Wieder am Netz. Arbeitsjournal: Montag, der 29. Februar 2016. Darinnen Christopher Eckers Geisterbahnhof von Plön. Sowie Melville und El Feki, ff.


[Meines Riones Rodenberg, 10.14 Uhr]



Morgens um sechs, ich lag noch, eine SMS des Freundes: „Töchterchen krank, die Mama muß zum Flieger, und ich habe einen dringenden Termin. Würdest wohl Du..?“ – Also Krankmädleinswache. Immerhin ist Die Dschungel wieder am Netz; ich hatte versäumt, um die nächste Verlängerung zu bitten, mußte „aussetzen“.
Das Wochenende lag dazwischen.
War vielleicht ganz gut so, hätte möglicherweise mal wieder einen Fehler gemacht.
Ein langer Text ist vorbereitet, aber er beginnt mit einem Schneefall, von dem sich schon gar nicht mehr sprechen läßt. Laß ich ihn stehen? Außerdem, eben, hab ich was vermeintlich Heikles begonnen; nach Reaktionen meiner Lieben will ich noch mal nachdenken drüber.
Uninspiriert an Gedichten ge,ja,werkelt, sie wieder beiseitegelegt, drei Bücher ausgelesen, allen voran den grandiosen neuen Ecker:


Ich werde darüber auf jeden Fall schreiben, will aber, bevor ich‘s hier tue, schauen, ob ich einen Rezensionsauftrag bekomme, der auch etwas Geld einbringt und vor allem eine größere Reichweite hat. Es ist ein dunkles Buch, man wird es für unmoralisch halten; indes, es ist das Gegenteil. Dieser Satz ist zu begründen. Das wird meine poetologische Aufgabe sein – eine, freilich, mit der ich vertraut bin.
Das Buch liegt quer im Magen des gefälligen Markts; „gefällig“ bedeutet a u c h: politisch korrekt. À propos habe ich die starke Tendenz, wegen Merkels Flüchtlingspolitik, das erste Mal in meinem Leben CDU zu wählen, wenn Wahlen wieder anstehen; allein, um diese Frau und ihre Haltung zu stärken. Dennoch wird es mich ein ekles Zittern kosten, aber die SPD ist sowieso keine Alternative, schon seit Helmut Schmidt war sie es nicht mehr; die FDP ist‘s erst recht nicht. So mögen mir meine Piraten das Fremdgehen nachsehn.

Das kleine Mädchen stöhnt, das Köpfchen sinkt zur Seite. Vielleicht schläft es ein wenig.
Der Freund wird mich um 14 Uhr ablösen kommen. Dann, heute abend, >>>> das. Ciane wird dabeisein. Schreiben drüber, über das Stück, werde ich morgen.

Wegen >>>> des meinen (der Link geht aber auf die Opernfassung): Das von mir so geliebte >>>> Radialsystem ist schweineteuer, um die 2000 Euro pro Abend, etwas, das kaum zu bezahlen sein wird. Aber mal sehen. Therese Schmidt, die gerade zu >>>> Wolf Heinigers neuem Musiktheater nach Basel aufgebrochen ist, hat das Radialsystem aufgegeben; „man kommt ja, allein, kaum mit den ‚normalen‘ Kosten zurecht…“ – Ich werde einiges zu stemmen haben, wenn kein aus der Öffentlichen Hand finanziertes Theater dahintersteht.
Kurz der Impuls, ebenfalls nach Basel zu fahren. Doch hab ich am kommenden Sonntag eine >>>> eigene Lesung, hier in Berlin, die ich aber noch in einem gesonderten Beitrag annoncieren werde.
Auch von >>>> El Feki ist noch zu erzählen, sowie daß ich, nach vielen vielen Jahren, wieder Melvilles Moby Dick mir vorgenommen habe. Nennt mich Ismael. (/Ich dachte, mein zweiter Vorname sei keine angemessene Wahl gewesen, Ismael hätte besser gepaßt, etwas Prophezeiendes gehabt. Denken Sie nach, wofür Ismael steht.) Sogar das öffnet eine Tür zu El Feki. Eigenartig. Eigenwillig.
Was für ein, jedenfalls, Buch! – Broßmann, gestern abend, als wir gemeinsam aßen, dann Musik hörten; um 22.30 Uhr stand plötzlich mein Sohn mit im Raum und hörte dann a u c h mit; also gestern abend: „Keine Frage, daß Moby Dick einer der bedeutendsten Romane aller Zeiten ist.“ (Alban Ismael Herbst, stimmt, hätte Wahrheit gehabt; mehr als Stravrogin, viel mehr.) Unfaßbar, daß man sie, diese Walerzählung, auf ein Kinderbuch herunterverharmlost hat. Wie man’s mit Gulliver tat, mit Lederstrumpf tat, mit den Dschungelbüchern tat. So, wie man „Kinderbücher“ meint. So, wie „Erwachsene“ sie meinen. Davon hab ich grad neu zu spüren gekriegt: – eine restlos schiefe, vor allem (zu fürchten steht: bewußt-)verlogene Anthropologie.

Zu Melvilles Roman griff ich wieder, weil ich nach Eckers Bahnhof von Plön Angst vor einem Absturz hatte. Auf Höhen müssen Höhen folgen, oder wir zerknirschen. Uns wird übel. Man möcht’ dann nur noch speien.

Das kleine Mädchen s c h l ä f t. Ich bin so gerne Vater. Oder auch nur Umsorger. Da. „Ich könnte mir das sehr gut vorstellen, würde es lieben“, sagte ich heute morgen der Löwin: „… ein Haus zu führen für elternlose Kinder, vielleicht auf WG-Basis, sechs, sieben, acht Kinder, nicht mehr, damit nicht Verwaltung im Fokus steht.“ „Es wird sich sowieso einiges ändern jetzt“, sagte sie, „ändern müssen.“
Eine Alternative. Rückzug, in Wahrheit, ist keine, wäre Kapitulation – etwas, das mir nicht liegt.

Guten Morgen.

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