Entstand so nicht alle Kunst (und die Wissenschaft)? Indem sich einer hinsetzt und die Spiele eines Freizeitvergnügens beim Wort nimmt, sammelt, was da ist, es zusammenstellt, die Phänomene ausprobiert und auf Regeln abklopft, die er organisiert? Um alles dann zu steigern. Und aus anfangs keinem anderen Grund, als dem, das Vergnügen zu vergößern, weil geschaut wird, was sich denn n o c h aus dem Spiel herauspressen lasse. Schon bedürfen die Regeln erhöhter Aufmerksamkeit, es wird mehr Zeit aufgewandt, m u ß aufgewendet werden, als einmal gedacht war, und deshalb von der Arbeitszeit in Abzug gebracht; das Spiel spezialisiert sich. (Oder spaltet sich: bleibt – nun restringiertes – Freizeitvergnügen, wird – elaborierte – Kunsttätigkeit. Das Verhältnis der Spieler zueinander entspricht dem des Bastlers zum Forscher.)
Spezialisierung bedeutet immer, daß sich Eliten bilden. Wie die Kunst ist sie prinzipiell antidemokratisch (über ihre Entscheidungen läßt es sich nicht abstimmen) – und m u ß das auch sein; – gegenüber Konsens-Gesellschaften verhält sie sich anarchisch. In ihren spezialisierten Spitzen erhebt sich durch Kunst ja gerade ein Einspruch gegen geltende Verfahren (etwa den Akademismus), die ihrerseits in der Warengesellschaft demokratisch übereingekommene sind. Das gilt auch für Werte.
[Webern, Fünf Sätze für Streichquartett op. 5]
kunst und wissenschaft Newton, von Goethe verhohnepipelt für seine Experimente
und dann mit Goethes
„Farbenlehre“ konfroniert:
„Ich bin nicht anders als ein Kind, das am Meeresstrand selig mit Muscheln spielt.“