[George Antheil, 1. Sinfonie.]
Eine fantastische, verlorene. Denn im Lauf der Ermittlungen stellt sich heraus, daß er, der Dichter – er sei hiermit Hein genannt – es d o ch war… nein, nicht er, aber ein Taucherflossen-Hyde in ihm, von dem der poetische Jeckyll-Hein bei Tage nichts weiß. Aber dann findet er Spuren, ja, er selbst, es riecht verdächtig nach Gummi im Keller, morgens erwacht der Mann mit Talkum an den Fingern, womit man bekannterweise nicht nur Haut, sondern auch Tauchflossen schützt. Also fährt er persönlich zu der Bank, bei der der Betrüger in ihm das Konto eröffnet hatte… und hebt das Geld ab. Hein muß nur vor dem Automaten stehen, schon fällt ihm die Geheimnummer ein. Ihm ist schwindlig, er sieht fassungslos auf die Scheine. Als er die Bank verläßt, wird er verhaftet.
So weit, so schlecht. Das Problem, das für ein psychologisches gehalten werden könnte, entsteht indes eigentlich erst dadurch, daß Hein, kaum ist er in der U-Haft eingeschlafen, bei sich Zuhause erwacht: zerschlagen und noch die schmerzenden Spuren der Handschellen an den Gelenken. Da er die Angelegenheit schon deshalb nicht für einen Traum halten kann und sowieso moralisch hoch bewegt ist, begibt er sich umgehend ins Gefängnis zurück, wo man ihn sofort wieder in Gewahrsam nimmt. „Wie bist du hier herausgekommen?!“ Ein derber Stubs, man stößt ihn, findet er, ganz berechtigterweise in seine Zelle zurück. Doch abermals erwacht er Zuhause, jetzt schon etwas verärgert. Daß er bei seiner abermaligen Rückkehr ins Gefängnis zu sagen wagt: „Nun passen Sie doch besser auf mich auf!“ bringt ihm den dauernden Groll des Personals ein. Was jedoch weder diesem noch ihm selbst etwas hilft. Denn wieder… –
Hein ist nicht dumm und kann erkennen, wann etwas ausweglos ist. So daß er seinen Hausstand auflöst, sein eigenes, tatsächliches Konto räumt und seinem Arbeitgeber ein Kündigungsschreiben skizziert, das er auf dem Weg zum Flughafen – zwischenzeitlich hat man ihn noch dreiviermal wiederverhaftet und ins Gefänggnis gesteckt; er nimmt diese Unterbrechungen mittlerweile mit melancholischer Gelassenheit, wenn nicht sogar gelangweilt hin – in den Briefkasten wirft. Nach einem etwas längeren Flug läßt er sich in Venezuela nieder, Spanisch spricht er ja. Und die Kontakte seines inneren Hydes zu russischen Schieberorganisationen funktionieren auch hier. Nun zögert auch der Hein in ihm nicht mehr, sie in Bewegung zu setzen. Denn seinem Schicksal – so es eines ist – entgeht man nicht.
(Soeben ruft mich der nun bereits vierte fast-Geschädigte an, es sind alles Händler, die aber wohlweislich n i c h t bezahlt haben, sondern sich bei mir, dem vorgeblichen Verkäufer, rückversichern wollen. Gregor in der Besprechung gestern: „Ach, kümmer Dich gar nicht mehr darum. Sag jedem Anrufer, er soll Anzeige erstatten. Und Punkt. Lästig, aber mir zu dumm, um da überhaupt tätig zu werden.“)
[George Antheil, 1. Sinfonie. — Nee, das mach ich wieder aus, ist mir zuviel belangloses Musikgetüddel.]