8.45 Uhr:
Mit einer hauchdünnen Depression nach strudelndem Träumen wachgeworden, vielleicht die Gegenreaktion zu der plötzlichen (manischen) Hochstimmung gestern nacht; es kann aber auch eine Reaktion auf die DVD sein, die ich so spät, nach Abschluß meiner Arbeit, bis gegen 1.30 Uhr angeschaut habe: “Verschleppt” – eine Halbfantasie in der Zeit der argentinischen Diktatur: die Folterungen, die vermißten Menschen und eine Liebesgeschichte, die g u t endet, weil der telepathische Held der Geschichte, gspielt von Banderas, das so will. Das ist poetologisch ein geschickter Kniff von Regisseur und Autor, aber es bleibt einem der Geschmack einer leisen, doch doppelten Vergeblichkeit. Vor meinen Augen immer wieder das Bild, wie Ruedas’ und seiner Frau jugendliche Tochter “standrechtlich” erschossen wird. Und das Bewußtsein, daß diese Art von Unrecht in j e d e m Militär angelegt ist, strukturell nämlich, rein über das unbedingte Befehlssystem.
Am Schreibtisch dann aber diese Mail:
lieber ANH,
(…) im uebrigen werden wir uns (wahrscheinlich) bald mit literatur im internet
beschaeftigen (forschungsprojekt, aber noch nicht genehmigt), und da kommen
wir an Ihrer seite nicht vorbei… wir „sehen“ uns also bald wieder.
(…) P. + R. G.
Wiewohl ungern, werde ich ARGO heute liegenlassen und mich sofort wieder an die Korrekturen des DSCHUNGELBUCHs setzen. Ich muß den Roman ja sowieso unterbrechen, da es morgen abend nach Oßmannstedt geht, wo ich bis zum Sonntag mit vier anderen Autoren als quasi-Juror zu einem literarischen Workshop gebeten bin. 330,– Euro Honorar für zweieinhalb Tage, das ist ein denkbar geringer Lohn, aber ich brauche das Geld. Und werde meinen väterlichen Freund Dieter B. wiedersehen, und sowieso macht diese Art Arbeit viel Freude. Nur soll Katanga bis morgen abend die erste Tranche DSCHUNGELBUCH fertig vorliegen haben, damit er sie entsprechend für die fiktionäre Seite bearbeiten kann.
21.42 Uhr:
Die erste Tranche DSCHUNGELBUCH fertiggestellt. Jetzt für Katanga auf CD-ROM brennen und für die fiktionäre Seite bearbeiten lassen. Vielleicht guck ich nachher nochmal in ARGO. Aber erst muß der Kleine ins Bett, den ich ja nur heute habe, da ich morgen bis zum Sonntag auf das Seminar des Jungen Literaturforums Hessen-Thüringen muß.
In Den Dschungeln meldete sich wieder bvl, den ich gleich gelöscht habe. Er hat wirklich Probleme loszulassen. “Ja weiß er nicht, wann eine Sach ihr Ende hat?” fragt die Marschallin bei Hofmannsthal den Ochs. Und der Link, den der Mann auf adupe legte, war ohnedies rein unnötig, da ich selbst das schon mehrfach vorhergetan hatte. Alles ist darauf angelegt, mich zu diskriminieren, sogar der gelegte Link wollte so tun, als hätte ich selbst das eben n i c h t getan. Die unreinste Muppetshow, das Ganze. Letztlich geht das alles auf Kosten der Frau. Wäre es nicht derart dumm, man müßte sich ekeln. Wurscht. Arbeiten. Mein Junge. Lieben. Nur darauf kommt es an.
War mit dem Jungen noch in der “Per Anhalter durch die Galaxis”-Verfilmung. Für den Kleinen, auch wenn er manchen Witz nicht versteht, war der Streifen okay. Ansonsten eher marginal und leider selten wirklich komisch.
Arbeitsfortschritt:
DSCHUNGELBUCH, erste Tranche (roh) fertig.