DTs. (15. Dezember 2004).

4.47 Uhr:
[Mozart, Idomeneo]

Gestern bis gegen halb zwölf noch Goethes Achillëis abzutippen begonnen, ca. 6 TS-Seiten bisher, mühsame Arbeit, aber sie bringt in das Versmaß gut hinein, das ich für die Eriserzählung und später den letzten Teil von ARGO so brauche. Langes intensives Telefonat mit der etwas erkrankten und ohnedies sorgenvollen Do in FFM. Die Seichtigkeit, die nicht nur im Kunstbetrieb herrscht, sondern nun auch in die wissenschaftlichen Disziplinen übergreift, so sie nicht naturwissenschaftlich vermarktbare Ergebnisse vorweisen müssen. Dann mit einem Freund in Hessen um Geld telefoniert, der nun was überweist, so daß es am 1. Januar keine Katastrophe gibt. Ich sollte dringend Bettelbriefe an Banken schreiben, dabei meinen Stolz seine sämtlichen Zähne zusammenbeißen lassen und der eigenen Rechtfertigung halber konzentriert an Heinrich Heine denken.
Um 4.30 Uhr auf, das funktioniert wenigstens. Latte macchiato, Ofen, DTs – und ab an den Roman.



Tagesplanung

5.10 Uhr:

ARGO

9.00 Uhr:

Kurz DIE DSCHUNGEL. Dann

10 Uhr:

ein Rendezvous in Neu-Kölln. Katara & V.

gegen 12.30 Uhr:

Mittagsschlaf.

14 Uhr:

Analyse.

14.30 Uhr:

DIE DSCHUNGEL.
MF.
Evtl. Newsletter für Fiktionäre-Site hinausschicken.

19 Uhr:

ARGO: Achillëis ff.
DIE DSCHUNGEL.

22 Uhr:

DIE DSCHUNGEL ff.
??






8.40 Uhr:
[Marschner, Der Vampir.]

Abgesehen vom ARGO-Fließtext jetzt die ganze Struktur der Erissohn-Erzählung entworfen. Frage: Soll ich die Erzählung isngesamt vorziehen, also Verse etc. völlig ausführen, bevor ich „normal“ weitererzähle oder Segment für Segment vorgehen? Bin mir da jetzt etwas uneins, zumal ich ja den „Skamander“-Teil gern für den Döblin-Wettbewerb und das Berlin-Stipendium fertig hätte. Das wird sich kaum machen lassen, wenn ich mich auf die Homer/Goethe-Nachdichtung konzentriere. Außerdem verlöre ich dadurch evtl. Zusammenhänge, die ich jetzt noch im Kopf habe. Hm.

15.45 Uhr:

Leichte Magenattacke, von der ich nur hoffen kann, daß Sie sich nicht weiter aufbäumt.

Sehr schöne Begegnung mit Katara in Neukölln. Eine angenehme, sehr gebildete, sehr kluge attraktive junge Frau. Über gender, die Jugoslawien-Katastrophe und Verführbarkeit, bzw. Nicht-Verführbarkeit im Dritten Reich gesprochen (interessante Perspektive: Wie konnte es Widerstand geben? Also psychisch gesehen. Was hat ihn in einigen wenigen ausgelöst, in der großen Menge aber nicht?) Über Vergewaltigungen als bewußt eingesetzte Kriegsstrategie der Zerstörung sozialer Zusammenhalte. Usw.

Auf der S-Bahn-Fahrt im Laptop die ersten Verse der ARGO- Achillëis geschrieben; eine ziemliche Pfriemerei, dieses Silbenzählen. Bei Erissohn ist der alte Sprachmodus, besonders im Vokabular, völlig adäquat. Aber die Versform soll ja zunehmend den Romantext selbst übernehmen. Da wird es die Frage sein, wie sie sich mit modernem Sprachgebaren verträgt.
Jedenfalls ist bei dieser Dichtung schlecht auf viele Seitenzahlen zu kommen, weil die Einfällenicht so fließen können, sondern immer aufs Versmaß zurückkupiert werden müssen. Die Struktur der Erissohn-Erzählung stelle ich nachher noch in die Dschungel ein.

Eine Stunde geschlafen. Dann Analyse mit der unvermittelt wichtigen Frage: Inwieweit bin ich eigentlich aufs Wertesystem meiner Mutter gebunden geblieben; also weshalb tendiere ich dazu, meine fraglose Gegenwart in der ästhetischen Debatte so sehr zu verkleinern und den ökonomischen Mißerfolg nicht nur lebenspraktisch zu vergrößern, sondern ihn vor allem als Schuld zu erleben?
Das ist nun in der Tat eine Spur.

23.04 Uhr:
[Haydn, Späte Klaviersonaten (Gould)]

Den ganzen Abend über – neben kleinen Ausflügen ins Reich der Kontaktforen – an der Achillëis herumgeknuspert. Nach einiger Zeit läuft es besser; ich muß diese Hexameter am besten singen können, so inwendig muß mir das werden, bevor ich wirklich anfangen kann, elegant mit Daktylus und Spondeen und vor allem Lang- und Kurzsilben zu formulieren; momentan ist das noch reine Jongliererei. Aber ich merke, es wird. Wahrscheinlich sollte ich den Erissohn-Text anfangs als Exerzitie begreifen, von der alltäglich zwei Stunden zu absolvieren sind. Noch ist das ausgesprochen mechanisch. Interessant allerdings, daß ich beginne, die Zeilen wie aus dem Handgelenk zu memorieren. Das ist ja der ursprüngliche Sinn des Versmaßes (und später des Reims) gewesen: sich eine Geschichte so merken zu können, daß man sie, auch wenn sie lang ist, vortragen kann ohne abzulesen.

Arbeitsfortschritt:
ARGO, bis TS 139.
ARGO- Achillëis: Struktur, Inhalte, die ersten beiden Strophen.
LILITH-Fahnen korrigiert.