“Aber wenn Sie das alles aufschreiben, wird es doch bereits durch den Publikationsprozeß verändert und ist also anders.”*
Eben.
[Die eigene “Geschichte” zu Daten einer literarischen Person kneten, die ein Netzleben führt, das ganz ebenso real ist wie die Figur eines Romans, wofern man ihn aufschlägt und sich in ihn versenkt. Keine Frage, daß sich dieses Interesse innerhalb einer Poetologie Der Dschungel der Auseinandersetzung um das verbotene Buch verdankt und von dem Prozeß darum erst eigentlich angestoßen wurde.]
* Das spiegelt sich im Problem des Kitsches. “Aber ich habe wirklich so gefühlt” ist möglicherweise vollkommen wahr; doch im Moment, da das Gefühl niedergeschrieben und festgehalten, zumal publiziert wird, wird das authentische Gefühl banal und also klischiert. (Ein Klischee ist etwas, weil es häufig verwendet wird und nicht etwa etwas, das nicht wäre.) Deshalb braucht das “wahre Gefühl” in seiner literarischen Darstellung die Ent- und Verfremdung, ja ein wirkendes Moment von Lüge. Zu dokumentieren reicht nicht nur nicht, sondern bewirkt das Gegenteil. Das ist in der Tat ebenfalls in einem literarischen Weblog zu berücksichtigen, das sich unter anderem diesem PROJEKT PRIVATHEIT widmet.
[Nono, Prometeo.]
Wird es nicht bereits beim erzählen zu etwas anderem? Sobald es mitgeteilt wird, egal in welcher Form und zu welchem Zweck?
Ja. Genau deshalb bedarf auch ein Tagebuch der literarischen Form. Schon gar, wenn es sich literarisch n e n n t. Die Idee allein, etwas dokumentieren zu wollen, ist nicht haltbar. Etwas zu schildern und es dabei zu bewerten, allerdings schon.