Arbeitsjournal. Donnerstag, der 25. Januar 2007.

4.38 Uhr:
[Villa Concordia Berlin.]
Pünktlich auf. Hab aber seit gestern eine solche Verspannung am linksseitigen Halsstück zum Nacken, daß ich, wenn ich den Kopf nach links wenden will, vor Schmerz dauernd in mich auflachen muß. Keine Ahnung, woher man sich sowas holt; vom Rauchen sicher nicht.“Zugluft“, hab ich mal gehört, aber war damit nie, und sowieso nicht, empfindlich. Ich hab nur das Gefühl, da muß Wärme drauf. „Verspannt“ – ich find das einen Hypochondrismus – kann ich mich auch nicht haben; hab ja eigentlich nichts anders gemacht als sonst. Jedenfalls tut‘s weh und macht einen komisch behindert. Mein alter Haudegen >>>> Kignčrs, der sich grantig nicht unterkriegen läßt und sich weiterhin tüchtig herumprügelt, nimmt gegen sowas Schnaps. Ich für meinen Teil lasse das besser bleiben. Aber an genau der gleichen Stelle >>>> sitzt bei ihm der Wellensittich.
Was mich zu ARGO hinüberbringt, ich mach mich mal gleich an die Arbeit.

11.14 Uh:
Mit Unterstützung von Motorola (Hotline) den Anschluß des Mobilchens zum Computer wieder zuwegegebracht. Immerhin das. So konnte ich >>>> fürs gestrige Arbeitsjournal denn doch noch die beiden Bilder einstellen. Im übrigen Finanzmüll: Eine weitere Zwangsvollstreckungsmaßnahme läuft jetzt über das Gewerbeamt Frankfurt am Main aus dem Jahr 1985 oder 1986 an; genau kann ich das gar nicht sagen. Hab mit dem Vollstreckungsbeamten telefoniert und erklärt, daß ich sowieso am 1. 2. die Eidesstattliche Versicherung zwecks Offenbarung des Vermögens ablegen werde. Egal. Wären die Banken pfiffig, sie hätten sich durch Sponsoring meiner Arbeit in die Literaturgeschichte einschreiben können und obendrein ziemlich Kosten gespart, für die Inkassostellen, für die Anwälte, für die Gerichtskosten; nun bleiben sie auf alledem sitzen, müssen letztendlich den Schuldbetrag d o c h ausbuchen und haben nicht mal was für die Kultur getan. Ich meinerseits, wenn der Privatkonkurs erst einmal angelaufen sein wird, werde notfalls von Zuwendungen von Freunden und Lesern leben, vielleicht von Mäzenen, wenn sich denn so etwas findet. Und in sieben Jahren ist dann sowieso Ruhe, und ich kann ganz von vorne ohne existentielle Belastungen wieder aufbauen. Dann werd ich 59 Jahre alt sein. Und meine zweite Lebenshälfte beginnen. Sie sehen, meine Zuversicht kennt trotz meines Knirschens keine Grenze. Müde bin ich, und der Nacken tut weh. Eine liebe Leserin mailte mir eine Anleitung zur Abhilfe; nur hat das bislang noch nicht funktioniert.
Ich prokle an ARGO rum…

16.31 Uhr:
Mail an UF:Ich finde im Augenblick alles, was ich an ARGO lese, schlecht. Depression, auch wegen der Finanzscheiße… nun doch. Hat mich ziemlich runtergerissen, das hätte ich gar nicht geglaubt. Komme mit den Korrekturen überhaupt nicht voran, es ödet mich derart an, Ulli! Ich sollte heute vielleicht besser die Finger davon lassen….
Und dann diese scheiß Schmerzen im Nacken, die ich seit gestern hab und die heute elend stark geworden sind Komme mir wie ein Krüppel vor. Vielleicht haben die Leute ja recht, die ARGO immer so abgelehnt haben – und meine übrige Arbeit dazu.
Shit.
Alban
Das sagt genug über meinen Zustand gerade. Will nicht jammern, hab mir eine DVD geholt. Depressions-Unterlaufung. Und der Schreibtisch sieht aus wie ein Müllberg. Alles durcheinander, Quittungen, Mahnungen, Rechnungen, Briefe, Typoskriptseiten, Asche, Stifte. Elend. Einfach elend. Ich hasse mich, wenn ich so… ich weiß nicht… bin. Das ist jetzt die Rückseite des Größenwahns, man könnte sagen: seine Strafe.

3 thoughts on “Arbeitsjournal. Donnerstag, der 25. Januar 2007.

  1. dann will UF die Antwortmail auch mal online stellen… meinste, dielmann und ich (z.b.) würden irgendne minute zeit in argo investieren, wenn es solcher mist wäre? oder herr prof. schnell ein sätzchen? oder tammen ne horen-sondernummer?

    laß einfach heute die finger davon, komm mal raus aus deinen eigenen geschichten, hau dir musik auf die ohren und hinterher ein paar bier, und dann krieg mal 8 stunden schlaf. ob die preisjungs ne fertig korrigierte fassung kriegen oder nicht – denen kannste es doch auch auf suaheli schmieren. mach dir deshalb keinen streß. du weißt doch spätestens seit wolpertinger: manches muß auch mal liegen. (beside, auch der mensch…) und manuskripte sträuben sich gegen den kraftakt des bezwungen-werden-wollens mit aller gewalt. also: laß es für heute gehen dahin, es gibt keinen zeitdruck, und wenn du freundlicher in die blätter hineinschaust, gucken sie auch freundlicher zurück.

    ich stoß auf dich an – in ein paar tagen sehen wir uns ja schon wieder

    ulli

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