Gesänge.

[Kaija Saariaho, Lichtbogen.]

ASSERTORIK 1 <<<<

Die Dschungel haben dunkel im Kopf, daß auch „Lola rennt“ so etwas tat. Auch früher bereits Bunuel. Und Ishiguro, wenn ich mich recht erinner. Es sind das aber immer Gelegenheits-Spiele, gewissermaßen Gags. Selbst wo sie sehr s c h ö n e, wichtige Arbeiten tragen.

Die drängende ästhetische Frage geht über solche Einmaligkeiten hinaus und schaut aufs neue Fundament. Es wird um die Antwort darauf gestritten, ob sich generell eine Roman-Poetologie entwickeln und durchhalten läßt, die der anthropologischen Kehre nicht nur Rechnung trägt, sondern sie ausdrückt. Möglicherweise hat sich Literatur als autonome Kunst überlebt und reicht wenigen grad als Unterhaltung noch hin. Ist der Roman bereits überkommen? Wir wissen nicht die Antwort auf das gefragte Zitat, noch aber halten wir fest. Und kalibrieren die Poetik. Denn der Mensch, zur Zeit, verändert sich signifikant. So wenig er das wahrhaben mag, so unangenehm es ihm ist: Nicht nur psychisch, auch physisch ist er längst, wenn auch noch moderat, prothetisiert. Jedes Piercing bereitet humanoide Bioports vor. Eine Literatur, die nicht zum gelegentlichen Konsumgut absinken, sondern Wirklichkeit erfassen und Aussagen über sie treffen will, hat sich dem formal zu stellen. Wir hybridisieren uns, dem muß Ästhetik Sprache geben. Atem. Doch weniger, um das Geschehen zu begreifen, als um es zu fühlen. Damit es zugänglich wird, dem Herzen und dem Instinkt. Deshalb querdurch ANDERSWELT die Rhythmisierungen und schließlich der entschiedene Strom in das Epos: Es soll wieder gesungen werden. B e s u n g e n.

Also wälzten sich mir die eilenden Jahre vorüber,
Unaufhaltsam, den Sohn zur schwarzen Pforte des Aïs
Drängend. Was half mir die Kunst und die List? Was die läuternde Flamme?
Was das weibliche Kleid? Den Edelsten rissen zum Kriege
Unbegrenzte Begier nach Ruhm und die Bande des Schicksals.

Goethe, Achilleis.

Auch darauf kommt es einer Assertorischen Poetik (2) an: Den Schicksalsbegriff neu zu füllen, ohne den Gedanken der Autonomie fahrenzulassen.

[Kaija Saariaho, Io.]

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .