Paul Reichenbachs Montag, der 26. März 2007. Frühling lässt sein blaues Band…

Sind wir matt, so merken wir erst
recht nicht, was geschieht.
(Ernst Bloch, Spuren)

Wenn ich das mir nur einmal merken könnte. Das Frühjahr ist eine gefährliche Jahreszeit. Nicht wegen der einsetzenden Hormonstürme, da hilft oft Räder- und Autoerotik. Herrliche Frühlingswonne! Die Fahrräder sind geputzt, ihre Ketten glänzen im Öl. Auch das Auto ist fit für Fahrten zu Brenner, Elbe und Rhein, strahlt frisch in der Sonne. Gestern, noch fahren wir nicht, streiften wir durch die Wälder. Der Wind, das himmlische Kind, streichelt Erlen und Birken, Luft wird knapp, die Brust kälter und mit jedem Atemzug, ich werde älter, ein Würgen. Blütenduft und Pollenflug. Allergie. Asthma. Ich kriege keine Luft, und kann nichts mehr. Der Mund bleibt jetzt stumm. Das Hirn dumm und leer, der Sommer noch weit. Einzig der Reim, ein rhythmisch Gesumm, wird zum Leim, der mich klebt in die Zeit. Ich schreib es noch einmal: Jeder Atemzug wird Gruft für Blütenduft und Pollenflug, ist Frühlingsqual. Jedes Jahr zwingt mich die Natur in meine Schwäche. Herr über alles was da kreucht und fleucht, sei der Mensch, und dazu noch “edel und gut”, wie ein Minister schrieb. Der Mann ging allzu sehr von seinen privilegierten Lebensumständen aus. Meine, wenn er noch leben würde, könnte er gar nicht denken. Sie sind nicht schlecht, könnten aber ohne Allergien wesentlich besser sein. Ich muss einfach mal mosern, auch wenn das mancher Leser als Autismus empfindet.Ich kann nicht immer an die Leserschaft denken, zumal wenn mich die dicke Luft krank macht Das “Gehetz” gegen Grass geht mir auf den Senkel. Ein Mensch darf Fehler machen und haben., sonst wäre er keiner. Und im Streit mit Gott und der Welt oder der eigenen Frau, verlassen schnell Begriffe die Lippen, die einem an der “Wiege” gesungen wurden und die man selbst längst vergessen geglaubt hat. Nun gut, das Wort “ENTARTUNG” hätte ihm in nicht den Sinn kommen dürfen. Aber sicher bin ich, dass nach dem ersten Erscheinen der “Blechtrommel”, anno dunnemals, dieses Unwort damals bei einigen Lesern herumspukte, die sich von des Gröfaz Zeiten, wegen “Autobahnbau” und “die Arbeitslosen waren von der Strasse weg”, anders als Grass, nicht ganz trennen mochten. Der Frühling lacht viele an, es sei ihnen gegönnt. Mich macht er alle. Ich kriege keine Luft und kann nicht mehr. Die dummen Auguste, die “Sonnenanbeter”, ich meine nicht Grass, triumphieren allerorten. Ihre Fürze belästigen ebenso meine Nase wie Blütenduft und Pollenflug.

Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land …

3 thoughts on “Paul Reichenbachs Montag, der 26. März 2007. Frühling lässt sein blaues Band…

    1. Danke, ich kann wieder gut sehen…, das liegt an der Medizin, die leider müde macht. Munter wurde ich als sich heute ein früher Maikäfer, leider kein Schmetterling, verlockt vom offenen Fenster, in mein Büro verirrte. Aber was nicht ist, kann noch werden. Und fast schnupfenfrei ging ich bei Ihnen spazieren. Man(n) fühlt sich einzigartig in ihren Bildern, ich bin da gern (auch ohne Staub zu wischen)!, gewandert und der verwechselten Nase schad es nix einmal im fremden Staub zu schniefen. Da lacht das Auge Tränen. >>>Bilder werden nicht eingefangen. Sie fangen dich ein, las ich bei Ihnen. Mich haben sie gefangen.

      Guten Abend !

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