Wie geschichtliche Wahrheit entsteht…
(Diejenigen, die zur Zeit der Todesfälle von Stammheim der Überzeugung waren, es habe sich um politisch angeordneten Mord gehandelt, sind nach etwas mehr als zwanzig Jahren dieser Meinung n i c h t mehr. Und zwar, obwohl sich seit damals an den Gegebenheiten der Fälle und ihren Herleitungen gar nichts geändert hat. Es reichte das Fortbestehen einer Meinung, die sich den neuen Generationen vererbte und der man sich schließlich selbst, durch Einschliff, anschließen ließ.)
… so entsteht auch das Bewußtsein über die Künste.
(CCCI).
Sie haben tatsächlich diesen eindruck? daß diese meinung verschwunden sei? ich selbst kann’s nicht nachschmecken. bin zu lange fort. weiß aber noch, was ich in den blicken fürchtete, die an dem betreffenden tag mir tausendfach angst machten, weil hinter ihnen eine schlecht verhohlene aggressivität lauerte, die rächen wollte, was ihnen selber an unrecht geschehen war… rächen an den feinden des staates, den sogenannten… denen, die ihnen das eingemachte herausholen und offen an den tag legen wollten…
Ich kenne wenige. Die an „die Morde“ noch glauben. Und habe in der Tat den Eindruck, daß geschichtliche Wahrheit durch Einschliff entsteht. Hinzu tritt, daß etwas, das vor sagen wir vier Generationen objektives Unrecht war, diese vier Generationen später objektiv Recht sein kann, denn den späteren Generationen ist es weder anzulasten noch zuzumuten, daß sie – etwa bei geschehener Landnahme – die eigene gelebte Heim „wieder“ herausgeben. Um auf neutralem Terrain zu bleiben: Wer käme jemals auf die Idee, von einem Sizilianer zu verlangen, seinen Grund und Boden Abkömmlingen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen wieder abzutreten? Nicht einmal Spanier verträten solch einen Anspruch, das Haus von Aragon nun hin oder her.