Und eben s o etwas.



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17 thoughts on “Und eben s o etwas.

  1. betroffen Sehr geehrter Herr Herbst, habe gelesen, dass nur noch Ihr Sohn Sie hindern würde “ zu gehen „. Ich kann Ihr Gefühl der Ohnmacht verstehen. Was nun ist aber zu tun, um Ihre Abreise, die doch zeitlich nahe zu sein scheint, abwenden zu können. Ich empfehle, da selbst schon in dieser Lage, Tage der Ruhe. Spazieren! Vermeiden Sie Alkohol. Schreiben Sie langsam. Jeden Tag nur einen gültigen Satz. Einen Satz sollten Sie schreiben, den Sie nicht nur denken, einen Satz, den Sie fühlen können. Geben Sie, solange Sie sich Luxus nicht leisten können, Luxus auf. Kündigen Sie eine Wohnung. Verzichten sie auf kämpferische Maßnahmen gegen Verlagsmaschinen. Vergessen Sie Ihre Feinde, denken Sie an Ihre Freunde! Haben Sie kein ungutes Gefühl, sobald Sie bis 8 Uhr geschlafen haben. Schlaf ist gesund. Der Tag ist lang. Im Schlaf kann man sich finden. Schreiben Sie also täglich einen Satz, den sie fühlen können. Einen Satz, der nur Ihnen gehört. Einen Satz, der niemals veröffentlich werden wird. Beginnen Sie ein privates Gespräch mit sich selbst. Bauen sie sich eine Ruhezone. Werfen Sie dort mit Bällen oder Kieselsteinen. Sein, nur S E I N. Ich freue mich auf weitere Geschichten, ich bevorzuge die eher kleinen, die man wie Kieselsteine in der Tasche minutenweise im Kopf hinundher schieben kann. Sie kennen Becketts Molloy sucking-stones : http://www.samuel-beckett.net/molloy1.html?

    JAZZ!

    Ihr Wenedikt J.B.

    ps. Erschrecken Sie mich nicht wieder!

    1. Geben Sie, solange Sie sich Luxus nicht leisten können, Luxus auf. Auflachend: Welchen schlagen Sie denn so vor? Musik zu hören?

      (Eine Wohnung aufgeben, geht übrigens nicht. Die Arbeitswohnung besteht aus einem als Bibliothek eingerichteten vollgestopften ein paar Quadratmeter großen Arbeitszimmer, in der Kinderwohnung lebe ich in der Küche, weil es dort außer ihr nur noch ein Kinderzimmer und das Zimmers meines Mitbewohners gibt. – Oh, ich vergaß das Bad.)

    2. Die Arbeitswohnung besteht aus einem als Bibliothek eingerichteten vollgestopften ein paar Quadratmeter großen Arbeitszimmer, in der Kinderwohnung lebe ich in der Küche, weil es dort außer ihr nur noch ein Kinderzimmer und das Zimmers meines Mitbewohners gibt… Verzeihen Sie!
      Aber ich habe Sie zum Lachen gebracht.
      Das freut mich!
      Das ist ein Anfang!

    3. „zu gehen“,wovon nur das Kind einen abhält. M u ß nicht den Freitod bedeuten. Ich bin, wie ich schrieb, aufgespannt zwischen Suizidalität und dem heftigen Willen, 124 Jahre alt zu werden, was dem einem Menschen derzeit möglichen biologischen Alter entspricht. Das zu erreichen, habe ich Lust… ja: Wollust. Und zwar mit den Depressionen zugleich. Schon so etwas schützt, also diese Lebenswut. Also erschrecken Sie nicht so.
      S o n d e r n: „zu gehen“ bedeutete eben a u ch, einfach Deutschland zu verlassen und in die Tropen, zu denen ich eine große Sehnsucht habe, zu ziehen… gerne auch als Entwicklungshelfer, gerne als Handlanger in Krankenstationen, das wäre mir, sollte ich tatsächlich mit meiner Kunst scheitern, alles recht und mehr noch:: überaus lieb – wenn es mich nur von diesem Literaturbetrieb endgültig entfernte. Nur h a b e ich diese Option nicht mehr, will ich nicht mein Kind, das ich liebe, verlassen. Auch d a s meinte ich mit: daran gehindert sein zu gehen.

      (Es gibt nur e i n e n von mir akzeptierten Grund für den Selbstmord: Nicht in die Lage kommen zu wollen, das Leben zu denunzieren. Einen Freitod also aus Lebensliebe.)

    4. 125 Jahre – … – … Sie werden nicht scheitern! Sie sind ein sehr guter Autor und Vater. Es ist denkbar, dass sie als Pflegehelfer in der Charite arbeiten werden oder auf irgendeiner Leprastation, sobald Ihr Sohn alleine durch die Zeit reisen kann. Dann arbeiten Sie an einer Stelle, da Leben und Tod auf die Sekunde genau zueinanderrücken, und schreiben und schreiben. Wer wird denn Verlagen gestatten, über Scheitern oder nicht Scheitern zu befinden! Wegen der Hospitäler könnte ich bei Gelegenheit helfen. Melde mich wieder. Ihr Wenedikt J.B.

    5. Freitod. Ich stimme Ihnen an diesem Punkt zu – vielleicht sogar in einem etwas erweiterten Sinne, der sich letztlich aber auch auf den von Ihnen benannten Nenner reduzieren lässt (mit der Anmerkung, dass der Freitod der „Denunziation des Lebens“ i m m e r vorzuziehen ist). Der maßgelbiche Unterschied liegt in der Tatsache, dass man sich in diesem Fall den Tod gibt, n i c h t das Leben nimmt.

  2. Autsch. Das kenn ich. Leider nur z u gut. Aber solange das Festnetz geht…. alles kein zu großes Problem. [Hab noch ne D1-Prepaid-Karte übrig. Für den Fall der Fälle… Gib Bescheid, wenn Du sie brauchst.]

    1. Autoten/innen-Los Das Festnetzt geht auch nicht mehr…. – es gibt Internetcafés (in einem sitze ich grade).
      Wenn Kunst und/oder Persona sich nicht korrumpiert, solange Kunst nicht die Hure der Finanz wird, ist diese Option, dieses „Los“ – um es dramatisch zu sagen – immer ein nahezu folgerichtiges Phänomen.

  3. lieber herbst, bleiben sie ruhig (die idee, mit kieseln und bällen zu spielen ist gut, auch mal bis 8h schlafen).
    sie sind ein maniker, versuchen sie aus der manischen lebensart in eine ruhigere zu gelangen. peitschen sie ihr nervensystem nicht dauernd mit musik auf, das kann auch in die andere richtung gehen und pathogen wirken.
    sie sind gut, verzweifeln sie nicht!
    ich denke an sie und sende ihnen beste gedanken.

    1. Jetzt breche ich hier noch Lanzen für Herbst – man lese und staune *zwinker. Scherz beiseite, ich breche sie (die Lanzen) im Grunde ebenso für mich an d i e s e r Stelle und [betont] bei d i e s e m Thema:

      Werter Ferromonte, haben Sie mal einen M a n i k e r erlebt? Mich hat einer ganze 21 Tage wach gehalten; nebenbei eine äußerst interessante Erfahrung in Bezug auf die Verschiebungsdimensionalität der Wahrnehmung. Oder wurde mittnächtens von der Polizei halbnackt auf einer Autobahn aufgefischt, nachdem er erneut fast drei Wochen am Stück wach war. Herbst hält Mittagsschlaf *mfg. Soviel dazu.
      Da ich – aus eigener Erfahrung – Situationen wie von Herbst beschriebene kenne, lassen Sie mich pragmatisch sein: Ein Care-Paket wäre mehr Hilfe als all die gutgemeinten Ratschläge, die hierzulande geradezu tonnenweise auf Lager liegen. Bitte nehmen Sie es nicht persönlich, denn Folgendes ist eine Kulturkritik: In der Zeit, in der die Ratschläge verfasst, Positionen bekräftigt und man sich selbst versichert hat, dass für „solche Fälle“ ja der „Staat“ schon Vorkehrungen getroffen hat (was ein Irrtum ist), wäre durch kleine Gesten die lästige Rechnung schon bezahlt. Sicher, man stünde weniger antroposophisch da – aber Menschlichkeit ist halt kein Auszeichnungs- oder Profilierungsgegendstand.

      (Hierzu fällt mir die anglische Distanziertheit ein, die in „Also sprach Bellavista“ so wunderbar benannt wurde: Ein Mann in London liegt auf der Strasse und die Passanten gehen an ihm vorbei, denkend: „Es wäre unhöflich, ihn zu stören, vielleicht will er dort liegen. Oder aber er braucht Hilfe, dafür gibt es staatliche Organisationen“. Der Mann stribt.
      Die gleiche Situation in Neapel: Ein Mann kippt auf offener Strasse um und ein Geschrei erhebt sich: „Bringt einen Stuhl und ein Glas Wasser, schnell!“
      Es entsteht so ein Tumult, so viele Stühle und Wassergläser werden gebracht, dass der Mann entweder von ihnen erschlagen oder ersäuft wird.
      Diese Karrikatur hat mir sehr gut gefallen – und ich bevorzugte d e f i n i t i v den letzteren Tod – von Intensität erschlagen zu werden. Lieber „vom Löwen erschlagen“ werden als von Ignoranz).

    2. Sehr geehrte Source, wer auch immer Sie sind – ein Autor von Format bettelt nicht und nimmt keine Care-Pakete entgegen. Ein gut überlegter, ein aus bitterer Erfahrung gewonnener Ratschlag ist unvergleichlich wertvoller, als ein Scheck von 200 Dollar, den man sofort in einer Bar versaufen kann. Ich habe Hochachtung vor einem Mann, der in aller Stille in einem Hospiz todkranken Menschen zur Seite steht. Wie können Sie Herrn Herbst unterstellen, er würde eine Telefonkarte, die ihm übermittelt wird, oder einen Scheck, nicht sogleich zurückschicken!

      Wenedikt J.B.

    3. Mitlachend. Ich kenne Herbst. Und eine Übersetzung für die Sponsorship-Site, von der Herr Hediger spricht, habe ich „besorgt“. Bleiben Sie locker. Es gibt mehr als Schwarz-Weiß oder ein: Wir nehmen keine Hilfe an – wir nehmen a l l e s.
      W e r hilft und w i e ist maßgeblich. Und zwar absoulut maßgeblich.
      (Herbst schickte mir Schriftstellerkollegin schon Zigaretten und ich ihm Wein. Und wir nähmen auch Schecks an voneinander. Weil sie keine Kompromittierung implizerten. Ich wollte auf etwas Anderes hinaus. Wenn Ihnen das entgangen ist… lesen Sie einfach noch einmal.
      Und bitte kommen Sie mir nicht mit: Ein Autor von Format muss nicht essen oder im Warmen schlafen. Oder darf keine Freunde haben, die ihm helfen. Am Ende darf er auch keine Mäzene haben. Das ist verklärter Romantizismus – und wer Autor ist – auch mit Format – entscheidet das selbst).

  4. Lachend. Welch eine absurde Diskussion sich hier entspinnt! Die Dschungel biegen sich gerade und verfilzen ihre Blätter ineinander, weil sie diese Auseinandersetzung an sich verstecken möchten, das aber andererseits a u c h wieder verräterisch fänden: Als m ü ß t e etwas verborgen werden.
    Ratschläge allerdings meiner Leser untereinander wären auf deren eigenen Blogs oder telefonisch vermutlich besser aufgehoben. Wenn sich der Autor mal kurz aus den beiseitegeschlagenen Büschen erheben und der Expedition was zuzischeln darf.

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