Schmerzhaft falsche Bilder.
Er ging zur Toilette, wo er lange sitzen blieb. (…) Er saß da, über einer Vergangenheit, die er wegspülen würde, die unbesehen verschwinden würde wie der Treibstoff einer Rakete (…)
Peinliche Stelzungen.
Das Mädchen mit der Brille war dagegen streng katholisch. Seine Beziehung zu ihr bestand hauptsächlich darin, daß sie miteinander redeten.
Stilistische Ungenauigkeiten.
Der Gestank erinnerte an den einer alten Gracht, in der das Wasser aufgerührt wird, nur irgendwie frischer.
Doch ist ein Buch noch nicht notwendigerweise schlecht, wenn sein Autor bisweilen schlecht formuliert. Genau das muß ein Kritiker wissen, das macht seine Arbeit so heikel. Es kann sogar ein sehr g u t e s Buch sein; trotz allem. Nur ist es dann nicht vollkommen – eine mit Loyola gesprochen ‚läßliche‘ Sünde.
Es ist grauenvoll gestelzt. Bitte nehmen Sie es hinfort.
W a s hinfort? Meines oder seines?
Seines. Es ist Folter.
[Habe mir heute das Büchlein besorgt von einem Bekannten. Nach 32 Seiten gab ich auf. Auch auf die Gefahr hin, ignorant zu erscheinen: Ich kann diese Sprache nicht ertragen. Vielleicht – und das müsste man überprüfen – ist die Übersetzung einfach grottenschlecht. Zum Glück schreibe ich die Rezension nicht, wäre da wenig zimperlich und zerisse es in der Luft. Grüblerischer Nachtrag: Hatte das Ding keinen Lektor??]
Ist es nicht die Unvollkommenheit, an der das Auge hängen bleibt?
Zuweilen. Lesen Sie es. Falls Sie es durchhalten *schmunzelt.
Etwas Unvollkommenheit, ich korrigiere mich, wenn ich darf……
Meines nicht. Ich nehme Unvollkommenheit h i n. Und dem Künstler (auch mir selbst, übrigens… g e r a d e mir selbst) dennoch übel. Stellen Sie sich bitte Guernica unvollkommen vor. Oder Kiefers Lilith. Oder van Goghs Selbstbildnisse. Oder Beethovens op. 111. Oder Jarretts Pariser Konzert. Oder Michael Mantlers Zusammenarbeit mit Jack Bruce. Oder Die Kinder der Finsternis von Niebelschütz. Oder Th. Manns Doktor Faustus. Undsoweiter.
Es ist die Liebe zum Gesamtwerk, die die Unvollkommenheit hinnimmt. Und das ist gut so.
Ich arbeite von diesem Grund aus: Stimmen die Fehler ?
( Aber, eben, s t i m m e n müssen sie.
Dann sind sie überwunden, haben sie sich
überwunden. Es ließe sich auch sagen,
also sehen, das Bild vor Augen:
Ja, so! So.
Es ist.)