird dann u. U. wegen fachfremder Kriterien ausgebootet.

      Es ist übrigens in der Tat befremdlich, dass der Preis “Döblin-Preis” heisst und von Grass usurpiert wird. Er sollte ihn der Einfachheit halber gleich “Grass-Preis” nennen.

  4. Auch wenn ich dafür virtuell eins in die Fresse kriege: Aber da liegt der Hund begraben. Das ist kein Sonett, weder ein italienisches, weder ein englisches und auch kein deutsches. Das hat allenfalls den Anspruch eines Sonetts. Und was soll das nun wieder mit Heine, oder dem Geist von ihm. Ich kann die Ironie und die Selbstdistanz nicht finden.
    Und was hat der A. Döblin mit irgendeinem Preis zut tun? Genau so wenig wie gute Literatur mit Preisgeldern. Liese sich der Preis auf die Kohle reduzieren, würde ich ja ein wenig mit weinen. Aber langsam habe ich den Eindruck hier geht es um Eitelkeit, um verletzte Eitelkeit. Aber das ist ja das Salz dieses Blogs. 😉

    1. @gittigitt. Weshalb lesen Sie dann hier?

      Im übrigen ist Eitelkeit ein ganz guter Produktionsmotor – vorausgesetzt, sie hat guten Grund. Daß ich uneitel wäre, habe ich nie behauptet. Ich will auch gar nicht uneitel s e i n. Das wär mir sogar eklig. Eitel waren und sind sie alle, ob Goethe, ob Joyce, ob Stockhausen. Ob ich.

      P.S.: Fachlich. Es handelt sich um ein ins Couplet travestiertes Sonett.

    2. der unterschied zwischen einem don quichote und einem general ist ,dass der eine nur emotional herangeht und der andere mehr strategisch…wenn man einen kampf gewinnen will,was wäre die erfolgreichere methode…ich denke ,die zweite,oder?
      herr herbst,sie schreiben so viel von lust am kampf,wollen ihn aber eigentlich nie gewinnen,denn ihre methoden sind so merkwürdig..ich glaube,das ist hier immer wieder der plot,der viele erstaunt und befremdet,denn eigentlich kennt man sie als mann des geistes(und auch körper) und um mit in schubladen zu bleiben,erwartet man dann etwas anderes…

    3. @china-blue. Der Unterschied zwischen Don Quichote und mir besteht darin, daß Don Quichote den Quichote nicht schrieb. Eigentlich hat er g a r nichts hinterlassen – außer Cervantes. Andererseits sind Kampf und Militär zwei durchaus verschiedene Dinge: Der General, indem er strategisch denkt, nimmt zu den Sachverhalten Distanz ein. Ich will gerade keine Distanz, mich interessieren die Dinge s e l b s t, nicht ihre Vermitteltheit. Zwischen der Haltung eines Generals und der Haltung jemandes, der sich ‘aus strategischen Gründen’ korrumpiert, ist nur ein hauchdünner Unterschied.

      Ich finde, daß das einzige, was jemand mit Recht von mir erwarten darf, gute Dichtung ist. Das gilt nur für meine Liebsten nicht, denen ich sorgeverpflichtet bin: die haben gut begründete Erwartungsrechte über die Dichtung hinaus. Niemand sonst. Die Dichtung wiederum verpflichtet mich darauf, k e i n e Distanz einzunehmen; aus dieser Haltung bekommt sie ihre Energie und bekommt sie ihre Aura. Alles übrige wäre laues Als-ob.

    4. auch in jedem zweikampf gilt das gelernte unmittelbar anzuwenden,jeder trainer bereitet strategisch vor…aber ich will das gar nicht weiter vertiefen,es ging um bilder…interessant ist jedoch ihre haltung zur distanzlosigkeit,die sicher bei ihrer dichtung auch unabdingbar ist,nur handelt es sich hier bei eher um eine andere abteilung …man könnte sie medienwirksamkeit oder public relations nennen und ob es immer so glücklich ist,dass mit EINER haltung zu betreiben,ehrlich ist es sicher…dennoch kommt ehrlich im großen nicht an..und ehrlichkeit ist auch eine subjektivität wie die wahrheit…
      ihr ganzes sein als person ist sehr an ihre gedichte und romane gekoppelt,das macht es für den leser schwer eine distanz einzunehmen und deshalb erwartet er auch…auch wenn ihre haltung dazu eine andere ist,sie lösen das mit aus…

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