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Ich fühlte dieses Gebäude sich sehr langsam über die Köthener Straße schieben; mir wurde fast schwindelig davon, so intensiv war der selbstverständlich völlig irreale Eindruck.
Fast ein wenig angeschlagen, machte ich mich wieder davon. Radelte heim. Versuchte zu schlafen. Was nicht oder unzureichend gelang; sowas um halb fünf, glaub ich, fielen mir endlich die Augen zu. Dann fuhr das Kriegsschiff Köthener Straße 26, als glitte eine Klinge durch Papier, zum Potsdamer Platz hinüber und teilte das je zur Seite hochbrechende Pflaster. Das Haus durchp f l ü g t e den Grund, hinterließ eine urbane riesige Ackerfurche, eine Demarkationlinie des Unheils, lange noch bevor es die postmodernen Gebäude bis unters SONY-Dach zum Einsturz brachte. Stumm flaschten die rotierenden Lichter der Einsatzwagen, stumm rasten Feuerwehrer herbei, stumm knallten die Türen. Stumm waren auch die Geschosse aus den Kanonenrohren der unversehens angerollten Panzerwagen mobiler Einsatzkommandos, stumm die Salven der Maschinengewehre, stumm prallten die Kugeln von dem Kriegsschiff ab. Erst im Tiergarten kam es zum Stehen. Stand stundenlang da. Wir umkreisten es immer wieder mit entsicherten Waffen, aber fanden kein Hinein. Da, endlich, öffnete sich die Tür. Und heraustrat… ich weiß es nicht mehr, denn ich schreckte aus dem Schlaf auf. Daß es Betty gewesen sei, ist bloß eine nachträglich hinzugefügte Erinnerung, nichts also als eine Interpretation der Plausibilität, auf die das Unbewußte a c h t e t.
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